„Die Schere geht immer weiter auseinander“

2015 war für die M+E-Branche in Siegen-Wittgenstein ein durchwachsenes Jahr. Zwar hat sich die Auftragslage in vielen Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr verbessert, dies gilt allerdings in weiten Teilen der heimischen Industrie nicht für die Ertragssituation oder die allgemeine Geschäftsentwicklung. „Wir haben im Rahmen unserer diesjährigen Konjunkturumfrage festgestellt, dass die Schere zwischen den Unternehmen, denen es noch verhältnismäßig gut geht, und denen, die zum Teil erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten haben, immer weiter aufgegangen ist“, so Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender des VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V.. Gemeinsam mit Verbandsgeschäftsführer Dr. Thorsten Doublet präsentierte er die Ergebnisse der Konjunkturumfrage 2015, an der sich diesmal 37 Unternehmen mit 11.276 Beschäftigten beteiligten.

„Gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Flüchtlingskrise und den damit auch für die Wirtschaft verbundenen Herausforderungen müssen wir alles daran setzen, die Leistungskraft und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen weiter zu stärken und nicht ohne Not zu schwächen. Deshalb kritisieren wir auch die derzeitige Kampagne der Gewerkschaften in Sachen Werkverträge und Zeitarbeit ebenso, wie die dazu von Bundesarbeitsministerin Nahles vorgelegten Gesetzentwürfe“, erläuterte Jörg Dienenthal. „Angesichts der Herausforderungen, die vor uns liegen, machen solche Änderungen keinen Sinn.“

Darüber hinaus hat sich die Weltlage in den letzten Monaten gravierend verändert. Nicht nur die Anschläge von Paris verunsichern Wirtschaft und Bevölkerung. Auch die nachlassende konjunkturelle Entwicklung in weiten Teilen der Welt wirkt sich inzwischen auf immer mehr Unternehmen in Siegen-Wittgenstein aus. „Einige unserer stark exportorientierten Mitgliedsunternehmen spüren dies bereits sehr deutlich“, ergänzte Dr. Doublet.

Zu den Ergebnissen der Konjunkturumfrage im Einzelnen:

Entgegen der allgemeinen Erwartung haben die Auftragseingänge nach Angaben der an der Umfrage teilgenommenen Unternehmen in 2015 zugenommen. Dies gilt sowohl für das Inlandsgeschäft wie auch für die Auslandsorders. Knapp 68 Prozent der Unternehmen verzeichneten einen Zuwachs aus dem Inland, über 72 Prozent aus dem Ausland. Entsprechend hoch war die Produktionsauslastung Hier antworteten mehr als 86 Prozent der Unternehmen mit gut oder befriedigend. Allerdings hat sich auch der Anteil der Unternehmen mit einer schlechten Auslastung von knapp acht Prozent in 2014 auf jetzt annähernd 14 Prozent fast verdoppelt.

Rund 27 Prozent der Unternehmen haben 2015 Personal eingestellt. Das waren knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Nur noch 15 Prozent (2014: 18 Prozent) meldeten einen Abbau. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen, die 2015 Kurzarbeit fahren mussten, von Null auf 12 Prozent angestiegen.

Auch wenn Auftragseingänge und Produktionsauslastung durchaus positiv bewertet wurden, hatte dies keine wesentlichen Verbesserungen der Ertragssituation in den Unternehmen zur Folge. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Angaben hierzu nur leicht verändert. Demgegenüber sind die Erwartungen an eine Besserung in 2016 deutlich gestiegen. Immerhin gut ein Drittel der Unternehmen hofft hier auf die zukünftige Entwicklung. Allerdings geht ein Viertel der Betriebe auch von einer Verschlechterung aus. Hier zeigt sich einmal mehr die weiter aufgehende Schere zwischen gut und schlecht. Insgesamt beschreiben etwa ein Viertel der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut. Fast 30 Prozent bewerten sie allerdings negativ.

Das Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Entwicklung im Vergleich zwischen den Unternehmen zeigt sich des Weiteren in der Einschätzung der zukünftigen Geschäftsentwicklung. Jeweils knapp 26 Prozent der Unternehmen erwarten 2016 eine günstigere oder gleichbleibend gute Geschäftsentwicklung. Gleichbleibend schlecht gaben etwas über 28 Prozent an. Das sind gut sechs Prozent mehr als in der letzten Umfrage.

2016 planen nur noch 56 Prozent der Unternehmen mit einer unveränderten Belegschaftsstärke. 2014 lag dieser Wert noch bei fast 74 Prozent. Jeweils knapp 15 Prozent planen Neueinstellungen, Personalabbau oder Kurzarbeit. Vor allem die Angaben zur Kurzarbeit steigen für 2016 deutlich an.

Ein weiteres Indiz für die zunehmend unterschiedlichen Unternehmenskonjunkturen in der Region zeigt sich auch in der Entwicklung des Angebotes an Ausbildungsplätzen in 2016. Zwar wollen knapp 17 Prozent der Unternehmen mehr Azubis einstellen als 2015, allerdings planen inzwischen 22 Prozent eine Verringerung. Das sind fast zehn Prozent mehr als in der letzten Umfrage.

Die Produktionsentwicklung wird 2016 nach Einschätzung der Unternehmen insgesamt zurückgehen. Nur noch 15 Prozent rechnen mit einem Anstieg. Über 31 Prozent erwarten eine Verringerung. Dennoch planen 24 Prozent der Unternehmen in 2016 eine Ausweitung ihrer Investitionstätigkeit. Mehr als 10 Prozent wollen jedoch keine weiteren Investitionen durchführen. Beide Werte haben sich gegenüber der letzten Umfrage deutlich erhöht.

„Alles in allem erwarten wir für 2016 ein schwierigeres wirtschaftliches Umfeld für unsere Mitgliedsunternehmen. Wir haben aber die Hoffnung, dass die Wettbewerbsstärke und die Innovationsfähigkeit der vorwiegend mittelständischen Familienunternehmen in Siegen-Wittgenstein auch weiterhin erhalten bleibt und für Wohlstand und Beschäftigung sorgen kann. Die Herausforderungen sind groß. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir sie gemeinsam meistern können“, so Dr. Doublet abschließend.

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