Im Alltag energieeffizienter handeln

Wirtschaftsinformatiker und Gestalter Dr. Matthias Laschke von der Universität Siegen. (Foto: Sascha Hüttenhain)

Schon lange haben Waschmaschinen Eco-Programme, die etwas länger dauern, dafür aber energiesparend sind. Der entsprechende Knopf wird von den Nutzerinnen und Nutzern aber nur bei etwa 5 Prozent aller Waschvorgänge gedrückt. Warum? Wie muss Technik gestaltet sein, damit sie Menschen nicht nur theoretisch zu ökologischem Verhalten anhält, sondern im Alltag ganz selbstverständlich genutzt wird? Und wie gelingt es, dass diese ökologischen Praktiken sogar in andere Lebensbereiche übertragen werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich seit Anfang August die Nachwuchsforschungsgruppe MOVEN. MOVEN steht für Motivationale und Verhaltensändernde Nachhaltigkeitstechnologien. Das Projekt, bei dem die Universität Siegen und die Ludwig-Maximilians-Universität München kooperieren, wird vom Bundesforschungsministerium für fünf Jahre mit rund 2,7 Millionen Euro gefördert.

Das Forscherteam an der Universität Siegen wird von Wirtschaftsinformatiker und Gestalter Dr. Matthias Laschke geleitet. Beteiligt sind die Disziplinen Mensch-Maschine-Interaktion (HCI), Gestaltung, Psychologie, Technik, Ethik und Wirtschaftspsychologie.

Kein Thema ist derzeit so aktuell wie die Frage nach Energieeinsparungen. Wo kann und wie kann jeder einzelne den Energieverbrauch senken? Wie kann man ressourcenschonend den Alltag gestalten? Obwohl der Klimawandel schon lange Warnung und Mahnung ist, wird nun der Energiemarkt zum Taktgeber für den individuellen Verbrauch und verlangt eine grundlegende Veränderung des persönlichen Lebensstils. Eine solche Veränderung ist für Menschen jedoch nicht einfach. Eine warme Wohnung oder heiße Dusche sind sehr angenehm, Teil individueller Routinen und Überzeugungen und damit schwer veränderbar. Steigende Preise und politische Appelle sind das eine. „Es geht aber auch darum, dauerhaft energieeffizientere Alltagspraktiken zu übernehmen, damit Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können“, so Laschke. Neben der Motivation und dem Wissen sich umweltbewusst zu verhalten, nehmen gestaltete Objekte eine zentrale Rolle in nahezu jeder Alltagspraktik ein. Indem Dinge bestimmte Handlungen begünstigen oder beschränken, formen sie eine Praktik – und damit menschliches Verhalten. Das gilt für die Waschmaschine genauso wie für die Wasserspar-Düse oder Duschabtrennungen, die eine hygienische und gleichzeitig ökologische Katzenwäsche ermöglicht. Diese aktive Rolle von Technik, die Menschen zu einem ökologischen Verhalten anhält, steht im Fokus der Nachwuchsforschergruppe MOVEN. „In der Forschergruppe werden die Disziplinen Gestaltung, Technik, Ethik und Psychologie vereint, um entsprechende Prototypen zu entwickeln und diese in Haushalten zu testen“, erklärt Laschke.

Für die Anwendungsbereiche Prozesswärme (z.B. Waschen und Kochen), Warmwasser und Heizungsenergie werden konkrete interaktive, potenziell verhaltensändernde Systeme konzipiert, prototypisch umgesetzt, in Studien empirisch erprobt und ethisch, rechtlich und sozial reflektiert. Die Forschergruppe kooperiert mit der Miele & Cie. KG, der Ergosign GmbH, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und der Verbraucherzentrale NRW.

Ziel ist es, Konsumenten zu befähigen sich nachhaltig zu verhalten und Gestaltungskompetenzen zu stärken. Die aus diesem Ansatz hervorgehenden Produkt- und Serviceangebote sowie das erzeugte Know-how, das über rein technische Ansätze hinausgeht, sollen neben ökologischen auch wirtschaftliche Vorteile erzeugen. Laschke: „Denn nachhaltige Gestaltungen liefern einen Wettbewerbsvorteil, der hilft, den Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig zu sichern.“

Teilnehmer-Haushalte gesucht

Für das Forschungsprojekt werden Haushalte aus Siegen und Umgebung gesucht, die bei der Erarbeitung von Prototypen mitmachen wollen und Geräte bewerten. Wer Interesse hat, kann sich gern an Dr. Matthias Laschke (matthias.laschke@uni-siegen.de) wenden.

Text: Universität Siegen

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