Wittgenstein wird weiter abgehängt

In der Wirtschaft spricht man von innerer Kündigung, wenn demotivierte Mitarbeiter nur noch das tun, was sie tun müssen. In der Wahlforschung versteht man darunter unzufriedene Nicht- oder Protestwähler, die sich von den etablierten Parteien abwenden, weil sie ihre Interessen durch sie nicht mehr vertreten sehen. Die Konsequenzen daraus haben die letzten Landtagswahlen ja mehr als deutlich gezeigt.

Im Altkreis Wittgenstein sind die Menschen inzwischen auch nicht mehr weit von der inneren Kündigung gegenüber der Landesregierung entfernt. Wie der jetzt vorliegende Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans zeigt, hat es die rot-grüne NRW-Regierung einmal mehr versäumt, die Interessen und Bedürfnisse der Region in Sachen Infrastruktur angemessen zu vertreten. Die nicht nur von der Wirtschaft in Wittgenstein schon seit Jahren geforderte verbesserte Verkehrsanbindung an das Siegerland, die Route 57,  taucht in den Planungen des Bundes überhaupt nicht auf. Verantwortlich dafür ist aber nicht das Verkehrsministerium in Berlin. Schließlich sind es ja die Länder, die ihre Bedarfe dorthin melden.

Nicht zum ersten Mal haben die Menschen in Siegen-Wittgenstein, immerhin die industriestärkste Region in Nordrhein-Westfalen, den Eindruck, dass sie von der Landespolitik in Düsseldorf nicht so zur Kenntnis genommen werden, wie dies eigentlich angemessen wäre. Gerade im Bereich der Verkehrsinfrastruktur verfestigt sich zusehends der Eindruck, dass die wirtschaftliche Bedeutung der Region für das Land bei Investitionsentscheidungen kaum eine Rolle spielt. Die Probleme vieler Unternehmen in Sachen Schwerlasttransporte sind seit langer Zeit bekannt. In fünf Jahren nun soll endlich eine Ausweichroute für die unter anderem durch marode Brücken nicht mehr nutzbaren Strecken zur Verfügung stehen. Auch der Ausbau der A 45 wird zwar die Anbindung der Region verbessern, allerding erst in etwa 20 Jahren. Man fragt sich da schon, was die Landespolitik eigentlich in den letzten Jahren gemacht hat und wie die Zukunftsplanung in NRW tatsächlich aussieht.

Frust und Ärger sind in den Wittgensteiner Kommunen und Unternehmen derzeit jedenfalls groß. Winfried Schwarz, Geschäftsführer der EJOT Gruppe in Bad Berleburg, hat es in einem Radio-Interview so auf den Punkt gebracht. „Wir erwirtschaften hier das Geld, das die Landesregierung dann im Ruhrgebiet ausgibt.“ Dem kann man nur zustimmen.

Im Mai 2017 wird in Nordrhein-Westfalen ein neuer Landtag gewählt. Es ist nicht anzunehmen, dass die Menschen in Wittgenstein die Vernachlässigung durch die amtierende Landesregierung bis dahin zu den Akten gelegt haben. Die rot-grüne Regierungskoalition sollte sich schon jetzt darauf einstellen.

Kommentar hinterlassen zu "Wittgenstein wird weiter abgehängt"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.