Rentner wollen sich was gönnen

In Deutschland haben rund 900.000 Rentner einen Minijob. Was einige Politiker vorschnell als Signal für eine steigende Altersarmut werten, ist aber eigentlich positiv: Die Entwicklung dürfte eher auf einen gesunden Arbeitsmarkt zurückzuführen sein.

Es gibt unterschiedlich Motive, warum Menschen im Rentenalter noch arbeiten: Vielen macht ihr Job einfach Spaß, sie fühlen sich noch fit, schätzen den Kontakt zu anderen Menschen und die Abwechslung, die ein berufliches Engagement bietet. Und natürlich geht es auch um das Geld.

Es wäre aber voreilig, jeden geringfügig beschäftigten Rentner gleich zum Sozialfall zu erklären. Auch wer vorrangig des Geldes wegen arbeitet, ist nicht zwingend ein Fall für die Armutsstatistik. Laut Statistischem Bundesamt geben 55 Prozent der Rentner mit einem Minijob an, sich mit dem Geld Extrawünsche zu erfüllen. Nur 36 Prozent meinen, das zusätzliche Einkommen zu brauchen, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können – obwohl die staatliche Grundsicherung im Alter eigentlich dafür sorgt, dass die Grundbedürfnisse gedeckt werden können. Für 9 Prozent der arbeitenden Senioren ist das zusätzliche Geld eher unwichtig.

Dass das Arbeiten im Alter nicht unbedingt eine Frage finanzieller Not ist, zeigt auch die regionale Verteilung der Minijobs für Rentner. Am meisten davon gibt es in Süddeutschland. Allein in Baden Württemberg arbeiten mehr Minijobber im Rentenalter als in den neuen Bundesländern, obwohl die Einkommen dort niedriger sind. Die Erklärung: Minijobs entstehen dort, wo der Arbeitsmarkt rund läuft – und nicht dort, wo es besonders viele niedrige Einkommen gibt.

IW, Köln

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