„Route 57“ muss in den vordringlichen Bedarf

Mit klaren Worten wendet sich die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt: In ihrer Stellungnahme zum Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplanes fordert die IHK die vollständige Wiederaufnahme der Ortsumgehungskette B508/B62 von Kreuztal nach Schameder in den vordringlichen Bedarf. „Wir brauchen diese leistungsfähige Verkehrsanbindung für unsere Betriebe und ihre Beschäftigten. Der vorliegende Plan muss geändert werden. Ansonsten wird die weitere wirtschaftliche Entwicklung Wittgensteins erheblich eingeengt. Wenn die Region nicht endlich verkehrlich vernünftig angebunden wird, wird sie auf Strecke endgültig abgehängt“, erläutert IHK-Präsident Felix G. Hensel.

Insbesondere in Wittgenstein warteten die Unternehmen und ihre Beschäftigten seit Jahrzehnten auf eine bessere Verkehrserschließung der Region. Sie seien immer wieder von der Politik hingehalten worden. Dabei sei eine leistungsstarke Straßenverkehrsinfrastruktur für unseren industriell geprägten Raum besonders wichtig. Sollte die Route 57 nicht mehr weiterverfolgt werden, sei davon auszugehen, dass namhafte Unternehmen wegen der schlechten Verkehrsverhältnisse weitere Produktionen aus der Region verlagerten oder mittelfristig ihren Standort ganz aufgäben. „Ich kenne zahlreiche Betriebe, die auf die Verlässlichkeit politischer Aussagen vertraut und millionenschwere Investitionen in ihre Standorte vorgenommen oder solche vorgesehen haben“, betont Felix G. Hensel. „Diese Firmen nehmen es nicht länger hin, weiter vertröstet zu werden. Betroffene Mienen reichen nicht mehr aus, um Unternehmensverantwortliche davon abzuhalten, ihren Standort neu zu bewerten.“

Bliebe es aber bei der Richtung, die im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans eingeschlagen worden sei, drohten weniger Beschäftigung, zunehmender Bevölkerungsschwund und eine erhebliche Verschlechterung der Lebensqualität in Wittgenstein und darüber hinaus. Dies bedeute: weniger Ausbildungsangebote, eine neue Gefährdung des Berufsschulstandortes Bad Berleburg, weniger Einzelhandel, weniger ÖPNV-Angebote, noch weniger Arztpraxen, Kinderspielplätze und Freizeitangebote. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Auch, wenn einige es nicht wahrhaben wollen: Manche Lebensadern sind aus Asphalt. Jetzt muss mit allen Kräften verhindert werden, dass Wittgenstein ein Niemandsland wird, wo am Himmel die Geier kreisen!“

Die Aufnahme des Straßenprojektes B508n von Schameder bis Frankenberg (Hessen) begrüßt die IHK uneingeschränkt. Mit diesem überregionalen Straßenzug werde eine bessere Anbindung Wittgensteins in östliche Richtung geschaffen. Umso unverständlicher sei es, dass die Ortsumgehungen Ferndorf und Hilchenbach nur dem weiteren Bedarf zugeordnet, und die weiteren Ortsumgehungen im Zuge der B508 und B62 nicht mehr aufgeführt seien. „Hier passt nichts zusammen. Um der Wirksamkeit der Maßnahmen für den gesamten Raum Rechnung zu tragen, ist es notwendig, dass der Streckenzug von Kreuztal bis Frankenberg in den vordringlichen Bedarf kommt. Dafür kämpfen wir in diesen Tagen gemeinsam mit den Unternehmen, unseren Abgeordneten, Landräten, Bürgermeistern und Gewerkschaften“, so Gräbener. Alleine in den letzten Tagen hätten sich nach seiner Kenntnis fast fünfzehn Betriebe aus der Region an die Landesregierung gewandt und dringend Unterstützung für dieses Anliegen in Richtung Berlin eingefordert.

Felix G. Hensel: „Wir machen uns keine Illusionen. Auch wir wissen, dass die Chancen auf eine Veränderung der Zuordnung im Bundesverkehrswegeplan nicht gerade riesig sind. Aber wir sind fest entschlossen, sie zu nutzen, zumal wir zahlreiche Sachargumente auf unserer Seite haben!“ Derzeit würden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf Ebene der Landes- und Bundespolitik auf die Entscheidungsprozesse einzuwirken. Hierbei setze man besonders auf die heimischen Bundestagsabgeordneten Willi Brase und Volkmar Klein, aber auch auf eine Reihe anderer Verantwortlicher. So seien durchgängig alle Mitglieder und Stellvertreter in den Verkehrsausschüssen von Bundestag und Landtag auf die besondere Verkehrssituation in Wittgenstein aufmerksam gemacht worden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang zudem die Unterstützung des DGB-Regionsgeschäftsführers Ingo Degenhardt sowie der heimischen Landtagsabgeordneten Tanja Wagener, Falk Heinrichs und Jens Kamieth. Mit ihnen gemeinsam sei man derzeit „auf verschiedenen Kanälen“ dabei, NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin die Dringlichkeit nochmalig zu verdeutlichen. Klaus Gräbener: „Wir setzen darauf, dass die beiden Minister unser Anliegen unterstützen. Die Unternehmen vertrauen auf die vielfach gemachten Zusagen in der Vergangenheit.“

3 Kommentare zu "„Route 57“ muss in den vordringlichen Bedarf"

  1. Wolfgang Weinbrenner | 17. April 2016 um 17:37 | Antworten

    So lange die Grünen sich massiv gegen solche Ausbaumaßnahmen sperren und in der NRW-Landesregierung sitzen mit einem heimischen Umweltminister, dem das alles herzlich egal ist, so lange wird nichts passieren. Die Wittgensteiner Kinder können dereinst mit Glasperlen spielen, die ihnen von Menschen aus weiterentwickelten Landesteilen zum Spielen mitgebracht werden, während die Eltern Speere und Felle verkaufen …

  2. Es gibt vordringlicheres als die rücksichtslose Wirtschaft, den mörderischen Kapitalismus, die verbrecherische Finanzdiktatur weiterhin zu fördern.

  3. Wenn die regionale Wirtschaft von den genutzten Steuersparmodellen abrücken würde, um nicht nur die Allgemeinheit (hier sind natürlich Millionäre und Milliardäre von auszunehmen, da auch diese keinerlei nennenswerte Steuern zahlen) den Ausbau und Erhalt von Infrastruktur zu tragen, sondern ihren Teil dazu beitragen würde, könnte man solche Forderungen auch mit dem nötigen Ernst betrachten.

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