IHK-Blitzumfrage zu betrieblichen Corona-Tests: Testbereitschaft der Firmen steigt

Eine IHK-Blitzumfrage hat ergeben, dass immer mehr Unternehmen der heimischen Wirtschaft ihren Belegschaften Corona-Tests anbieten.

„Immer mehr Unternehmen der heimischen Wirtschaft bieten ihren Belegschaften Corona-Tests an. 37 Prozent der Firmen setzen Tests bereits um, weitere 24 Prozent planen dies in Kürze. Innerhalb der letzten drei Wochen hat damit das Thema in den Unternehmen erheblich an Fahrt aufgenommen. Man sieht, wozu freiwilliges Handeln in der Lage ist.“ Mit diesen Worten bilanziert IHK-Präsident Felix G. Hensel eine neuerliche IHK-Blitzumfrage, an der sich in den vergangenen beiden Tagen 501 Unternehmen beteiligten. Wenn man bedenke, dass die Nutzung von Selbst- und Schnelltests den Unternehmen erst seit wenigen Wochen erlaubt sei, werde deutlich, wie schnell und konsequent die Wirtschaft mittlerweile in diesem Feld handele. Felix G. Hensel weiter: „Hätte die Politik in Bund und Land die Formulierung und Umsetzung einer Impf- und Teststrategie mit derselben Konsequenz umgesetzt, wären wir heute in der Covid-19-Bekämpfung etliche Schritte weiter.“

Es bestehe in der heimischen Wirtschaft verbreitete Skepsis, was die derzeit von der Kanzlerin und Teilen der Regierungskoalition offen angedrohte Testverpflichtung für Betriebe betreffe. Diese lehnen 49 Prozent der befragten Betriebe ab. 39 Prozent der Unternehmen können sich eine solche Verpflichtung nur vorstellen, wenn der Staat die Kosten übernimmt. Lediglich 12 Prozent der befragten Firmen halten diese Testpflicht für sinnvoll und wären auch bereit, sie auf eigene Kosten durchzuführen. 88 Prozent der befragten Betriebe sehen im Infektions- und Gesundheitsschutz eine wichtige Aufgabe des Staates, der hierfür auf eigene Kosten ja auch derzeit dabei sei, flächendeckend Testzentren einzurichten. Dennoch halten 58 Prozent der Firmen eine betriebliche Angebotspflicht für Corona-Tests in Unternehmen für sinnvoll, nur 15 Prozent der Unternehmen sind indessen bereit, hierfür die Kosten zu tragen. Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer Angebots- und Testpflicht sehen insgesamt 58 Prozent der befragten Unternehmen. In erster Linie sind es juristische Fragen, die bei der Durchführung völlig unklar erscheinen. Dies gaben 52 Prozent dieser Firmen an.

Daneben befürchten die Unternehmen einmal mehr bürokratischen Aufwand (43 Prozent). Auch die Kostenbelastung (32 Prozent) und nach wie vor gegebene Lieferengpässe (29 Prozent) werden als problematisch angesehen. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Selten haben wir als IHK eine Befragung durchgeführt, in der uns derart viele ungeklärte Fragen übermittelt wurden. Wird in der Arbeitszeit getestet? Wie wird bei Homeoffice und Außendienst verfahren? Wer trägt die Kosten des Arbeitsausfalls? Welchen Wert haben betriebliche Bescheinigungen? Was geschieht, wenn falsche Testergebnisse zu kostspieligen Quarantänemaßnahmen führen? Wie gehen wir mit Leuten um, die Tests ablehnen? Die bestehende Unsicherheit der Firmen ist offenkundig, sie wächst weiter, wenn die Regierung jetzt auch noch eine Testpflicht anordnet.“ Etliche Unternehmen haben offenbar den Eindruck, dass entsprechende Testpflichten durch die Politik im Wesentlichen deswegen thematisiert werden, um vom eigenen Fehlverhalten abzulenken. Viele Firmen sähen sich durch die politische Drohung mit der Testpflicht offenbar auch ein weiteres Mal „drangsaliert, nicht aber mit ins Boot geholt“, wie es ein Unternehmer formulierte. Klaus Gräbener: „Den meisten leuchtet nicht ein, warum man etwas regeln soll, was man im Ergebnis überhaupt nicht steuern, geschweige denn überprüfen kann. Recht zu setzen, ohne es durchsetzen zu können, ist weder redlich noch sinnvoll.“ Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass immerhin 42 Prozent der Firmen keine Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer Angebots- und Testpflicht sehen. Dies verdeutliche, dass die betrieblichen Einschätzungen in dieser Frage durchaus geteilt seien.

Gespalten ist die heimische Wirtschaft auch in der Einschätzung zur besten politischen Vorgehensweise in der derzeitigen epidemischen Lage. Nach wie vor setzt die Mehrzahl der Firmen (52 Prozent) auf freiwillige Lösungen, die die Eigenverantwortung der Unternehmen in den Mittelpunkt stellen. Allerdings sind auch starke 48 Prozent der Auffassung, dass jetzt seitens der Politik konsequente regulatorische Maßnahmen angezeigt seien, die für alle einheitliche Bestimmungen festsetzten. Felix G. Hensel: „Dies werten wir auch als Indiz dafür, dass der Flickenteppich unterschiedlichster Landesregelungen bei den Firmen mittlerweile nur noch Frust auslöst. Etliche in der heimischen Wirtschaft meinen, es werde in der Politik zu viel folgenlos diskutiert, jedoch viel zu wenig konkret gehandelt.“ Die heimischen Unternehmen wünschen offenbar mehr bundeseinheitliche, vor allem aber verbindlicher umgesetzte Lösungen. So gaben 58 Prozent der Firmen an, dass sie eine Test- und Angebotspflicht mehrheitlich nicht alleine auf Hotspots begrenzt sehen möchten, sofern sie politisch beschlossen werde. Felix G. Hensel: „Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass man klar formulierten einheitlichen Lösungen den Vorzug vor dem kompletten Durcheinander an Einzelregelungen gibt, das wir seit Monaten erleben.“

Wie stark die Politik in Bund und Land in der Wirtschaft an Rückhalt verloren hat, machten die Unternehmen in der Blitzumfrage ebenfalls deutlich. Nach Schulnoten zwischen „Sehr gut“ und „Ungenügend“ für das Krisenmanagement der Bundesregierung befragt, vergaben die heimischen Firmen für die große Koalition die Durchschnittnote 4,5. Noch etwas schlechter schnitt die Landesregierung ab, sie erhielt die Durchschnittsnote 4,6. Das Krisenmanagement der beiden Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe wurde dem gegenüber besser beurteilt, wenn auch nicht euphorisch. Hier lag die Durchschnittsnote bei 3,7, wobei auffiel, dass die Olper Unternehmen mit dem Kreis-Corona-Management (3,5) etwas zufriedener waren als diejenigen in Siegen-Wittgenstein (3,8).

Text: IHK Siegen; Foto Pixabay/ neelam279

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