Deutliches Ungleichgewicht auf dem Ausbildungsmarkt

Immer mehr offene Ausbildungsplätze für immer weniger Bewerber. Der Ausbildungsmarkt in Siegen-Wittgenstein und Olpe verändert sich grundlegend.

Wie schon in den letzten Jahren gibt es auch im Ausbildungsjahr 2017/18 mehr Ausbildungsstellen als Bewerber, bilanziert die Agentur für Arbeit Siegen. In dem Ausbildungsjahr waren bei der Arbeitsagentur insgesamt 2.960 junge Menschen als Bewerber gemeldet. 265 weniger als im letzten Jahr. „Die Zahl der Bewerber ist in diesem Jahr noch deutlicher zurückgegangen. Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen erwarten wir auch in der Zukunft keine steigenden Bewerberzahlen“, verdeutlicht Frank Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Siegener Arbeitsagentur.

Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen stieg im Vergleich zum letzten Berichtsjahr – es geht immer von Oktober bis September – um 319 auf 4.006 Stellen. „Den Unternehmen fällt es immer schwerer, ihre Ausbildungsstellen mit passenden Bewerbern zu besetzen“, erläutert Schmidt. Immer mehr Betriebe melden ihre Stellen bei der Arbeitsagentur, um mit Unterstützung des Arbeitgeberservice und der Berufsberatung geeigneter Bewerber ansprechen zu können. Die Ausbildungsstellen werden in die Jobbörse der Arbeitsagentur aufgenommen. So werden nicht nur Bewerber aus der Region auf die Ausbildungsstellen aufmerksam, sondern bundesweit können sich junge Menschen bewerben. „Der Service der Arbeitsagentur bietet große Vorteile, insbesondere für kleine Betriebe. Sie haben über die Stellenbörse die Chance, auf sich aufmerksam zu machen“, so Schmidt.

Dass es mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gibt bedeute jedoch nicht, dass auch alle Bewerber eine Ausbildungsstelle finden. Denn die offenen Stellen und die Interessen der Bewerber stimmen oft nicht überein. Ende September waren noch 265 Ausbildungsstellen frei, 113 mehr als im letzten Jahr. Gleichzeitig waren noch 106 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz, 12 weniger als im letzten Jahr. „Der Trend ist weiterhin unverändert“, erklärt Frank Schmidt. „Es gibt besonders beliebte und weniger beliebte Ausbildungsberufe. So kommt es, dass manche Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz bleiben, während anderswo Ausbildungsstellen und damit Chancen auf eine berufliche Karriere frei bleiben.“

Besonders betroffen sind weiterhin Ausbildungsstellen im Verkauf, im Lebensmittelbereich, im Lager und Verkehr sowie im Hotel- und Restaurantfach. „Erstmals konnten dieses Jahr aber auch beliebte Ausbildungsberufe wie beispielsweise Kaufmann/frau im Büromanagement nicht besetzt werden. Das ist wirklich beunruhigend und unterstreicht das Ungleichgewicht auf dem Ausbildungsmarkt“, stellt Schmidt fest.

Im Kreis Siegen-Wittgenstein ist die Zahl der Bewerber im Ausbildungsjahr 2017/2018 um 173 Bewerber auf 1.967 gesunken. Die Betriebe hingegen meldeten mit 2.396 Ausbildungsstellen 173 mehr als im letzten Jahr. Das ist erneut ein deutlicher Anstieg. Bereits 2016 wurden 107 Ausbildungsstellen mehr gemeldet als im Vorjahr. Noch unbesetzt sind 195 Stellen, unversorgt sind 63 Bewerber. Damit stehen jedem unversorgten Bewerber 3,10 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung. Im Vorjahr waren es noch 1,41 freie Stellen.

Im Kreis Olpe konnten im abgelaufen Ausbildungsjahr 993 Bewerber aus 1.610 Ausbildungsstellen auswählen. Die Berufsberater haben 92 Bewerber weniger beraten als im letzten Jahr, die Zahl der Ausbildungsstellen ist um 146 gestiegen. Noch unbesetzt sind 70 Stellen, unversorgt sind 43 Bewerber. Damit stehen jedem unversorgten Bewerber 1,63 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung. Im Vorjahr waren es noch 1,00 freie Stellen.

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