Falsche Zeit für Höhenflüge

Vor Beginn der Tarifrunde 2016 in NRW erläuterte VdSM-Geschäftsführer Dr. Thorsten Doublet die Positionen des Verbandes zu den Forderungen der IG Metall in einem Pressegespräch.

Am 29. Februar hat die IG Metall ihre endgültige Forderung für die Tarifrunde 2016 in der Metall- und Elektroindustrie bekannt gegeben. Die Gewerkschaft fordert 5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten und die Auszubildenden bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Am 14. März beginnen die Verhandlungen für Nordrhein-Westfalen in Krefeld. Der VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V. lehnt diese Forderung als deutlich zu hoch ab. „Eine ganze Reihe unserer Mitgliedsunternehmen leidet unter den Folgen einer schwachen Weltkonjunktur. Das gilt insbesondere für den Maschinen- und Anlagenbau, die Walzengießereien und die Röhrenhersteller. Wie unsere Konjunkturumfrage vom Jahresende 2015 gezeigt hat, wird das Thema Kurzarbeit in diesem Jahr wieder stärker auf der Tagesordnung stehen. In einer solchen Situation ist eine Tarifforderung von 5 Prozent fern jeglicher Realität“, erläuterte VdSM-Geschäftsführer Dr. Thorsten Doublet in einem Pressegespräch. „Die IG Metall weiß ganz genau, wie es um viele Unternehmen in unserer Region steht, und trotzdem stellt sie eine derart hohe Forderung. Sie nimmt damit den Verlust von Arbeitsplätzen bewusst in Kauf“, so Dr. Doublet weiter.

Die Konjunkturumfrage des Verbandes Ende 2015 hat sehr deutlich gezeigt, dass die Schere zwischen den Unternehmen, denen es wirtschaftlich noch gut geht und den Unternehmen, die bereits mit zum Teil erheblichen Problemen zu kämpfen haben, immer weiter auseinander geht. Diese Tatsache wurde auch durch die jüngste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen bestätigt. „Wir können nicht akzeptieren, dass die Gewerkschaft Tarifpolitik auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen betreibt“, unterstreicht der VdSM-Geschäftsführer.

Immerhin sind die Entgelte in der Metall- und Elektroindustrie seit 2012 um 14 Prozent gestiegen, während die Produktivität in den Unternehmen lediglich um 1,2 Prozent angewachsen ist. Anstatt für weitere Wohltaten zu sorgen, sollte die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wieder stärker in den Fokus der Tarifpolitik gerückt werden. „Die IG Metall treibt mit ihrer Forderung die Kosten weiter in die Höhe und wir müssen dann über Sondervereinbarungen dafür sorgen, dass die betroffenen Unternehmen wirtschaftlich überleben können. Das kann nicht Sinn einer verantwortungsvollen Tarifpolitik sein.“

Gerade vor dem Hintergrund der zahlreichen Krisen in Europa und der Welt sowie der wirtschaftlichen Schwäche beispielsweise in China haben sich die Risiken für die weitere Entwicklung in der Metall- und Elektroindustrie deutlich erhöht. Überdeckt werden sie derzeit noch von der insgesamt guten Gesamtkonjunktur, die aber im Wesentlichen vom Konsum getragen wird. Ausschlaggebend hierfür sind nicht zuletzt die niedrigen Zinsen, die annähernde Null-Inflation und die realen Einkommenssteigerungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den letzten Jahren. Derzeit liegt das Durchschnittseinkommen in der Metall- und Elektroindustrie bei 53.000 Euro im Jahr.

„Für 2016 rechnen Experten mit einem Wachstum von maximal einem Prozent in der Metall- und Elektroindustrie. Die Inflationsrate liegt aktuell bei 0,3 Prozent. Der Produktivitätszuwachs ist ebenfalls sehr gering. Diese Zahlen werden von der IG Metall konsequent ignoriert. Dazu kommt, dass unsere Unternehmen vorwiegend auf den Weltmärkten unterwegs sind und sich der dortigen Konkurrenz stellen müssen. Schon jetzt investieren sie vermehrt im Ausland, um die Kostenentwicklung am teuren Standort Deutschland kompensieren zu können“, so Dr. Doublet weiter. „Die Tarifentwicklung der letzten Jahre hat den Betrieben einen massiven Kostenschub beschert, der insbesondere für unsere Mittelständer nur schwer zu verkraften war und nicht mehr durch große Produktivitätssprünge aufgefangen werden konnte. Für viele unserer Betriebe ist daher das Ende der Fahnenstange längst erreicht. Dies ist definitiv die falsche Zeit für weitere Höhenflüge.“

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