Wirtschaftsbeziehungen standen im Mittelpunkt

Die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA standen im Mittelpunkt der Frühjahrssitzung des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Siegen.

Die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA standen im Mittelpunkt der Frühjahrssitzung des Außenwirtschaftsausschusses der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK). Gastgeberin war die Krah- Unternehmensgruppe in Drolshagen, die heute weltweit circa 1900 Menschen beschäftigt. Gast war der amerikanische Generalkonsul Michael Keller, der seit August 2015 das Düsseldorfer Generalkonsulat leitet. Die gemeinsamen Themen: Investitionen in den USA, der Abschluss eines transatlantischen Handels- und Investitionsabkommens, TTIP, sowie die Entwicklung der Beziehungen der USA zu Europa und zu anderen Wirtschaftsräumen.

Wird die Industrie in den USA wieder ein größeres Gewicht bekommen? Michael Keller beantwortete die Frage des Ausschussvorsitzenden Rainer Dango diplomatisch: Investiert werde dort, wo es am günstigsten sei. Man müsse nicht alles selbst machen. In immer mehr Bereichen entscheide die Geschwindigkeit, mit der die Kunden bedient werden könnten. Im Übrigen müsse die Qualität stimmen. Die USA seien ein Land mit niedrigen Energiepreisen, aber vergleichsweise hohen Löhnen und hohen Standards, etwa im Umweltbereich. Auch bei den Steuern und Abgaben gebe es kostengünstigere Standorte. Gleichwohl, so der Generalkonsul, lohne es sich für viele Unternehmen, über eine Niederlassung in seinem Land nachzudenken.

Dies bestätigten anwesende Unternehmer: Markus Simon, Geschäftsführer des Fahrwerkspezialisten Heinrich Eibach GmbH aus Finnentrop, die auch im US-Bundesstaat Kalifornien produziert: „Zwar sind dort die Löhne und die Umweltauflagen hoch, die US-Produktion lohnt sich aber dennoch, weil unsere Produkte rasch verfügbar sein müssen. Außerdem können wir von unserem USA-Standort aus auch die anderen Länder des NAFTA-Freihandelsabkommens, nämlich Kanada und Mexiko, bedienen.“ Sein Unternehmen hat in den USA einen deutschen Produktionsleiter, aber ein amerikanisches Management.

Ebenfalls in den USA produziert ein Tochterunternehmen der BSW Berleburger Schaumstoffwerk GmbH, Bad Berleburg. Der in Pennsylvania ansässige Betrieb hat sich ganz auf die „besonders hohen Ansprüche der Kunden und den in den USA eher starken Wettbewerb“ eingestellt, so Ausschussmitglied Ulf Pöppel. Zwei Schlüsselpositionen seien mit Deutschen besetzt. Probleme mit der Qualifikation der Mitarbeiter gebe es nicht.

Viele weitere heimische Unternehmen unterhalten in den USA ebenfalls Service- und Vertriebsbüros. „Man übersieht aber rasch die Größe des Landes und die damit verbundenen Herausforderungen“, so der Vorsitzende des Außenwirtschaftsausschusses, Rainer Dango, aus der Dango & Dienenthal – Unternehmensgruppe, die in Ohio über einen eigenen Service- und Montagebetrieb verfügt. Die USA möchten mit ihrer Initiative „Select USA“ weitere ausländische Investoren für ihr Land gewinnen. „Sie können sich jederzeit an mein Konsulat und an mich persönlich wenden, wenn Sie weitere Informationen und Hilfe benötigen“, so Michael Keller.

Wird das transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen TTIP noch rechtzeitig vor dem Ausscheiden von US-Präsident Barack Obama zustande kommen? Nicht nur im Außenwirtschaftsausschuss, sondern auch bei Generalkonsul Michael Keller überwiegt die Skepsis. „Die Zeit wird knapp“, so Michael Keller. Die Sorge geht so weit, dass selbst bei einem rechtzeitigen Abschluss der Verhandlungen die Ratifizierung, also die Unterzeichnung des Abkommens durch die beteiligten Partner, diesseits und jenseits des Atlantiks auf „die lange Bank“ geschoben oder gar ganz vereitelt werden könnte. Denn nicht nur in Europa gibt es heftige Diskussionen, auch in den USA gibt es Widerstand, der nicht erwarten lässt, dass der nächste Präsident, weder Hillary Clinton, noch Bernie Sanders oder Donald Trump, das Dokument rasch in Kraft setzen werden. Damit droht ein Projekt zu scheitern, mit dem sich die Länder der Europäischen Union gemeinsam mit den USA einen größeren Einfluss auf die strategischen Weichenstellungen im internationalen Waren- und Leistungsaustausch hätten sichern können, so der Generalkonsul: „Das ist zu bedauern, denn es gibt in vielen Grundwerten eine bemerkenswert große Übereinstimmung zwischen den USA und ihren europäischen Partnern.“

Christian Hermann, geschäftsführender Gesellschafter der Krah-Gruppe, präsentierte die Entwicklung des Unternehmensverbundes und ermöglichte den Teilnehmern der Ausschusssitzung einen Einblick in die Produktion am Standort Drolshagen. Hauptprodukt sind Widerstände für den Automotive- und den Industriebereich. Deshalb hat das Unternehmen „Freude am Widerstand“, so der Unternehmensleitsatz. Weitere Produkte kommen hinzu, etwa Kabelaufroller für Staubsauger und andere Anwendungen.

Das Unternehmen Krah wurde 1970 von Theodor Hermann, gemeinsam mit einem Studienfreund mit circa 20 Mitarbeitern aus einem laufenden Betrieb ausgegründet. Heute hat das Unternehmen im Inland knapp 270 Beschäftigte. Das ist nur noch ein Anteil von 15 Prozent aller weltweit Beschäftigten. Die Gruppe hat außerhalb Deutschlands heute eigene Betriebe in Brasilien, China, Indien und Slowenien. Sie setzt weltweit circa 150 Millionen Euro um.

Dem Außenwirtschaftsausschuss der IHK gehören knapp 50 Vertreterinnen und Vertreter heimischer Unternehmen an, die durch das IHK-Präsidium für jeweils 2 Jahre in das Gremium berufen werden, um die Arbeit der IHK in Außenwirtschaftsfragen zu begleiten und zu unterstützen.

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