Tradition trifft auf Innovation

Marko Erbendruth beim Gang durch den Gärkeller. (Fotos: Brauerei Bosch GmbH & Co KG)

Braumeister Dirk Höbener prüft die Qualtiät des Hopfens.

Diplom-Braumeister Hans-Christian Bosch ist in elfter Generation Geschäftsführer der Bad Laaspher Brauerei Bosch GmbH & Co KG. Der Familienbetrieb mit derzeit 30 Mitarbeitern positioniert sich seit Jahren als authentische Handwerksbrauerei jenseits der industriellen Mainstreambiere. „Wir wollen bewahren, dass Bier ein Genussmittel ist und nicht zu einem beliebigen Massenprodukt wird“, so der Geschäftsführer. Daher verzichten die Laaspher bewusst auf kostengünstige Rohstoffe und Extrakte. Stattdessen verwenden sie hochwertige Naturhopfen. Die Biere schmeckten so individueller und besser. „Es ist doch auch ein Unterschied, ob ich mir eine fertige Hühnerbrühe kaufe oder selbst eine zubereite“, sagt Hans-Christian Bosch.

Um sich in einem hart umkämpften Markt erfolgreich zu behaupten, setzt das Unternehmen auf traditionelle, althergebrachte Brauverfahren und auf Innovationen, wie die Einführung der traditionellen 0,5-Liter-Euroflasche im Retrokasten im Jahr 2017. „Wir waren nördlich von Bayern die erste Pils-Brauerei mit diesen Euroflaschen“, sagt der Unternehmer. Anstelle von beschleunigten Herstellungsverfahren, die oft in der industriellen Massenproduktion zum Einsatz kommen, wird in Bad Laasphe das Slow-Brewing-Verfahren angewendet. Für dieses Brauverfahren, mit besonders langen Gär- und Reifezeiten, wurde die Brauerei in 2014 – neben 26 weiteren, europäischen Brauereien – erstmalig mit dem „Slow-Brewing“-Gütesiegel ausgezeichnet. „Je länger das Bier kalt reift, desto höher ist die Qualität“, erläutert der Braumeister beim Gang durch den Gärkeller. Weiterhin wird bei diesem Verfahren bewusst auf die nachträgliche Verdünnung des fertigen Bieres verzichtet, da verdünnte Biere ein anderes Aromaprofil haben als Biere mit Originalstammwürze.

Das Gütesiegel bekommen Brauereien nicht nur für ihre Biere, die jeden Monat nach strengen Qualitätskriterien überprüft werden. Bei den Brauereien werden auch geschaut, ob es ein faires und nachhaltiges Verhalten gegenüber Mitarbeitern, Kunden und der Umwelt gibt. Firmenchef Bosch freut sich mit seinen Mitarbeitern über die Auszeichnung: „Sie ist der Dank für eine Teamleistung.“

Er und seine Mitarbeiter legen Wert darauf, die Kernwerte der Marke Bosch zu erhalten. Bosch steht seit Generationen für geschmackvolles Handwerksbier und regionale Verantwortung. Das Unternehmen wolle und könne nicht das Größte der Region sein sondern das Beste.
Neben den Flaggschiffen Bosch Pils und Bosch Braunbier hat der mittelständische Betrieb eine sehr erfolgreiche Markenfamilie aufgebaut. So gibt es weiterhin Bosch Porter, Bosch Lager, helles und dunkles Radler, Bosch Weizen und Bosch naturtrüb. Hinzu kommen alkoholfreies Bier und Fassbrause ebenso wie saisonale Bierspezialitäten und das Craft-Bier Propeller.

Volker Womelsdorf beim Verladen eines Bierfasses.

Die Kernkunden sind genussorientierte Bierfreunde, die zugleich die regionale Verbundenheit der Brauerei schätzen. Sie kommen vorwiegend aus der Kernstadt Bad Laasphe, aus Siegen-Wittgenstein und dem angrenzenden Landkreis Marburg-Biedenkopf. Auch außerhalb dieser Gebiete steigt die Nachfrage nach dem geschmackvollen Handwerksbier. So ist es zum Beispiel im Rhein-Main-Gebiet im Großraum Wiesbaden/Mainz erhältlich, ebenso wie im Rheinland und im Ruhrgebiet. Außerdem gibt es das Bier in Städten im Emsland und in „kleineren Flecken“ Richtung Berlin. „Wir wollen eigentlich eine starke Regionalbrauerei bleiben. Jedoch freuen wir uns natürlich wenn unsere Handwerksbiere auch in anderen Regionen wertgeschätzt werden“, sagt Hans-Christian Bosch. Siegen-Wittgenstein sei aber nach wie vor der wichtigste Markt. Im Siegerland gäbe es ebenfalls eine gute Entwicklung, sodass sich das Boschbier auch dort immer mehr als bodenständige Heimatmarke etabliere. Das erfolgreiche Unternehmenskonzept wird an den Ausstoßzahlen deutlich. In 2018 betrug der Ausstoß ungefähr 40.000 Hektoliter. Der Ausstoß der nächstgrößeren Brauerei im Landkreis sei jedoch etwa zweihundertmal so groß.

Was trägt zum Erfolg der Marke Bosch bei? „Es ist ein Mix verschiedener Faktoren. Die Leute suchen Produkte in die sie vertrauen können. Sie suchen nach Authentizität, alten Werten und Traditionen“, sagt der Brauereichef. Daher sollen seit eh und je vorhandene Werte für den Bierfreund besser erkennbar sein. So gibt es seit letztem Jahr den Claim „anders seit 1705“. Zudem setzt das Unternehmen seit 2012 auf den alten Schriftzug aus den 1920er Jahren. Darüber hinaus gibt es Neuerungen wie die Einführung der kleinen 0,33-Liter-Euroflasche im 20er-Kasten. „Die alten, grünen 24er-Wabenkästen werden ausrangiert. Sie haben uns mehr als 20 Jahre treu begleitet, so der Brauereichef. Rund 35.000 neue Bierkästen in der Firmenfarbe beige seien angeschafft worden. Zunächst kämen nur Pils, Braunbier, helles Lager sowie Porter und saisonale Bockbiere im neuen Kasten in den Handel. Ferner würden die Flaschenetiketten sukzessive überarbeitet.

Für geschlossene Gruppen, wie Firmen, Vereine oder Familien, gibt es Braukurse in der Kreativbrauerei. Die Teilnehmer verbringen einen spannenden Tag am Braukessel und lernen unter Anleitung eines Meisterbrauers den Brauvorgang kennen. Seit der Eröffnung der Kreativbrauerei in 2009 nutzten das Angebot bereits mehr als 150 Gruppen. „Viele von ihnen kommen mehrfach“, freut sich Hans-Christian Bosch. Innerhalb der Gruppe werden Teams gebildet. Ein Team schlüpft in die Rolle des Brauers, ein Zweites in die Rolle des Hygienebeauftragten und ein Anderes wird zum Beispiel zum Heizer. So kann es sein, dass ein Geschäftsführer zum Brauer wird und ein Mitarbeiter zum Geschäftsführer.

Die Teilnehmer entscheiden, welches Bier sie brauen und nach sechs Wochen abholen möchten. Es kann Pils genauso sein wie Alt oder Bockbier. Oder vielleicht etwas ganz Exotisches? „Bier bietet so viele aufregende Möglichkeiten. Wir hatten einmal eine Imkertruppe hier, die ihren eigenen Honig als Zutat beigefügt hat“, erzählt Hans-Christian Bosch während er vor dem Braukessel steht.

Die Kreativbrauerei ermöglicht nicht nur Besuchern den Blick hinter die Kulissen, sondern sie wird auch als Forschungs- und Entwicklungsabteilung genutzt. Hier wird experimentiert und neue Biere werden entwickelt. In dem Kontext erinnert der Firmenchef daran, dass die Brauerei Bosch Ende der 90er Jahre die Erste in Südwestfalen mit Biermischgetränken war.

Obwohl die Brauerei Bosch in den vergangenen Jahren einiges getan hat, um sich als starke Regionalmarke zu etablieren, richtet Hans-Christian Bosch den Blick in die Zukunft: „Wir haben in den letzten Jahren viel geschafft. Unsere Marke ist top aufgestellt. Jetzt gilt es das Ganze zu erhalten.“

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