Arbeitsagentur zieht Jahresbilanz: Fachkräftebedarf wird immer präsenter

Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen. (Quelle: Arbeitsagentur Siegen)

Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen. (Quelle: Arbeitsagentur Siegen)

Der Bedarf nach Fachkräften zeigt sich immer deutlicher auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Das betonte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen, Dr. Bettina Wolf, anlässlich der Bilanz zum Jahr 2014. „Wir haben im vergangenen Jahr einen beispiellosen Anstieg der Nachfrage nach neuen Mitarbeitern durch die Arbeitgeber erlebt. Die Unternehmen suchen händeringend nach gut qualifizierten Arbeitskräften.“ Die heimischen Betriebe meldeten im letzten Jahr insgesamt 10.123 freie Arbeitsstellen, ein Zuwachs um 13,7 Prozent. Der wachsende Bedarf der Unternehmen an neuen Mitarbeitern hat sich jedoch nur geringfügig auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Im Jahresdurchschnitt betrug die Arbeitslosenquote 2014 im Bezirk der Agentur für Arbeit Siegen 5,4 Prozent. Es waren im Schnitt 12.275 Männer und Frauen arbeitslos, das waren 57 Personen oder 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ergab sich insgesamt zum Jahr 2013 keine Verbesserung, lediglich einzelne Monate – etwa zuletzt der November – waren deutliche positive Ausreißer.

Die Arbeitsagentur sieht in dieser Lücke ein deutliches Indiz für den wachsenden Bedarf an Fachkräften. „Es kommt immer häufiger vor, dass die Betriebe sehr lange brauchen, um Bewerber mit den passenden Qualifikationen zu finden“, erläuterte Dr. Bettina Wolf. Da jedoch etwa 49,7 Prozent der arbeitslosen Männer und Frauen in Siegen-Wittgenstein und Olpe gar keine abgeschlossene Ausbildung mitbringen, könnten manche freie Stellen ohne Unterstützung nur schwer mit den Bewerbern der Arbeitsagentur besetzt werden, so die Arbeitsmarktexpertin weiter. Das Problem dabei aus Sicht der Arbeitsagentur: Viele Bewerber können eigentlich eine freie Stelle mittelfristig gut ausfüllen, erhalten aber, weil sie beispielsweise ein Computerprogramm nicht kennen, eine Absage. „Da sollte ein Personalchef vor der Absage zwei Mal überlegen. Bei fehlenden Qualifikationen springen wir auch ein, um bei einer Einstellungszusage die nötige Weiterbildung zu finanzieren“, appellierte die Agenturleiterin.

Eine schöne Bilanz legte Dr. Bettina Wolf bei der Präsentation der Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2014 vor. Die Zahl der unter 25 Jährigen, die bei der Arbeitsagentur im Schnitt 2014 als arbeitslos gemeldet waren, sank um 6,1 Prozent auf 1.409 Jugendliche. „Wir haben uns verstärkt im vergangenen Jahr um die jungen Menschen gekümmert. Wir haben unsere Prozesse überarbeitet, durch unser Patenmodell ,Stars für Fachkräftesicherung‘ exemplarisch die verschiedenen Gesichter und Charaktere der jungen Menschen vorgestellt, haben nun eine Beratung für Studienabbrecher und zuletzt mit der Gründung der Jugendberufsagentur im Kreis Olpe unsere Unterstützungsangebote gemeinsam mit unseren Partnern besser strukturiert“, bilanzierte Dr. Bettina Wolf.

Mit gemischten Gefühlen bewertete Dr. Bettina Wolf die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Etwa 37 Prozent der Arbeitslosen im Kreis Olpe und im Kreis Siegen-Wittgenstein waren im vergangenen Jahr ein Jahr und länger arbeitslos. Eine Herausforderung für die Arbeitsagentur: Die Zahl ist im letzten Jahr im Vergleich zu 2013 um 5,1 Prozent gestiegen. „Wir kämpfen auf zwei Wegen gegen die Langzeitarbeitslosigkeit: Wir verhindern das Nachwachsen der Langzeitarbeitslosigkeit und arbeiten für mehr Beschäftigungschancen für langzeitarbeitslose Männer und Frauen“, beschrieb Dr. Bettina Wolf die Aufgabe der Arbeitsagentur gemeinsam mit den Jobcentern Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe. Ein Problem auch hier: Das Qualifikationsdefizit. Rund 63 Prozent der von den Jobcentern betreuten arbeitslosen Männer und Frauen haben keine abgeschlossene Ausbildung.

Insgesamt zeigte sich Dr. Bettina Wolf zufrieden mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2014. „Wir haben unsere uns selbst gesteckten Ziele erreicht, haben aber weitere auch große Aufgaben vor uns: Wir müssen weiter daran arbeiten, die freien Stellen in der Region mit den passenden Bewerbern zu besetzen und wollen so mehr Beschäftigungschancen für die Arbeitssuchenden schaffen.“ Für das Jahr 2015 zeigte sich die Arbeitsmarktexpertin optimistisch. Die Entwicklung in den beiden Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein verlaufe laut Dr. Bettina Wolf meist leicht unterschiedlich, „bedingt durch die beiden Schwerpunktbranchen: Automotive im Kreis Olpe bzw. Maschinen- und Anlagenbau in Siegen-Wittgenstein.“ Eine klare Prognose gestalte sich daher auch schwierig. „Unsere Betriebe sind natürlich abhängig von der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung Die positive Entwicklung der letzten Monate verschafft uns aber gute Ausgangslage für 2015. Daher wird die Beschäftigung bei uns sicher weiter steigen.“

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