Mobiles Digitallabor entsteht in Wittgensteins Nachwuchsschmiede

Noah-Joel Haßler (links) und Johann Schneider, beide angehende Werkzeugmechaniker bei Osterrath, beim Bau der 3D-Drucker.

Die Digitalisierung ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Daher gibt es in Südwestfalen schon einige Ansätze, die den Bürgerinnen und Bürgern die Chancen und Risiken der Digitalisierung näherbringen sollen. Einer dieser Ansätze ist das Projekt „DiGITALUM (unterwegs)“, bei dem ein umgebauter Linienbus zum Digitallabor umgebaut wird.

Der ehemalige 18 Meter lange Gelenkbus, der früher als Linienbus in Dresden unterwegs war, wird demnächst durch Wittgenstein rollen und zu den Menschen fahren, um sie in den Wittgensteiner Dörfern für die Technik der Zukunft zu begeistern. Auf diese Weise sollen auch diejenigen in Wittgenstein erreicht werden, die durch die schlechte ÖPNV-Verbindung möglicherweise sonst vom Thema Digitalisierung ausgeschlossen werden.

Um den ausrangierten Bus zu einem Digitallabor umzufunktionieren, sind seit Januar zwölf engagierte Auszubildende des Bildungszentrums Wittgenstein dabei, ihn zu entkernen und anschließend mit verschiedenen Technologien, wie z.B. VR-Brillen, Lasercuttern, 3D-Druckern und Scannern, 360-Grad-Kameras, Drohnen und einem Podcast-Studio auszustatten. Die Auszubildenden von Wittgensteiner Unternehmen, wie EEW, EJOT, Osterrath und Keune & Lauber sind im ersten Lehrjahr und erlernen unterschiedliche Metallberufe. Jetzt haben Sie in einem knapp zweitägigen Workshop 3D-Drucker gebaut, die später im Bus eingebaut werden. Neben den Auszubildenden der verschiedenen Metallberufe war bei dem Workshop auch ein angehender Informatikkaufmann der Sparkasse Wittgenstein dabei.

„In dem zweitägigen Workshop haben die Azubis sechs 3D-Drucker gebaut, die in Kürze mit Namensplaketten ihrer Ersteller im rollenden Digitallabor an Board sein werden“, sagt Andreas Kurth, Geschäftsführer der Digitalum Wittgenstein gGmbH. Ein Team von fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern des Fab Lab der Universität Siegen – eine für alle offene interdisziplinäre Kreativ-Werkstatt der Universität Siegen – hat den Workshop vorbereitet und die Auszubildenden und Ausbilder bei den einzelnen Arbeitsschritten bis zur Fertigstellung der 3D-Drucker unterstützt. Marios Mouratidis, der Leiter des Fab Lab Siegen und Mitarbeiter im „Mittelstand Digital Zentrum Ländliche Regionen“ ist, weist darauf hin, dass der Bausatz eines jeden Druckers aus mehreren Hundert Teilen besteht, der Bau durch die Auszubildenden allerdings viel wertiger sei, da man den Aufbau der Maschine von Grund auf versteht. „Von der ersten Schraube bis zum fertigen Produkt bekommen die Auszubildenden alles mit“, so Marios Mouratidis. Diese Ansicht teilt auch Andreas Kurth, der es besonders wichtig findet, dass die Auszubildenden bei diesem außergewöhnlichen Projekt, fernab der klassischen Ausbildung in den verschiedenen Metallberufen, möglichst viel Freiraum erhalten und in einer angenehmen Lernatmosphäre arbeiten können.

Eine detaillierte und multilinguale Anleitung hat den Teilnehmenden des Workshops dabei geholfen, innerhalb von knapp eineinhalb Tagen aus dem mehrteiligen Bausatz einsatzbereite 3D-Drucker herzustellen und eigenständig in Betrieb zu nehmen. Dass in der Anleitung alles „gut erklärt“ sei, haben Noah-Joel Haßler und Johann Schneider während des Workshops festgestellt. Beide angehenden Werkzeugmechaniker bei der Firma Osterrath waren zudem sehr froh darüber, dass sie bei dem Projekt mitarbeiten konnten. Sobald die fertigen 3D-Drucker final im Bus eingebaut sind, „kann man sehen, was man gemacht hat“, so Noah-Joel Haßler.

Praktische Erfahrungen sind aber nicht nur für die Auszubildenden wichtig, sondern auch für künftige Besucherinnen und Besucher des rollenden Digitallabors. „Der Bus ist der Prototyp bzw. eine Blaupause für den zweiten Teil unseres Vorhabens. Hier wird im Kleinen getestet, was technisch machbar ist“, sagt Andreas Kurth, Geschäftsführer der Digitalum Wittgenstein gGmbH. Ende März wird der Bus fertig sein und dann durch die Dörfer Wittgensteins rollen.


Hintergrundinfos:

Das Projekt „Digitalum unterwegs“ wird mit einem Projektvolumen von insgesamt 214.358,39 Euro umgesetzt. 139.812,14 Euro werden davon über eine LEADER-Förderung bereitgestellt. 75.025,44 Euro sind von den 17 Gesellschaftern der DIGITALUM Wittgenstein gGmbH.

Text und Foto: Julia Förster

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