„Spannender und prägender Moment für ein Unternehmen“

„Übergabe einer der spannendsten Momente": Philipp und Reinhard Schneider im Gespräch mit Stefan Fuckert (links).

Rund 150.000 Unternehmen bundesweit müssen in den nächsten fünf Jahren die Nachfolge in der Geschäftsleitung klären. Das hat weitreichende Auswirkungen auch auf den heimischen Wirtschaftsstandort. Beim Jahresempfang der Wirtschaftsjunioren Südwestfalen stand daher die Unternehmensnachfolge im thematischen Mittelpunkt. Den Einstieg in die gut besuchte Abendveranstaltung bildete ein Staffellauf: Quer durch die Siegener Innenstadt führte die Strecke für die letztjährigen Vorsitzenden der Wirtschaftsjunioren Südwestfalen bis ins Siegener Lÿz – aufgezeichnet in einem rasanten Kurzfilm.

Die Szene sei sinnbildlich für den Weg zu einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge, hob Vorsitzender Christian Schneider hervor. Etliche Arbeitsplätze seien hiervon betroffen, alleine in Nordrhein-Westfalen mehr als 500.000. Die Nachfolge wirke sich deshalb auf den Erfolg einer ganzen Region aus. „Wenn der Junior in die großen Fußstapfen seiner Eltern tritt, kann er sich schon mal sehr alleine fühlen. In solchen Momenten sind Netzwerke Gold wert. Sie helfen, Fehler zu vermeiden. Hier wollen wir als Wirtschaftsjunioren helfen“, so Christian Schneider.

„Unsere Region ist das industrielle Herz des Landes, angetrieben von vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Wir brauchen eine bessere Infrastruktur, aber eben auch Menschen, die Verantwortung übernehmen“, hob Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, die Bedeutung des Themas Unternehmensnachfolge hervor.

Auf die zeitlichen Abläufe ging Christian Wewezow, ehemaliger Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Deutschland und Geschäftsführer der Clockwise Consulting GmbH in Jena, ein. Drei bis fünf Jahre nehme der Nachfolgeprozess in der Regel in Anspruch und bedürfe einer guten Vorbereitung. Grundsätzlich empfahl der Unternehmensberater, sich möglichst frühzeitig mit dem Thema zu befassen. Die Senioren neigten häufig dazu, den Faktor Zeit zu unterschätzen, die Junioren die Komplexität der Staffelübergabe. Emotionen spielten bei der Unternehmensnachfolge eine große Rolle. Leichter falle der Wechsel, wenn mit ihm die Bewältigung einer strategischen Aufgabe einhergehe, wie etwa ein neues Geschäftsfeld oder die Digitalisierung. Den mehr als 200 Gästen im Lÿz gab Wewezow schließlich auch einige Handlungsempfehlungen mit auf den Weg.

Wie das Zusammenspiel zwischen den Generationen funktionieren kann, zeigte eindrucksvoll das Gespräch von Moderator Stefan Fuckert mit Reinhard und Philipp Schneider von der Großbäckerei Schneider GmbH in Netphen. „Die Übergabe war für mich einer der tollsten und spannendsten Momente, prägend für das ganze Unternehmen mit seinen mittlerweile 500 Mitarbeitern“, berichtete Philipp Schneider.

Er habe stets auf die Unterstützung der Eltern bauen können. Allerdings hätten sie sich in den richtigen Momenten auch aus Entscheidungen herausgehalten, beispielsweise, wenn es um neue Geschäftsmodelle ging. „Ich kannte ja die Situation bereits aus der Zeit, in der ich selbst den Betrieb übernommen hatte“, erklärte Reinhard Schneider. Die neue Unternehmensführung ist auf Akzeptanz in der Belegschaft angewiesen. Hier könne es hilfreich sein, wenn sich die Eltern weitgehend aus dem Geschäftsbetrieb herauszögen, meinte Benedikt Zimmermann. Der Geschäftsführer der Zimmermann Lüftungs- und Wärmepumpensysteme GmbH & Co. KG in Freudenberg wuchs schrittweise in den Betrieb hinein. Die eigentliche Nachfolgeentscheidung sei passend zur strategischen Entscheidung gekommen, bisher angelieferte Produktteile künftig selbst zu produzieren.

Lena Friedrich, Geschäftsführerin der Schulte bagtainer systems GmbH in Meinerzhagen, fand sich 2012 in einer gänzlich anderen Situation wieder: Sie musste die Geschäftsleitung in kürzester Zeit übernehmen. Es sei von Vorteil, mit der Zeit sein eigenes Mitarbeiterteam aufbauen und entwickeln zu können. Untersuchungen zeigen, dass fast die Hälfte der Unternehmen nicht rechtzeitig auf die Nachfolge vorbereitet ist. Der beste Zeitpunkt, sich um die Nachfolge zu kümmern? „Immer jetzt“, meint Christian Wewezow. Die Wirtschaftsjunioren Südwestfalen werden deshalb hier einen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten in diesem Jahr legen.

Über eine besondere Auszeichnung im Rahmen des Jahresempfangs durfte sich der ehemalige Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren, Timm Bendinger (Hugo Roth GmbH in Wilnsdorf), freuen: Er erhielt die goldene Ehrennadel aus den Händen von Björn Fuchs, Leiter des Ressorts Training der Wirtschaftsjunioren NRW. In seiner Laudatio hatte Fabian Kapp, Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren Südwestfalen, zuvor das langjährige Engagement Bendingers gewürdigt.

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