NRW-Metallindustrie beurteilt Lage gut, Erwartungen skeptisch

Die Unternehmen der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie gehen mit deutlich mehr Skepsis ins neue Jahr 2019 als noch vor Jahresfrist. Dies ist das Ergebnis einer am Donnerstag in Düsseldorf vorgelegten aktuellen Konjunkturumfrage des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW) zum Jahreswechsel 2018/2019, an der 485 Betrieben mit rund 160.000 Beschäftigten des bedeutendsten Industriezweigs des Landes teilgenommen haben. Wie der Verband mitteilte, seien die Umfrageergebnisse Ausdruck einer zunehmenden Unsicherheit in den Unternehmen. Auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Lage noch erfreulich positiv beurteilt werde, seien die Sorgen vor den Folgen des EU-Austritts Großbritanniens, dem zunehmenden Protektionismus in der Welt, den Auswirkungen der Energiewende in Deutschland und dem Strukturwandel in der Automobilindustrie unübersehbar.

Der Präsident des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW), Arndt G. Kirchhoff, nahm die Umfrage seines Verbandes zum Anlass, für ein neues Grundempfinden für die Bedeutung der Industrie für Wohlstand und Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu werben. Die Umfrage-Ergebnisse seien ein deutliches Warnsignal. Er habe den Eindruck, die aktuell noch gute Geschäfts-, Auftrags-, Ertrags- und Beschäftigungslage verstelle manchem Politiker den klaren Blick auf die enormen Herausforderungen von Globalisierung, Digitalisierung und demografischer Entwicklung.  „Wenn die Unternehmen des wichtigsten Industriezweigs Nordrhein-Westfalens nach vielen Jahren des Aufschwungs wieder mit erkennbarer Skepsis auf die nähere Zukunft blicken, muss das die Politik wachrütteln“, sagte Kirchhoff.

Nur mit einem klaren Fokus auf Investitionen und Innovationen könne das Land seinen Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb der Industriestandorte  sichern. Stattdessen setze die Politik unter dem Strich schwerpunktmäßig andere Prioritäten. Weiterhin würden neue soziale Wohltaten gefordert und ökologische Prestigeprojekte umgesetzt. Die erneuten Flexibilitäts-Beschränkungen etwa bei sachgrundlosen Befristungen und die nach wie vor ungeklärte Frage der Versorgungssicherheit bei der Energiewende würden die Investitionsbereitschaft der Unternehmen an den heimischen Industrie-Standorten aber eher bremsen. „Weite Teile der Politik handeln weiter so, als sei unser Land unverwundbar“, erklärte Kirchhoff. Erfolge beim Arbeitnehmer-, beim Verbraucher- oder beim Klimaschutz seien aber nur mit einer starken Industrie zu erreichen. „Es wäre nicht schlecht, würde sich diese Erkenntnis wieder mehr in den Köpfen der Politiker festsetzen“, sagte der NRW-Metallarbeitgeberpräsident. Das Jahr 2019 sei ein guter Zeitpunkt für eine grundlegende wirtschaftspolitische Erneuerung im Land.

Die Ergebnisse der METALL-NRW-Umfrage im Einzelnen:

Geschäftserwartungen: Bei den Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate hat sich die Zahl der Pessimisten gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt: 22 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte (2018: 10 Prozent), nur 13 Prozent erwarten eine Besserung (2018: 18 Prozent). Gleichbleibende Geschäfte prognostizieren mit 65 Prozent mehr als die Hälfte der Betriebe, das ist ein spürbarer Rückgang gegenüber dem Vorjahr (72 Prozent).

Geschäftslage: Die aktuelle Wirtschaftslage bewertet die nordrhein-westfälische M+E-Industrie wie zu Jahresbeginn 2018: Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent) bezeichnet ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut (2018: 49 Prozent).

Auftragserwartungen: Für das erste Halbjahr 2019 rechnen die M+E-Unternehmen mit einer spürbar nachlassenden Ordertätigkeit. Weniger Aufträge erwarten 22 Prozent der Betriebe aus dem Ausland (2018: 9 Prozent), 23 Prozent aus dem Inland (2018: 10 Prozent)

Auftragslage: Für das Jahr 2018 hat sich die Auftragslage als stabil erwiesen. Sowohl die Ordertätigkeit aus dem Inland als auch aus dem Ausland bezeichnet fast die Hälfte der Unternehmen als „gut“.

Ertragserwartungen: Spiegelbild der skeptischer werdenden Geschäfts- und Auftragserwartungen sind die Meldungen über die vermutete Ertragsentwicklung, die ebenfalls deutlich pessimistischer werden. 22 Prozent rechnen mit einem Rückgang (2018: 15 Prozent).

Ertragslage: Nach der aktuellen Ertragslage gefragt, zeigen sich die Unternehmen genauso zufrieden wie im Vorjahr. 30 Prozent bezeichnen ihre Ertragslage als gut, nur 17 Prozent als schlecht. Mehr als die Hälfte meldet eine gleichbleibende Ertragslage.

Beschäftigung: Die Unternehmen der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie haben angesichts der guten Geschäftslage des Jahres 2018 und des zunehmenden Fachkräftemangels mehr neue Mitarbeiter eingestellt (41 Prozent) als Personal abgebaut (8 Prozent). Im nächsten Halbjahr wird der Beschäftigungsaufbau (22 Prozent) allerdings spürbar abebben (2018: 41 Prozent).

Ausbildung: Erfreuliches melden die Unternehmen beim Thema Ausbildung:  Die große Mehrheit der Betriebe – etwa 74 Prozent – wird ihr ohnehin hohes Ausbildungsniveau beibehalten, die Zahl der Ausbildungsplätze wird sich bei 18 Prozent der Unternehmen sogar noch leicht erhöhen (2018: 15 Prozent). Damit bleibt die Rekrutierung und Qualifizierung von Nachwuchs wichtiges Ziel betrieblicher Personalpolitik.

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