84.000 Euro für Auslandsaufenthalte von Auszubildenden

Der bevorstehende Brexit erschwert auch die Bedingungen für die Austauschprogramme heimischer Auszubildender in britische Firmen.

Der Brexit rückt näher. Rudert die britische Politik nicht noch zurück, stehen nach dem Austritt der Briten aus der Europäischen Union (EU) mit großer Wahrscheinlichkeit keinerlei Mittel der EU mehr für grenzüberschreitende Austauschprogramme heimischer Auszubildender in britische Firmen zur Verfügung. Seit 2014 finanzierten 218 Lehrlinge hiesiger Firmen ihren Aufenthalt in Großbritannien zu wesentlichen Teilen aus diesen Mitteln. Allein 2018 absolvierten 38 junge Menschen in regionalen Einzelhandels-, Industrie- und Zuliefererunternehmen, in Werbeagenturen, Maklerbüros oder staatlichen Behörden, Bibliotheken und sozialen Einrichtungen ein vierwöchiges Praktikum in Portsmouth und Umgebung. Nach dem 30. März besteht dafür voraussichtlich keine Rechtsgrundlage mehr. „Unsere Austauschaufenthalte in Portsmouth sind seit über fünf Jahren bestens etabliert. Sie nutzen den Firmen ebenso wie den jungen Leuten. Wir wollen sie daher trotz Brexit verstetigen. 84.000 € wird die IHK Siegen hierfür in den kommenden drei Jahren zur Verfügung stellen“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener einen Beschluss der Vollversammlung aus dem Dezember. Die IHK sorgt mit dem Geld dafür, dass 60 Auszubildenden mit jeweils 1400 € ein vierwöchiges Auslandspraktikum in Portsmouth mitfinanziert wird. Teilnahmeberechtigt sind volljährige Auszubildende aus den Mitgliedsunternehmen der IHK Siegen, die seit etlichen Jahren grenzüberschreitende Praktika von Lehrlingen organisiert und unterstützt. Klaus Gräbener: „45 % unseres Industrieumsatzes gehen ins Ausland. Unsere Firmen sind international aufgestellt. Deswegen macht es Sinn, wenn auch die betriebliche Ausbildung internationale Elemente umfasst. 2018 absolvierten rund 100 Auszubildende heimischer Firmen ein gefördertes Auslandspraktikum, etliche davon in Großbritannien. Dies entspricht etwa 5 % aller neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse. Eine hervorragende Quote, die wir weiter ausbauen wollen.“

Die Auslandspraktika bieten jungen Menschen die Chance, wertvolle Berufserfahrungen zu sammeln. Dies bezieht sich auf die Sprache, die Kultur und auch die Arbeitswelt in dem jeweiligen Gastland. Die Erfahrungen zeigen, dass die Jugendlichen durch den internationalen Wind, der ihnen dabei um die Nase weht, an Selbstbewusstsein und persönlicher Kompetenz gewinnen. Etliche Ausbilder heimischer Unternehmen bestätigen, dass die während der Auslandspraktika erworbenen sozialen, interkulturellen, sprachlichen und organisatorischen Kompetenzen dauerhaft wirken. Das Vorhaben ist zunächst auf drei Jahre beschränkt. Die Unternehmen beteiligen sich mit 21.000 €. Von den Auszubildenden wird erwartet, dass sie rund 200 € für Anreise und Fahrtkosten vor Ort aufbringen. Klaus Gräbener: „Diese Entscheidung ist keine Selbstverständlichkeit und unterstreicht unseren Willen, hier auch ohne öffentliches Geld Akzente zu setzen. Wir sehen hierin ein starkes Signal der Wirtschaft.“

Für die Umsetzung des Vorhabens sowie die komplette Beratung und Betreuung von Betrieben und Auszubildenden zeichnet in der IHK Dr. Christine Tretow verantwortlich. Sie organisiert Infoveranstaltungen in Unternehmen, an Berufskollegs und in Ausbilderkreisen, berät in Einzelgesprächen Personalverantwortliche und Auszubildende, bereitet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das vierwöchige Praktikum in Portsmouth vor und hilft zudem bei der Erstellung erforderlicher Dokumente und Anträge bei Sozialversicherungsträgern sowie der Planung und Buchung der Anreise. Die Auslandsaufenthalte wurden bisher aus „Erasmus+“ gefördert, dem Programm der EU für Bildung, Jugend und Sport. Dr. Christine Tretow: „Auch in den kommenden Jahren bereiten wir alle jungen Menschen ausführlich auf ihren Auslandsaufenthalt in Portsmouth vor. Von der Information über praktische Hinweise bis hin zum Vorbereitungsseminar bekommen die Auszubildenden sämtliche Informationen, die für einen erfolgreichen Auslandsaufenthalt in Südengland erforderlich sind.“

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