Chancen und Risiken im Exportgeschäft

„Kriegerische Auseinandersetzungen stehen in zahlreichen Staaten auf der Tagesordnung. Trotz der damit verbundenen politischen Unwägbarkeiten sieht die heimische Industrie im Export erfreulicherweise weiterhin mehr Chancen als Risiken. Mehr als 40 Prozent der befragten Betriebe erwarten in den kommenden Monaten steigende Auslandsumsätze“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die wichtigste Erkenntnis einer aktuellen Export-Umfrage zusammen, an der sich knapp 120 Firmen beteiligten, die weit überwiegend der heimischen Industrie zuzurechnen sind. „Die Hauptrisiken beim Export sieht knapp die Hälfte der Industrieunternehmen in sinkenden Aufträgen aus Russland und der Ukraine. Die trotz der vereinbarten Waffenruhe kriegsähnlichen Zustände in der Ukraine sowie die starken Spannungen zwischen Russland und ‚dem Westen’ wirken sich besonders negativ auf regionale Unternehmen aus“, betont Gräbener. Nicht jedes Unternehmen sei dabei durch unmittelbare Exporte betroffen. Auch die mittelbaren Geschäfte von Kunden im Inland, die aufgrund der Russland/Ukraine-Krise weniger Vorprodukte bestellten, „schlügen ins Kontor“. Ein Viertel der befragten Industrieunternehmen exportiert direkt in diese Region. Mit zwei Dritteln erwartet der Großteil davon in den kommenden Monaten sinkende Exporte nach Russland und in die Ukraine.

Die wirtschaftliche Entwicklung in China verfolgten mehr als ein Viertel der Industriebetriebe mit Sorge. „Allerdings sieht trotz der jüngsten Turbulenzen an den chinesischen Börsen auch knapp ein Fünftel dort weiterhin Exportchancen. Eintrübungen werden im Reich der Mitte – wenn überhaupt – nur auf hohem Niveau gesehen“, ergänzt IHK-Referatsleiter Stephan Jäger, der die Umfrage durchführte. 29 Prozent der befragten Industrieunternehmen exportierten nach China. Über 40 Prozent davon setzten auf steigende Geschäfte, nur ein Viertel befürchte diesbezüglich Einbußen.

Die größten Exportchancen werden auf der anderen Seite mit 41 Prozent der Industriebetriebe in den Kernländern der EU gesehen. Bei der Vielzahl der internationalen Turbulenzen stellt Kerneuropa einen „sicheren Hafen“ für die heimischen Unternehmen dar. Zudem zeigen die jüngsten Wirtschaftsreformen dort positive Wirkungen. Ein Drittel der direkt in die EU-15 exportierenden Firmen erwarten diesbezüglich steigende Auslandsumsätze. Jäger: „Die Griechenland-Krise spielt dabei keine Rolle: Nur 13 Prozent der Industrieunternehmen sehen hier ein Risiko. Nur für jeden sechsten Betrieb sind Exporte dahin auch überhaupt relevant.“

Ein Drittel der Industrieunternehmen erwartet wachsende Impulse durch das Exportgeschäft in Nordamerika. Ein Großteil der direkt dorthin verkaufenden Betriebe setzt auf steigende Geschäfte. Chancen verbinden 18 Prozent der Industriefirmen mit Blick auf die neuen EU-Länder seit 2004 bzw. 2007 (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern, Bulgarien und Rumänien).

Durch das neue Atomabkommen mit dem Iran erhofft sich rund jeder achte Industriebetrieb wachsende Exportchancen. Klaus Gräbener: „Viele Unternehmen in der Region haben noch gute Geschäftskontakte in den Iran, die sie bei Wegfall der Wirtschaftssanktionen reaktivieren könnten. Ein Engagement dort setzt jedoch zudem ein funktionierendes Bankensystem voraus.“ Aufgrund der Sanktionen sind die Exporte bis dato entweder ganz unterbunden oder lohnen sich durch den gestiegenen bürokratischen Aufwand einfach nicht. Die Mehrheit von 61 Prozent der Industrieunternehmen geben die fünfzehn Kernländer der EU als Zielregion ihrer Exporte an. Auf dem zweiten Platz stehen mit einem Anteil von 31 Prozent die neuen EU-Länder seit 2004/2007. Es folgen Nordamerika (30 Prozent), China (29 Prozent), Asien ohne China (28 Prozent), Südosteuropa (ohne EU-Länder) inkl. der Türkei (27 Prozent) sowie Russland bzw. Ukraine (25 Prozent). Aber auch nach Südamerika (22 Prozent), in den Nahen Osten und nach Afrika (21 Prozent) exportiert eine ganz Reihe von Industriebetrieben.

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