Betriebe brauchen moderne Arbeitszeiten

Die Unternehmen der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie haben die sich ändernden Bedürfnisse ihrer Beschäftigten beim Thema Arbeitszeit auf dem Schirm. Einer Umfrage des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW) zufolge erwarten drei von vier Betrieben einen steigenden Bedarf an lebensphasenorientierten Freistellungen, die Arbeitnehmer etwa durch angesparte Arbeitszeit aus Arbeitszeitkonten entnehmen könnten. Der Hauptgeschäftsführer von METALL NRW, Dr. Luitwin Mallmann, erklärte am Montag in Düsseldorf, wichtig sei es, dieses Plus an persönlicher zeitlicher Souveränität und Flexibilität mit dem jeweiligen betrieblichen Bedarf in Einklang zu bringen. Das dürfe nicht zulasten der Wettbewerbsfähigkeit gehen. Damit dies auch gelinge, benötigten die Unternehmen möglichst schnell neue, passgenaue gesetzliche und tarifliche Regelungen. „Derzeit prallt die betriebliche Realität der Digitalisierung auf ein Arbeitszeitregime, das aus dem letzten Jahrhundert stammt“, sagte Mallmann. Mehr als 60 Prozent der Betriebe forderten einen tariflichen Anpassungsbedarf an neue Arbeitsformen, ebenfalls 60 Prozent würden gern die gesetzliche 10-Stunden-Grenze für die täglich zulässige Arbeitszeit zugunsten einer wochenbezogenen Betrachtung aufheben. „Und dazu wären auch drei von vier Beschäftigten bereit“, betonte er. Die Umfrage-Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen sind Auszüge einer Erhebung unter Unternehmen und Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie, die der Arbeitgeberverband Gesamtmetall jüngst veröffentlicht hatte.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde in den M+E-Unternehmen des Landes ein immer wichtigeres Thema. In deutlich mehr als der Hälfte der vor allem aus kleinen und mittleren Betrieben bestehenden Branche in NRW sei mobiles Arbeiten oder Homeoffice bereits heute möglich. Wenngleich derzeit auch nur jeder zehnte Arbeitsplatz mobil ausgeübt werden könne, werde sich der Trend in diese Richtung verstärken. „Die Digitalisierung wird mobiles Arbeiten befördern, auch in der Industrieproduktion“, sagte Mallmann.

Als „Mär von der ständigen Erreichbarkeit“ bezeichnete der Hauptgeschäftsführer die Behauptung, Unternehmen würden von ihren Beschäftigten auch außerhalb der üblichen Arbeitszeit verlangen, für berufliche Themen ansprechbar zu sein. „Das kann nicht in unserem Interesse sein“, erklärte Mallmann. Zwar seien hier 70 Prozent der Beschäftigten grundsätzlich per Telefon oder per e-mail erreichbar. Allerdings habe nur jeder zehnte Befragte angegeben, dies werde vom Arbeitgeber aktiv eingefordert oder zumindest stillschweigend erwartet. Hier habe das Motiv „Freiwilligkeit“ die größere Bedeutung. In jedem zweiten Betrieb sei es sogar grundsätzlich zulässig,  private Angelegenheiten während der Arbeitszeit zu erledigen. Das sei ein großes Entgegenkommen der Arbeitgeber. Das werde der Umfrage zufolge im Schnitt mit einer Stunde pro Woche in Anspruch genommen.

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