Einzelhandel erteilt Bargeldobergrenzen deutliche Absage

Fast drei Viertel der regionalen Einzelhändler sehen die derzeitigen Überlegungen zur Einführung einer Bargeldobergrenze von 5000 Euro in Deutschland äußerst kritisch. In etwa genauso viele halten diese Maßnahme auch für ungeeignet, um Geldwäsche und andere kriminelle Tätigkeiten einzudämmen. „Der heimische Handel erteilt damit Bargeldobergrenzen eine deutliche Absage. Für die befragten Unternehmen jedenfalls machen diese Pläne keinen Sinn. Die Überlegungen in Politik und Finanzkreisen dazu sollten daher ganz schnell begraben werden“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Ergebnisse einer Blitzumfrage der Siegener Kammer, an der sich fast 100 Einzelhändler aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten.

Über die Hälfte der befragten Händler erwarten durch Bargeldobergrenzen unmittelbare negative Auswirkungen, weil Geschäfte nicht zustande kommen. Höhere Kosten befürchten 41 Prozent und mehr Bürokratie erwarten 36 Prozent der Befragten. Mehr als zwei Drittel hält diese Maßnahmen darüber hinaus für eine Beschneidung und Bevormundung der Kunden. Noch kritischer beurteilen die Einzelhändler die Überlegungen zu einem völligen Verzicht auf Bargeld in der Zukunft, die in den theoretischen Diskussionen ebenfalls hier und da auftauchen. Die Auswirkungen für den Einzelhandel wären ihrer Meinung nach noch fataler als bei Bargeldobergrenzen. 71 Prozent der Betriebe befürchten bei einem völligen Verzicht auf Bargeld etwa, dass der Einzelhandel unter rigorosen Einschränkungen der Zahlungsmöglichkeiten am meisten leiden würde. Zwei Drittel rechnen in diesem Falle mit höheren Kosten. Klaus Gräbener: „62 Prozent der Unternehmen schätzen, dass der stationäre Einzelhandel ohne Bargeld noch stärker Kunden an den Onlinehandel verlieren würde. 42 Prozent prognostizieren für diesen Fall deutlich geringere Umsätze in der Region. Auch das sollte nach Auffassung der IHK den politischen Entscheidungsträgern zu denken geben.“

Nicht ganz so kritisch stehen die Einzelhändler einer Abschaffung der 500-Euro-Scheine gegenüber. Zwar stufen 44 Prozent der Betriebe diese Idee als eher schlecht bis sehr schlecht ein, aber knapp ein Viertel hält sie auch für gut bis sehr gut. Ganz anders urteilt der Einzelhandel im Hinblick auf die Abschaffung von 1- und 2-Cent-Münzen. „72 Prozent der befragten Betriebe halten das für sinnvoll. Der Wegfall der kleinsten Münzen würde für die meisten Unternehmen mit Vorteilen einhergehen. Die Bezahlvorgänge würden insgesamt erleichtert“, erläutert Stephan Jäger, der die Umfrage für die IHK durchgeführt hat. Die Umstellung dafür würde auch deutlich leichter ausfallen als bei den anderen Überlegungen. Die kritische Haltung der Einzelhändler gegenüber Bargeldobergrenzen und einem Bargeldverzicht ist nicht durch eine generelle Abneigung von bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten zu erklären, so Jäger abschließend.

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