2012 war ein solides Jahr für die M+E-Industrie in Siegen-Wittgenstein

Fast 85 Prozent der Unternehmen, die sich an unserer Umfrage beteiligt haben, bezeichneten ihre aktuelle Geschäftslage zwar als gut oder befriedigend. Allerdings erwarten nur noch 4,5 Prozent für 2013 eine weitere Verbesserung. 48 Prozent gehen sogar von einer Verschlechterung aus.

2012 war für die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Siegen-Wittgenstein ein solides Jahr. Die Erwartungen für 2013 sind allerdings deutlich zurückhaltender. Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige Konjunkturumfrage des VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen, an der sich 43 Unternehmen mit annähernd 12.000 Beschäftigten beteiligten.

„Die Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung wird die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein 2013 in zunehmendem Maße treffen. Das hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung. Wir müssen uns dabei insbesondere auf eine Zunahme der Kurzarbeit einstellen“, erläuterte VdSM-Vorsitzender Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal. „Deshalb begrüßen wir die von der Bundesregierung beschlossene Verlängerung des Kurzarbeitergeldes von sechs auf zwölf Monate.“ In den Krisenjahren 2009 und 2010 konnten durch die damaligen Regelungen zur Kurzarbeit viele Arbeitsplätze gesichert und erhalten werden. „Dieses Instrument hat sich bewährt. Unsere Unternehmen können damit schnell reagieren, um eine wirksame Beschäftigungssicherung zu gewährleisten“, so Jörg Dienenthal.

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für 2013 trüben sich deutlich ein.

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für 2013 trüben sich deutlich ein.

„Wir befinden uns derzeit zwar noch nicht in einer akuten Krisensituation, aber die Zeichen mehren sich, dass wir im kommenden Jahr mit einem deutlichen Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung rechnen müssen“, unterstrich auch VdSM-Geschäftsführer Joachim Schmidt-Classen. „Fast 85 Prozent der Unternehmen, die sich an unserer Umfrage beteiligt haben, bezeichneten ihre aktuelle Geschäftslage zwar als gut  oder befriedigend. Allerdings erwarten nur noch 4,5 Prozent für 2013 eine weitere Verbesserung. 48 Prozent gehen sogar von einer Verschlechterung aus.“

Anzeichen für eine Abkühlung lassen sich auch aus den Angaben zu den Auftragseingängen ableiten. Im Vergleich zu 2011 sind die positiven Bewertungen „gut“ oder „befriedigend“ hier deutlich zurückgegangen. Die Beurteilung  „schlecht“ hat hingegen erheblich zugenommen. Dies gilt gleichermaßen für die Auftragseingänge aus dem Inland wie aus dem Ausland. In konkreten Zahlen gaben knapp 61 Prozent der Unternehmen an, ihre Auftragseingänge aus dem Inland seinen 2012 gut bis befriedigend gewesen. 2011 waren es noch über 73 Prozent. 43,6 Prozent meldeten einen schlechten Auftragseingang aus dem Inland. 2011 lag dieser Wert bei 37,5 Prozent.

Auch das traditionell starke Auslandsgeschäft der heimischen M+E-Industrie leidet zunehmend unter den Auswirkungen der Euro-Krise. Nur noch knapp 18 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre Auftragseingänge aus dem Ausland mit der Note „gut“. Fast 36 Prozent bezeichneten sie als schlecht. Im Vergleich zu 2011 haben sich diese Werte komplett umgedreht. Kein Wunder also, dass auch die Produktionsauslastung in den Unternehmen rückläufig ist. Knapp 49 Prozent bezeichneten sie zwar noch als gut (2011: 52,95 Prozent), aber über 16 Prozent bereits als schlecht (2011: 8,33 Prozent).

Die Ertragslage der Unternehmen hat sich 2012 auf einem soliden Niveau stabilisiert. Knapp ein Drittel bezeichneten sie als gut (2011: 20,59 Prozent), 52,27 Prozent als befriedigend (2011: 55,88 Prozent) und 18,18 Prozent (2011: 23,53 Prozent) als schlecht. Die Ertragserwartungen für 2013 sind allerdings rückläufig. Nur noch neun Prozent gehen hier von einer Verbesserung aus. 2011 waren es noch über 34 Prozent. Demgegenüber kalkulieren über 40 Prozent der M+E-Unternehmen mit einer Verschlechterung.

„Die solide wirtschaftliche Entwicklung in 2012 hat auch im Bereich der Beschäftigung ihre Spuren hinterlassen. Nach wie vor besteht in den Unternehmen ein großes Interesse, die qualifizierten Fachkräfte der Stammbelegschaft zu halten und deren Arbeitsplätze zu sichern.“ Nach Angaben von Joachim Schmidt-Classen haben 2012 über 63 Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl konstant gehalten. Gegenüber 2011 nahm diese Zahl noch einmal um zwei Prozent zu. Kurzarbeit spielte nur in 6,5 Prozent der Betriebe eine Rolle. 2011 waren es noch 8,3 Prozent.

„Diese Situation wird sich 2013 ändern. Allein in Sachen Kurzarbeit erwarten knapp 30 Prozent der Unternehmen einen Anstieg. Über 19 Prozent gehen schon jetzt davon aus, dieses Instrument im kommenden Jahr einsetzen zu müssen, um ihre Belegschaft abzusichern“, so der VdSM-Geschäftsführer weiter. Nur noch knapp 56 Prozent rechnen damit, ihre Belegschaftsstärke halten zu können. Personalabbau dürfte voraussichtlich bei 17 Prozent der Unternehmen ein Thema werden.

Über 23 Prozent haben in unserer Umfrage angegeben, 2013 mehr Auszubildende einstellen zu wollen.

Über 23 Prozent der Unternehmen wollen 2013 mehr Auszubildende einstellen.

„Angesichts dieser Prognosen ist es für uns umso bemerkenswerter, dass der Anteil der Unternehmen, die ihr Engagement in Sachen Ausbildung ausbauen wollen, trotzdem zunimmt. Über 23 Prozent haben in unserer Umfrage angegeben, 2013 mehr Auszubildende einstellen zu wollen. Vor einem Jahr waren es nur 17 Prozent“, stellte Joachim Schmidt-Classen fest. „Offensichtlich stellen sich immer mehr Unternehmen auf die zu erwartenden Veränderung des zukünftigen Auszubildenden- und Fachkräfteangebotes ein und betreiben eine vorausschauende Personalpolitik. Wir begrüßen dies sehr und unterstützen unsere Mitglieder dabei mit unserer Sozialpartnerinitiative.“

Insgesamt rechnen die Unternehmen für 2013 mit einer deutlich sinkenden Produktionsentwicklung (45,24 Prozent im Vergleich zu 29,14 Prozent 2011). Nur noch sieben Prozent gehen von einer Steigerung aus. Fast 48 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung.

Bei den Investitionen sind 2013 noch keine größeren Einbrüche zu erwarten. Zwar planen etwas über 36 Prozent der Betrieb weniger Investitionen, die übrigen Unternehmen gehen aber von einem weitgehend stabilen Investitionsvolumen aus.

„Wir sind insgesamt zuversichtlich, dass die solide wirtschaftliche Basis, die sich unsere Unternehmen in den letzten Jahren erarbeitet haben, auch 2013 hält. Die Wettbewerbsfähigkeit der meisten mittelständischen M+E-Betriebe in Siegen-Wittgenstein ist jedenfalls nach wie vor hoch. Mit diesem Pfund müssen wir wuchern. Wir dürfen es auf keinen Fall mutwillig aufs Spiel setzten, in dem wir beispielsweise unsere Verkehrsinfrastruktur vernachlässigen“, so Jörg Dienenthal.

„Ich appelliere daher an die politisch Verantwortlichen im Bund und in Nordrhein-Westfalen, alles dafür zu tun, dass der Industriestandort Siegen-Wittgenstein, der mit zu den führenden Wirtschaftsräumen in unserem Land gehört, zu erhalten und weiter zu fördern. Dazu gehört eine sichere und preisstabile Energieversorgung, ebenso wie eine moderne Verkehrsanbindung, beispielsweise über die Route57 nach Wittgenstein, oder die Ausweisung und der Erhalt von sicheren Strecken für Schwertransporte.“

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