Die Wirtschaft in Wittgenstein ist bestens aufgestellt

Rund 150 Gäste kamen zum 1. Wittgensteiner Wirtschaftstreff nach Erndtebrück. Gastredner war NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt G. Kirchhoff.

„Die Industrie ist das Herz unserer Wirtschaft. Die gut aufgestellten mittelständischen Familienunternehmen auch hier in Wittgenstein sind die Grundlage unseres Wohlstandes. Sie haben uns gut durch die letzte Krise gebracht. Sie gilt es zukunftsfest zu machen. Digitalisierung und Globalisierung sind dabei die entscheidenden Herausforderungen“, so NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt G. Kirchhoff beim 1. Wittgensteiner Wirtschaftstreff. Auf Einladung einer Veranstaltergemeinschaft von Volksbank Wittgenstein, Sparkasse Wittgenstein, Industrie- und Handelskammer Siegen und der Kreishandwerkerschaft war er Freitag Abend ins Autohaus Müller im Industriepark Wittgenstein in Erndtebrück-Schameder gekommen, ebenso wie rund 150 geladene Unternehmerinnen und Unternehmer, Handwerker und weitere Vertreter der Wittgensteiner Wirtschaft. Unter den Gästen waren auch die Bürgermeister der drei Wittgensteiner Kommunen sowie die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach.

„Nach dem letzten Jahresempfang der IHK Siegen hatten wir die Idee, so etwas auch in Wittgenstein zu organisieren“, begrüßte Klaus Löcker, Inhaber des Autohaus Müller, die Gäste im Namen der Veranstaltergemeinschaft. „Wir wollen uns austauschen und die Gelegenheit bieten, Netzwerke zu knüpfen“, was im Anschluss an den Vortrag von Arndt G. Kirchhoff bei Suppe, Schnittchen und Krombacher Pils auch ausgiebig genutzt wurde.

Das Wittgensteiner Land habe sich in den letzte 25 Jahren beeindruckend entwickelt, stellte der Präsident des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen e.V. und Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der KIRCHHOFF Holding GmbH & Co. KG fest. Südwestfalen insgesamt gehöre heute zu den führenden Industrieregionen in Deutschland. „Das ist vor allem ein Verdienst des Mittelstands.“ Der Industrieanteil liege bei 45 Prozent. Im Vergleich dazu habe das Ruhrgebiet nur noch einen Industrieanteil von 17 Prozent. „Das Ruhrgebiet befindet sich schon seit Jahren in einem wirtschaftlichen Umbruch. Wir haben jetzt die Chance, daraus eine zukunftsfähige digitale Region zu machen, von der wir auch in Südwestfalen profitieren.“

„Die Herausforderung, die durch die Digitalisierung auf uns zukommen, müssen wir erkennen und mit Zuversicht angehen“, so Arndt G. Kirchhoff weiter. Ganz wichtig sei dabei, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen mitzunehmen. Nur gemeinsam könne man die Entwicklung meistern, die schon heute, aber noch stärker in den nächsten Jahren, die Arbeitswelt verändern werde. „Dazu gehört natürlich eine leistungsfähige Infrastruktur. Die wird zur Zeit geschaffen. Allerdings wäre es sinnvoller, zuerst die Industriegebiete und die Unternehmen an die schnellen Datennetze anzuschließen, als die großen Städte.“

Viele Arbeitsplätze würden sich durch die Digitalisierung verändern, ganz wegfallen oder neu entstehen. Auch diese Entwicklung müsse man erkennen, aktiv begleiten und den Beschäftigten die damit verbundenen Ängste nehmen. „Wir hatten bisher nach jeder großen industriellen Revolution mehr Arbeitsplätze als vorher. Das wird auch mit der Digitalisierung so sein.“ Die entsprechenden Arbeitsbedingungen flexibel und zukunftsfähig auszugestalten sei nicht zuletzt Aufgabe der Tarifparteien. „Auch das werden wir gemeinsam mit der IG Metall mit Zuversicht angehen.“

Die Globalisierung war das zweite Thema im Vortrag von Arndt G. Kirchhoff. Er betonte dabei zunächst die Schwierigkeiten, die sich durch den zunehmenden Protektionismus für die deutsche Exportwirtschaft ergäben. „Globalisierung bedeutet nach meinem Verständnis nichts anderes als freien Welthandel. Der wird aber derzeit durch die Politik des amerkanischen Präsidenten Donald Trump und die entsprechenden Reaktionen aus China deutlich erschwert. Hinzu kommt der 2019 anstehenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union mit noch nicht vollständig absehbaren Folgen für unseren Außenhandel“, meinte der NRW-Arbeitgeberpräsident. Und dennoch liege Deutschland nach wie vor an der Spitze aller Exportnationen. „Das muss man sich einmal vorstellen: Wir stellen gerade einmal ein Prozent der Weltbevölkerung und sind trotzdem Exportweltmeister.“ Die Produkte der deutschen Industrie seien weltweit gefragt, obwohl sie zumeist teurer sind als andere, aber häufig auch besser. „Deshalb sind unsere Kunden auch bereit, einen höheren Preis dafür zu bezahlen.“ Wir sollten daher alles dafür tun, die zunehmenden Abschottungstendenzen in der Welt zu bekämpfen. Deutschland müsse sich einmischen. Und das gehe nur mit einer gut funktionierenden Wirtschaft.

Neben der Digitalisierung und der Globalisierung beschäftige die Unternehmen auch die Frage, wie sie den zukünftigen Fachkräftebedarf decken können. Gerade in den ländlichen Regionen sei das ein großes Problem. „Auch hier müssen wir Unternehmer aktiv werden und für unsere guten Arbeitsplätze werben. Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass den Schülerinnen und Schüler schon an der Schule eine fundiertes digitales Wissen vermittelt wird. Wir haben in unseren Unternehmen hervorragende und gut bezahlte Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Es muss also nicht in jedem Fall immer ein Hochschulstudium sein“, unterstrich Arndt G. Kirchhoff. Das gelte auch für das Handwerk. Ohne Nachwuchs für die Handwerksbetriebe bekämen wir langfristig ein Riesenproblem. Schon heute müsse man lange auf einen Handwerkertermin warten. Wenn das zukünftig niemand mehr machen wolle, dann werde es auch für die Industrie schwierig.

In der abschließenden Fragerunde gingen einige Vertreter des Handwerks auf diesen Punkt näher ein und bemängelten insbesondere die Abwanderung von Fachkräften aus dem Handwerk in die Industrie, nicht zuletzt wegen der besseren Bezahlung. Dies beginne schon bei den Ausbildungsvergütungen. Hier riet Arndt G. Kirchhoff den Handwerksbetrieben, dieser Entwicklung mit besseren Rahmenbedingungen entgegen zu wirken. „Es ist richtig, das wir in der Industrie deutlich höhere Entgelte zahlen als im Handwerk. Es ist aber auch klar, dass wir mit unserem Tarifpartner IG Metall keine Absenkung hinbekommen werden. Deshalb muss das Handwerk selber etwas tun, um die Attraktivität der Handwerksberufe zu steigern. Und das muss nicht immer nur mehr Geld bedeuten.“

Musikalisch umrahmt wurde der 1. Wittgensteiner Wirtschaftstreff von der Band Silent Seven.

Kommentar hinterlassen zu "Die Wirtschaft in Wittgenstein ist bestens aufgestellt"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.