Gibt es doch noch eine Chance für die Route 57?

MdB Oliver Wittke kam zu einem verkehrspolitischen Gespräch mit Unternehmern, Logistikern, Betriebsräten und heimischen Abgeordneten nach Bad Berleburg. Dabei stand das Projekt Route 57 im Mittelpunkt.

Die unendliche Geschichte in Sachen Verkehrsanbindung Wittgenstein, sprich Route 57, geht weiter und findet vielleicht doch noch ein Happy End. Das deutete jetzt Oliver Wittke bei einem Besuch in Bad Berleburg an. Der ehemalige Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen und jetziges Mitglied des deutschen Bundestages für die CDU informierte sich auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Siegen bei der BSW Berleburger Schaumstoffwerk GmbH über die Notwendigkeit einer besseren Verkehrsanbindung Wittgensteins an das Siegerland. Dabei traf er auf eine ganze Reihe von namhaften Vertretern aus der heimischen Wirtschaft, den Unternehmen, Gewerkschaften und Betriebsräten. Ebenso mit dabei waren Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann, Volkmar Klein (MdB) sowie die NRW-Landtagsabgeordneten Falk Heinrichs und Jens Kamieth.

Die schlechte Verkehrsanbindung Wittgensteins an das Siegerland sei nicht nur für die hier ansässigen Unternehmen ein immer größeres Problem, auch die hier lebenden Menschen müssten schon über Jahrzehnte straßenbautechnischer Untätigkeit hinweg Zeit und Geld für ihren Weg von und zur Arbeit investieren, machte Dirk Pöppel, Gesellschafter von BSW, gleich zu Beginn deutlich. Es gehe also bei dem Projekt Route 57 nicht nur um die Belange der Wirtschaft, vielmehr leide die gesamte Region unter der schlechten Verkehrsinfrastruktur. Das Thema Verkehrsanbindung Wittgenstein könne demnach nicht nur eindimensional betrachtet werden, es geht alle an. „Ich finde es schon seltsam, dass die Politik einerseits vollmundig von einem mittelständisch geprägten, innovativen Südwestfalen spricht, angeblich ja ein Land voller Hidden Champions, die zusammen mit ihren Mitarbeitern vor allem eines können, nämlich kräftig Steuern zahlen, und andererseits als strategischer Weichensteller verkehrsinfrastrukturell für Wittgenstein nichts tut“, so Dirk Pöppel. Wittgenstein müsse wohl für die Düsseldorfer so etwas wie ein Zonenrandgebiet sein.

Ingo Degenhardt, Regionsgeschäftsführer der DGB-Region Südwestfalen, unterstrich in seinen Ausführungen vor allem die Allianz von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in dieser Frage. „Wir setzen uns gemeinsam ein für die Verwirklichung der Route 57, weil daran auch über 30.000 Arbeitsplätze hängen.“ Und gerade die Unternehmensvertreter zeigten dem Besucher aus Berlin sehr deutlich die schon jetzt vorhandenen Probleme der schlechten Verkehrsanbindung auf.

Die Bikar Metalle GmbH mit Stammsitz in Bad Berleburg ist beispielsweise eines der führenden Häuser im Handel mit Aluminium, Kupfer, Messing, Rotguss, Bronzen, Sonderlegierungen und Kunststoffen – und das weltweit. „Wir sind als Handelsunternehmen auf gute Verkehrswege angewiesen, um unsere Kunden schnell und zuverlässig beliefern zu können. Das ist aber von hier aus kaum noch möglich. Das war für uns mit ein Grund, außerhalb der Region zu investieren“, erläuterte Claudia Bikar.

Viele Mitarbeiter von SMS in Hilchenbach kämen aus Wittgenstein. Auch sie seien auf eine gute Verkehrsanbindung angewiesen, unterstrich SMS-Logistikleiter Ralph Helsper. Harald Rackel, Mitglied im Vorstand der SMS group, verwies darüber hinaus auf die akute Schwerlastproblematik, die über kurz oder lang zu Produktionsverlagerungen führen könnte. Außerdem sei es dringend notwendig, die Planungszeiten für Verkehrsprojekte deutlich zu beschleunigen. Bis 2030 könne man nun wirklich nicht mehr warten.

Winfried Schwarz, Geschäftsführer der EJOT Gruppe aus Bad Berleburg, machte seinem Unmut über die bisherige Behandlung der Wittgensteiner Verkehrsprobleme durch die Politik noch deutlicher Luft: „Wie Wittgenstein in den letzten 40 Jahren verkehrspolitisch behandelt wurde, ist eine Zumutung.“ Unterstützt wurde er dabei von IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Dass sich die industriestärkste Region in Nordrhein-Westfalen aus Sicht der Politik eine schlechte Infrastruktur leisten kann, ist ein Skandal.“

Andere Unternehmensvertreter wiesen auf die negative demografische Entwicklung in der Region hin und auf die Schwierigkeiten, Auszubildende und qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Das Problem werde in Zukunft immer akuter und durch die schlechte Verkehrsanbindung der Region zusätzlich verschärft.

Genügend Stoff also für Oliver Wittke, der den anwesenden Gesprächsteilnehmern aber gleich deutlich machte, dass die Aussichten, die Route 57 doch noch in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans aufzunehmen, gar nicht so schlecht seien. „Wir haben uns mit den Vertretern aus Nordrhein-Westfalen im Verkehrsausschuss des Bundestages darauf verständigt, aus der Vielzahl von Einsprüchen und Vorschlägen drei ganz konkret nachzubessern. Ein Projekt davon ist die Route 57. Ich bin daher recht optimistisch, dass wir es schaffen werden, die Kette von Ortsumgehungen als Ganzes in den vordringlichen Bedarf aufzunehmen.“ Allerdings, so Wittke weiter, müsse dann auch das Land die notwendigen Planungen zeitnah in Angriff nehmen und vorantreiben.

Auch hier werde die Region am Ball bleiben und der Landespolitik Druck machen, versprach Klaus Gräbener. „Wie können, was die Route 57 angeht, sehr penetrant sein.“

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