Route57 ist Lebensader für Bad Berleburg

Die Einwohnerzahl der meisten Städte und Gemeinden sinkt weiter. Betroffen ist auch die Stadt Bad Berleburg, die sich in letzter Zeit mehr als viele andere Kommunen mit ihrer künftigen Stadtentwicklung auseinandergesetzt hat. Die Berleburger Bevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren von 19.800 auf 16.600 schrumpfen. Das berichtete jetzt Bürgermeister Bernd Fuhrmann anlässlich eines Wirtschaftsgesprächs in der Schloss-Schänke, zu dem die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) die Berleburger Unternehmen eingeladen hatte. Für die Stadt wird es immer schwerer, die Infrastruktur in den insgesamt 23 Ortschaften ihres Gebiets zu finanzieren. Um sich für die Zukunft zu rüsten hat sie zahlreiche Maßnahmen, eingebettet in ein Gesamtkonzept, auf den Weg gebracht. Dass die Stadt auch in Zukunft wirtschaftlich ganz auf ihre starke Industrie setzen muss,  betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt: „Jeder Zweite arbeitet direkt im verarbeitenden Gewerbe, die Menschen leben hier ganz wesentlich von der Industrie“, so Mockenhaupt. „Angesichts der demografischen Entwicklung müssen wir einiges tun, um diese Struktur in die Zukunft zu retten“.

Das Projekt „Bad Berleburg – Meine Heimat 2020“ setzt hierbei die richtigen Prioritäten. Dieser Auffassung sind mehr als drei Viertel der Unternehmen, die sich im Vorfeld des Gesprächs an einer Umfrage der IHK beteiligt hatten: Sie halten die Initiative für wichtig oder gar existenziell wichtig. Kritik gab es erwartungsgemäß an den kommunalen Abgaben, die zwei Drittel der Befragten als zu hoch einschätzten. Die Stadt hatte im Rahmen ihres Maßnahmenpaketes auch die Steuern angehoben.

Besonders kritisch für die künftige Entwicklung Bad Berleburgs erscheint die Verkehrsanbindung Wittgensteins an andere Wirtschaftsräume. „Das ist ein deutlicher Wettbewerbsnachteil für heimische Betriebe, nicht nur der Industrie. Auch für das Dienstleistungsgewerbe und das Handwerk“, erklärte dazu Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, „Fahrzeiten von einer Stunde bis zum nächsten Autobahnanschluss werden zunehmend zum Problem. Wenn Wettbewerber bereits an der Baustelle sind, befinden sich heimische Bauunternehmen noch auf der B 508 nach Kreuztal“. Die Initiative Route57 begrüßten in der IHK-Umfrage deshalb mehr als 80 Prozent der Unternehmen. „Wir haben heute bereits über 14.600 Unterschriften“, so Droege, „weitere Unterstützer sind jederzeit willkommen. Die Route57 ist für Bad Berleburg eine unverzichtbare Lebensader. Am 5. Dezember werden wir die Liste dem Verkehrsminister überreichen“.  Das Land habe die weitere Planung der Teilortsumgehungen bereits verabschiedet. „Wenn die Vorhaben hiernach technisch und ökologisch machbar sind, sollte es uns auch gelingen, die politischen Beschlüsse für ihre Finanzierung und Realisierung zu bekommen“, gab sich der IHK-Vertreter zuversichtlich. In der Diskussion sprachen Unternehmer auch die innerörtliche Verkehrsbelastung auf der Poststraße an. Die IHK sagte zu, gemeinsam mit der Stadt nach Abhilfemöglichkeiten zu suchen.

Bereits 2019 liegt die Zahl der Schulabgänger im Kreis Siegen-Wittgenstein um mehr als 20 Prozent unter dem heutigen Stand. Es gibt dann weniger Auszubildende und weniger Studierende. Zugleich steigt die Zahl der Älteren, die aus dem Berufsleben ausscheiden und von der Gesellschaft versorgt werden müssen, so die IHK. Die Wirtschaftsvertreter befürchten deshalb, dass die nach dem Ergebnis der IHK-Umfrage hoch bewertete Attraktivität der Stadt und die bisher eingeleiteten Maßnahmen zur Zukunftssicherung auf Dauer nicht ausreichen könnten, um genügend junge Menschen in Bad Berleburg zu halten und Arbeitskräfte von außen neu zu gewinnen. Schon heute ist es für viele Betriebe schwer, qualifiziertes Personal und Auszubildende zu finden. „In den ersten 10 Monaten dieses Jahres  wurden 173 Ausbildungsverträge in Wittgensteiner Unternehmen geschlossen, 88 davon mit Bad Berleburger Betrieben. Noch gelingt es den allermeisten Unternehmen, geeignete junge Leute für eine betriebliche Erstausbildung zu begeistern. Dies wird sich jedoch bereits in wenigen Jahren dramatisch ändern. Dies zwingt die Unternehmen, der Personalentwicklung einen noch größeren Stellenwert zukommen zu lassen als bisher. Schließlich nutzten volle Auftragsbücher nichts, wenn man nicht über das Personal verfügt, das diese Aufträge abarbeiten könne“, so kennzeichnete Klaus Gräbener, zuständiger Geschäftsführer der IHK, die Situation. Sowohl die IHK als auch die Stadt Bad Berleburg haben bereits seit einiger Zeit ihr Engagement zur Bewältigung der absehbaren Personalprobleme deutlich verstärkt.

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