Investition in die Medizin-Zukunft

Von links: Dr. Erwin Thiel, Prof. Dr. Holger Schönherr, Prof. Dr. med. Martin Grond, Wilfried Groos, Marius Müller, Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves, Prof. Dr. Holger Burckhart und Dr. Dr. med. Charles Christian Adarkwah.

Die Sparkasse Siegen und die Universität Siegen verstärken ihr Engagement in der Region. Gemeinsam stellten Wilfried Groos (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse) und Prof. Dr. Holger Burckhart (Rektor der Universität) zwei Projekte vor, um die medizinische und finanzielle Grundversorgung der Bevölkerung auf dem Land mithilfe digitaler Medien und Technologien auszubauen. Die beiden ausgezeichneten Projekte DIPRA und INTEGER werden in das bundesweit beachtete Projekt „Medizin neu denken“ eingebettet.

Im März 2018 hatte die Universität den Wettbewerb DIVE („Digital unterstützte medizinische und finanzielle Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum“) ausgelobt. Das Fördervolumen beträgt insgesamt 150.000 Euro, zur Verfügung gestellt von der Sparkasse Siegen. In einem Auswahlverfahren unter Beteiligung der Senatskommission für Internationales und Kooperationen, der Senatskommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie der Sparkasse Siegen und der Hochschulleitung fiel die Entscheidung auf zwei Projekte.

Als Tandem stehen Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves (Forschungskolleg der Universität Siegen) und Dr. Dr. med. Charles Christian Adarkwah (Familydocs, Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin, Kreuztal) hinter dem Projekt DIPRA („Exploration und Konzeption Digitaler Praxen zur Verbesserung der Versorgung im ländlichen Raum“). Ziel des Projektes ist, Arztpraxen in der Region neue Möglichkeiten hinsichtlich der Digitalisierung aufzuzeigen. Dazu sollen Prozesse im Alltagsgeschäft zwischen ÄrztInnen und Patienten umfassend analysiert werden, um anschließend geeignete Technologien zu entwickeln. So könnten beispielsweise Gesundheitsdaten mobil erfasst und digital an behandelnde ÄrztInnen übertragen werden, um eine kurzfristige Intervention im Fall eines kritischen Zustandes zu ermöglichen. Auch Reha-Übungen könnten durch digitale Technik effektiver unterstützt werden. Entstehen soll auf diesem Wege ein „Baukasten“ von digitalen Lösungen, den Arztpraxen aus den verschiedensten medizinischen Fachrichtungen nutzen können. Die landärztlichen Praxen in der Region könnten so ihren Praxis- und Versorgungsalltag durch die Anwendung digitaler Medizinlösungen spürbar verbessern.

Das zweite Projekt wird von Prof. Dr. Holger Schönherr (Department Chemie und Biologie, Fakultät IV der Universität Siegen) und PD Dr. Erwin Thiel (ERT-Optik, Siegen) verantwortet. INTEGER steht für „Integrierte digitale Diagnostik mit intelligenten Sensormaterialien für die Versorgung im ländlichen Raum“. Im Projekt soll ein sensorisches Pflaster entwickelt werden, das bei UV-Belichtung im Falle einer bakteriellen Infektion diese durch eine Farbänderung anzeigt. Durch die Anwendung von modernsten Biochemischen-Sensormaterialien, Lichtleitertechnik und Datenübertragung wird somit mittelfristig eine integrierte digitale Diagnostik verwirklicht, deren Ergebnisse Patienten, Pflegefachkräfte oder ÄrztInnen auch aus der Ferne einsehen können. Patienten müssten dann nicht mehr notwendigerweise eine Arztpraxis aufsuchen, um eine Wunde untersuchen zu lassen – die Wunde könnte kontinuierlich durch das intelligente Pflaster überwacht und die ermittelten Daten der Arztpraxis zur Verfügung gestellt werden. Eine solche integrierte Diagnostik könnte zukünftig erweitert werden und damit für eine frühzeitige Erkennung von Erkrankungen sorgen, noch bevor akute Beschwerden auftreten. Das Projekt liefert mit dem sensorischen Pflaster einen konkreten Prototyp. Nach diesem Vorbild könnten dann zukünftig intelligente Sensoren beispielsweise auch den Blutzuckerspiegel überwachen – zuverlässig und voll in den Alltag der Menschen integriert.

Das Thema der Versorgung in der Fläche beschäftigt die Mediziner ebenso wie die Sparkasse. Der demographische Wandel hat zur Folge, dass die Bevölkerung auf dem Land überaltert und immer weniger mobil ist. Gleichzeitig steige auch bei der Sparkasse die Nachfrage nach digitalen Angeboten. Diese müssten möglichst intuitiv sein, damit Menschen jeden Alters sie nutzen können. Auch die Sparkasse arbeitet daher an immer neuen Wegen hin zum Kunden. „Wir als regional verwurzeltes Institut fühlen uns auch den Menschen in der Fläche verpflichtet“, sagte Wilfried Groos. „Unser öffentlicher Auftrag lautet, die Bevölkerung mit Finanzdienstleistungen und Bargeld zu versorgen. Allerdings müssen wir diesen Auftrag im demographisch veränderten und digitalisierten Raum neu denken. Dabei darf die DNA Sparkasse, das was uns im Kern ausmacht, nicht verloren gehen, sondern muss neu interpretiert werden. Daher arbeiten wir stetig an neuen Lösungen wie zum Beispiel unserem Bargeld-Bring-Service oder dem Servicechat, wo unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Wege zum Kunden aufmachen, die gern in Anspruch genommen werden. Im Austausch mit der heimischen Universität können wir neue Erkenntnisse gewinnen, wie wir diese Lösungen weiter entwickeln und unserem Versorgungsauftrag auch zukünftig bestmöglich gerecht werden können.“

„Mit dem Projekt ‚Medizin neu denken‘ möchten wir die ärztliche Versorgung auf dem Land sicherstellen – digital unterstützt, aber vom Menschen praktiziert. Die beiden Sieger-Projekte sind wunderbare Beispiele, wie innovative Technik den Alltag von ÄrztInnen und Patienten verbessern kann“, sagte Prof. Dr. Holger Burckhart.

Wilfried Groos: „Die ausgezeichneten Projekte können helfen, medizinische Angebote ortsunabhängig zu machen und niedrigschwellige digitale Lösungen zu entwickeln. Während das erste Projekt den Bedarf der Medizinerinnen und Mediziner in den Fokus rückt und analysiert, werden im zweiten Projekt Lösungen entwickelt. Hier entstehen spannende Synergieeffekte, die wir im Rahmen einer Wertschöpfungskette gern weiter begleiten möchten in Form einer Spende – für die praktische Umsetzung. Im Bereich der digitalen Medizintechnik ergeben sich große Möglichkeiten zum Beispiel für Startups und somit letztlich auch für die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region.“

Die Sparkasse Siegen unterstützt mit ihrer Spende ein drittes Vorhaben des Projektpakets, welches innerhalb des Klinikverbundes der vier Siegener Kliniken modellhaft mit dem Kreisklinikum Siegen durchgeführt wird. Im Zentrum dieses Vorhabens steht eine klinische und medizinische Versorgungskette aus vier ineinandergreifenden Gliedern, die modellhaft für Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen aufgebaut und erprobt werden soll: Vom Patienten ausgehend, soll erstens wohnungsnah ein kommunales Versorgungszentrum in der Fläche entwickelt werden. Dieses ist zweitens an das Medizinische Versorgungszentrum einer Klinik angebunden, welches im dritten Schritt an die Fachabteilung einer Klinik gekoppelt ist. Als viertes Glied des Vorhabens steht, im zu erprobenden Fall, die Hochleistungsmedizin des Forschungszentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und des Universitätsklinikums Bonn zur Verfügung. Damit käme dem Patienten auf dem Land eine klinische und medizinische Versorgung auf höchstem Niveau zugute.

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