Forschung für bessere Straßen

Prof. Dr.-Ing. Dawei Wang (l., Insitut für Straßenwesen) und Prof. Dr.-Ing. Jürgen Steinbrecher (Lehrstuhl für Stadt- und Verkehrsplanung) beim 1. Siegener Straßenbautag.

Die Straßen der Zukunft sind schlau – und sie kommunizieren mit uns. In den Straßenbelag eingelassene Mikrochips zeichnen den Verkehr auf und senden ein Signal an die Navigationsgeräte der Autos. Die Insassen werden so laufend über die aktuelle Verkehrssituation informiert. Warnungen vor Unfällen oder Geisterfahrern sind viel präziser, als in den Verkehrsnachrichten im Radio. Für Verkehrszählungen müssten lediglich die Chips in den Straßen ausgelesen werden, ebenso, um Informationen über Asphalt-Schäden zu erhalten. Beim 1. Siegener Straßenbautag haben sich ExpertInnen über zukünftige und aktuelle Entwicklungen im Straßenbau ausgetauscht. Das Institut für Straßenwesen (ifs) der Universität Siegen hatte zu der Veranstaltung eingeladen.

„Die intelligente Straße ist flächendeckend aktuell sicherlich noch eine Zukunftsvision. Bei anderen Themen sind wir dagegen schon deutlich weiter – etwa der Frage, wie Straßen künftig nachhaltiger gebaut werden können oder wie sich der Verkehrslärm reduzieren lässt“, sagt Prof. Dr. Dawei Wang von der Uni Siegen. So erläuterten beim Straßenbautag Experten aus den Niederlanden, wie dort heute schon Asphalt zu 100 Prozent recycelt und erneut im Straßenbau eingesetzt wird. Um akustisch optimierte Straßenbeläge ging es im Vortrag von Dr. Andreas Schacht (Bundesanstalt für Straßenwesen). Durch einen speziellen aufrollbaren Belag aus Kunststoff könnten Straßen künftig geräuschärmer werden: Die Deckschicht mit optimierter Oberflächentextur und poröser Struktur „schluckt“ den Lärm der Fahrzeuge – das Einsparpotenzial liegt bei bis zu zwölf Dezibel.

Auch die Instandhaltung von Straßen und das Erhaltungsmanagement von Land und Kommunen war Thema beim 1. Siegener Straßenbautag. „Ziel der Veranstaltung war es, einen Überblick über aktuelle Themen im Straßenbau geben. Vertreter der Bauindustrie sollten außerdem einen Eindruck davon bekommen, woran gerade geforscht wird“, erklärt Micha Buch, Mitarbeiter des Instituts für Straßenwesen. Ein Forschungsschwerpunkt an der Uni Siegen sind innovative Materialien für den Straßenbau. „Wir untersuchen, ob die herkömmlichen Asphaltbestandteile durch andere Stoffe ersetzt werden können und welche Vorteile das bringt.“

Das Bindemittel „Bitumen“ und Gesteinskörner – das sind die klassischen Bestandteile von Asphalt. Das Problem: Bitumen wird aus Erdöl gewonnen, einem endlichen Stoff, der in Raffinerien unter großem Energieaufwand destilliert werden muss. „Ein Ziel unserer Forschung ist es, Bitumen durch einen anderen Stoff zu ersetzen, um die Umweltbilanz für Herstellung und Einbau des Asphalts zu verbessern. Gleichzeitig müssen die Straßen natürlich stabil und funktionstüchtig bleiben“, erklärt Prof. Wang. Ein möglicher Ersatz für Bitumen könne zum Beispiel der Kunststoff „Polyurethan“ sein. Er wird zum Teil aus Pflanzenöl gewonnen und ist daher deutlich umweltfreundlicher.

Die Siegener WissenschaftlerInnen untersuchen außerdem, ob statt natürlicher Gesteinskörnung möglicherweise auch recycelte Sanitärkeramik für die Asphaltherstellung verwendet werden kann. „Das bedeutet ganz praktisch, dass wir alte Waschbecken zertrümmern und mit den Keramikstücken experimentieren“, sagt Micha Buch. Das Siegener Institut für Straßenwesen kooperiert bei den Versuchen eng mit der RWTH Aachen. Auch eine gemeinsame Teststrecke ist bereits geplant, um den neuartigen Asphalt unter Belastung zu erproben. Die Forschungsergebnisse wurden bereits in verschiedenen, internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht.

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