ÖPNV ist Teil der Grundversorgung

Seit dem 1. Februar gibt es jetzt also eine neue Schnellbusverbindung zwischen Bad Laasphe und Bad Berleburg. Zwar erst einmal nur testweise, aber immerhin. „Diese Linie verkehrt montags bis freitags mit acht durchgehenden Fahrten je Richtung. Die Fahrzeit von Bad Berleburg nach Bad Laasphe beträgt 29 Minuten; in der Gegenrichtung 28 Minuten. Das Angebot ist so ausgelegt, dass in Bad Berleburg passend zum Arbeitsbeginn und zum Arbeitsende die Firma EJOT ebenfalls bedient wird.“ Sehr schön. Das ist doch mal ein Fortschritt. Da darf man gespannt sein, ob die Buslinie von den Wittgensteinern auch so angenommen wird, dass ein dauerhafter Betrieb wirtschaftlich Sinn macht. „Wir hoffen auf eine große Resonanz in der Bevölkerung und eine entsprechend große Nachfrage nach dieser neuen Schnellbusverbindung“, so Günter Padt, Geschäftsführer der ZWS. „Die Bevölkerung erhält quasi die Chance mit ihrer Nutzung darüber abzustimmen, ob diese Linie fester Bestandteil des neuen Nahverkehrsplans wird.“ So die Pressemitteilung der Kreisverwaltung.

Stop. Kurze Denkpause.

Einige Informationen in dieser Meldung sollten doch nachdenklich stimmen. Zunächst einmal soll getestet werden, ob die Strecke angenommen wird. Und dann stellt sich selbstverständlich auch noch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Letztlich soll die Bevölkerung darüber abstimmen, ob sie diese Linie will oder nicht. Da sind einige kritische Anmerkungen durchaus erlaubt.

Generell kann man fast immer davon ausgehen, dass der öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Raum kaum wirtschaftlich betrieben werden kann. Dazu bedarf es eigentlich keiner Tests. Gleichzeitig hat er aber für die Menschen, die dort leben und nicht selber motorisiert sind, eine erhebliche, wenn nicht sogar existenzielle Bedeutung. Dafür braucht es auch keine Abstimmung. Deshalb ist der ÖPNV, ebenso wie das öffentliche Schulwesen oder die kommunale Infrastruktur, letztlich ein Bestandteil der durch den Staat vorzuhaltenden Grundversorgung. Über viele Jahre war das auch so. Erst durch die Privatisierungswellen der achtziger und neunziger Jahre hat sich das geändert, haben sich gleichzeitig aber auch Qualität und Angebot für die Bevölkerung im ländlichen Raum kontinuierlich verschlechtert.

Für die öffentlichen Haushalte war das zwar eine ganz erhebliche finanzielle Entlastung. Für die betroffenen Menschen aber eine deutliche Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Da eine Rückbesinnung auf die Grundprinzipien staatlicher Daseinsvorsorge trotz permanent steigender Steuereinnahmen derzeit wohl nicht abzusehen ist, bleibt also nur zu hoffen, dass die Menschen in Wittgenstein das neue Schnellbusangebot so annehmen, dass es auch dauerhaft erhalten bleibt.

Nachtrag: Anscheinend geht man schon jetzt davon aus, dass der Linienbetrieb am Wochenende unwirtschaftlich ist, denn es sind nur Verbindungen von Montag bis Freitag vorgesehen. Samstags und Sonntags dürfen die Wittgensteiner dann wieder mit dem Auto von Bad Berleburg nach Bad Laasphe fahren oder umgekehrt.

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