Die QuatroTransfair GmbH aus Siegen hat jetzt mit der IG Metall einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen, der für die Zeitarbeitsbranche bundesweit Maßstäbe setzt. Die vereinbarten Entgeltregelungen sehen dabei grundsätzlich eine „Equal-Pay-Regelung“ vor und entsprechen damit weitgehend der gewerkschaftlichen Forderung nach „gleichem Lohn für gleiche Arbeit“. Die Unterzeichnung des neuen Tarifvertrages, der unter Einbindung des VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V. entwickelt wurde, fand im Kreishaus in Siegen in Anwesenheit der Gesellschafter der QuatroTransfair GmbH statt.

„Die QuatroTransfair GmbH ist 2009 im Angesicht der Wirtschafts- und Finanzkrise von den Sozialpartnern und dem Kreis Siegen-Wittgenstein gegründet worden, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden und den Beschäftigten, die damals davon bedroht waren, eine Perspektive zu bieten“, erläuterte Landrat Paul Breuer, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der QuatroTransfair GmbH. „Das Konzept hat sich damals bewährt und ist auch heute noch erfolgreich.“ Seit 2011 ist die Transfergesellschaft auch als Zeitarbeitsunternehmen aktiv. Bereits zu diesem Zeitpunkt bestand eine Tarifvereinbarung mit der IG Metall, die Vorbildcharakter hatte. Dieser Vertrag wurde jetzt an die im vergangenen Jahr in der Zeitarbeitsbranche ausgehandelten Tarifregelungen angepasst.

„Wir haben Verständnis dafür, dass Unternehmen vorübergehende personelle Engpässe mit Leiharbeitnehmern bewältigen. Die müssen dann zu fairen Konditionen beschäftigt werden und dürfen nicht als Arbeitnehmer zweiter Klasse behandelt werden“, so Hartwig Durt, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Siegen. Der Tarifvertrag, der jetzt mit der QuatroTransfair GmbH neu vereinbart worden sei, besitze eine herausragende Bedeutung und eine Vorbildfunktion. Generell entspreche er der gewerkschaftlichen Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit. Ausnahmen davon mit einer zeitlich begrenzten Entgeltabsenkung seien nur zulässig, wenn Wiedereingliederungsbedarf bestehe und das entleihende Unternehmen eine Übernahme in ein normales sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis anstrebe.

Dr. Thorsten Doublet, stellvertretender Geschäftsführer des VdSM, sieht in dem neuen Tarifvertrag einen gelungenen Beitrag, um das Miteinander von Unternehmen und Betriebsräten beim schwierigen Thema Zeitarbeit zu fördern. „Für Unternehmen in unserer Region ist es wichtig, zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen externe Arbeitskräfte beschäftigen zu können. Oftmals werden Zeitarbeitnehmer auch in feste Beschäftigung übernommen. Ein Tarifvertrag, wie der von QuatroTransfair, der diesen Prozess fördert und die Integration von Neu- oder Wiedereinsteigern erleichtert, hat deswegen für uns Vorbildcharakter.“

Arno Wied, Geschäftsführer der QuatroTransfair GmbH, erläuterte die Ziele des neuen Tarifvertrages. Beispielsweise gewährleiste er Arbeits- und Rahmenbedingungen sowie eine Entlohnung der Zeitarbeitnehmer, die sich ganz eng an den Bedingungen der „Normalbeschäftigten“ in den Unternehmen anlehnten. „Das Entgelt des Zeitarbeitnehmers orientiert sich im tarifgebundenen Unternehmen immer an den Gehaltsstrukturen der Festangestellten oder entwickelt sich bei Vorliegen besonderer Gründe, die zunächst eine Absenkung erfordern, in überschaubaren Zeiträumen auf das normale Verdienstniveau. Für tarifungebundene Unternehmen gilt eine eigene Entgelttabelle, die weit oberhalb der Stundensätze liegt, die in den Tarifverträgen der Zeitarbeitsbranche vorgesehen sind“, so Arno Wied. „Unser Tarifvertrag enthält damit die bundesweit besten Entgelt und Sozialregelungen in der Zeitarbeit und bietet gleichzeitig Unternehmen und Betriebsräten genügend Spielraum, Zeitarbeit flexibel einzusetzen.“ Die QuatroTransfair GmbH als von den Sozialpartnern gemeinsam initiiertes Unternehmen biete zudem die Gewähr, dass die vertraglichen Regelungen umgesetzt und eingehalten würden. „Unsere Ertragsmarchen liegen deutlich unter denen anderer Zeitarbeitsunternehmen. Deshalb können wir mit diesen Vereinbarungen durchaus wettbewerbsfähige Angebote machen. Das gilt insbesondere im Fachkräftebereich.“

Nach Angaben von Arno Wied sind derzeit rund 65 Personen in der Zeitarbeit beschäftigt. In der Transfergesellschaft waren es zwischen 2009 und 2011 maximal 158. „Im September 2012 hatten wir nur noch einen einzigen Transferbeschäftigten. Das Zahl hat inzwischen wieder auf etwa 380 zugenommen und dürfte in diesem Jahr noch weiter ansteigen.“ Die Vermittlungsquote im Bereich der Transfergesellschaft erreiche allerdings stattliche 78 Prozent. „Das ist ein sehr guter Wert. Landesweit liegt die Quote bei unter 50 Prozent.“