Uni erforscht Karrieren von „MINT“-Frauen

Schülerinnen für eine Ausbildung oder ein Studium im naturwissenschaftlich-technischen Bereich motivieren – dazu gibt es in Deutschland zahlreiche Kampagnen und Initiativen. Wie sich junge Frauen mit MINT-Background im späteren Berufsleben schlagen, ist dagegen noch weitgehend unerforscht. „Häufig bleiben die Frauen in Unternehmen eher auf niedrigen Positionen. Seltener machen sie den Sprung in die Führungsebene oder wagen es, sich als Unternehmerinnen selbstständig zu machen“, sagt Dr. Kerstin Ettl, Juniorprofessorin für unternehmerische Vielfalt und Management kleiner und mittlerer Unternehmen an der Uni Siegen. Im gerade gestarteten Forschungsprojekt „MINTdabei“ erforschen WissenschaftlerInnen der Uni und des Bonner „Instituts für Mittelstandsforschung“ (IfM) gemeinsam Karrierewege von Frauen in MINT-Berufen. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

„Die Selbst- und Fremdwahrnehmung spielt für Karriereentscheidungen eine wichtige Rolle. Das gilt auch für Frauen in MINT-Berufen“, sagt Projekt-Mitarbeiterin Julia Schnittker. „Was trauen sich die Frauen selbst zu und wie sehen sie sich? Und welche Rollen werden ihnen von Kollegen und Vorgesetzten zugeschrieben?“ Um das herauszufinden, wollen die WissenschaftlerInnen eng mit Partnern aus der Wirtschaft zusammenarbeiten. Überregionale Organisationen wie beispielsweise der „Verband deutscher Unternehmerinnen“ (VdU) oder die „Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände“ (BDA) gehören ebenso dazu, wie mittelständische Unternehmen. In Siegen-Wittgenstein und drei weiteren Regionen Deutschlands sollen Interviews mit Frauen in MINT-Berufen, ihren Vorgesetzten und externen ExpertInnen geführt werden.

„Wir möchten uns anhand der Gespräche ein möglichst umfassendes Bild machen“, erklärt Projekt-Koordinatorin Kerstin Ettl. „Mit Berufseinsteigerinnen werden wir ebenso sprechen, wie mit Frauen, die schon länger im Job sind. Neben Angestellten in mittelständischen Unternehmen werden wir auch Frauen befragen, die sich im MINT-Bereich selbstständig gemacht haben.“ Auch regionale Unterschiede sollen in der Studie berücksichtigt werden: Inwiefern unterscheiden sich die Karrierebedingungen der „MINT-Frauen“ in ländlichen Regionen und in Großstädten? Etwa 70 Interviews sind insgesamt geplant. Sie sollen Aufschluss über die Karrierewege der Frauen geben: Welche Hindernisse mussten sie überwinden? Durch welche Faktoren wurden berufliche Entscheidungen beeinflusst? Gab es Vorbilder, an denen sie sich orientiert haben.

Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn unter Leitung der Siegener Professorin Dr. Friederike Welter steuert darüber hinaus eine quantitative Analyse bei. Die Bonner ForscherInnen werten vorhandene Daten zur Situation von Frauen in MINT-Berufen aus – beispielsweise zu ihren Beschäftigungssituationen und Gehältern. „Im Zuge der Digitalisierung bieten sich für Frauen unendlich viele Karrierechancen“, sagt Prof. Welter. „Gleichzeitig gilt es aber auch, die Unternehmenslenker dafür zu sensibilisieren, dass ihnen mit den ausgebildeten MINT-Frauen hochqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Das Forschungsprojekt ‚MINTdabei‘ ist daher genau zum richtigen Zeitpunkt initiiert worden.

Ziel des Projektes ist es, konkrete Lösungsansätze zur Stärkung der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Frauen in MINT-Berufen zu entwickeln, sagt Julia Schnittker: „Uns ist es wichtig, die Projektergebnisse anschließend auch in die Praxis zu bringen. Dazu werden wir uns immer wieder mit unseren Partnern auf Verbands- und Wirtschaftsebene austauschen und gemeinsam möglichst konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen erarbeiten.“ Zum Abschluss der auf drei Jahre angelegten Studie ist außerdem eine große Konferenz mit Teilnehmenden aus Wissenschaft und Wirtschaft in Siegen geplant.

Weitere Infos zum Projekt „MINTdabei“: www.mintdabei.de

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