AGV Olpe klagt über bürokratische Hürden

Der Arbeitgeberverband Olpe beklagt sich ebenfalls über die hohen bürokratischen Hürden in Deutschland.

Der Arbeitgeberverband Olpe präsentierte kürzlich die Ergebnisse seiner aktuellen, traditionell zum Jahresende durchgeführten Konjunkturumfrage, an der Betriebe mit rund 9.250 Beschäftigten sowie gut 440 Auszubildenden teilgenommen haben.

War zum Ende des Jahres 2021 mit Blick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie ein leichter Optimismus und eine gewisse Aufbruchstimmung spürbar, so hatte sich diese gerade zu Beginn des Jahres 2022 durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der damit verbundenen Inflation aber auch der Energiekrise zerschlagen. Unter dem weiterhin vorherrschenden Druck von Lieferkettenstörungen, Materialengpässen sowie der Chip-Krise dämpften sich deutlich die Erwartungen.

„Die staatliche Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmen war ein notwendiger und richtiger Schritt, um die Auswirkungen der verschiedenen Krisen insbesondere der Energiekrise zu begrenzen“, konstatiert Christopher Mennekes. „Die Maßnahmen als solche werden ausdrücklich von der Wirtschaft begrüßt, jedoch entsteht der Eindruck, dass diese teilweise zu langsam ankommen und zu bürokratisch ausgestaltet sind. Dies trägt zu einer hohen Unsicherheit in den Unternehmen bei“, so Mennekes weiter.

Arndt G. Kirchhoff resümiert, dass „gründliches und solides Arbeiten mit Recht zu den deutschen Tugenden zähle, dies dürfe jedoch nicht – wie in der aktuellen Krisensituation – durch komplexe Bürokratie und Verwaltungsprozesse die notwendigen Maßnahmen und Infrastrukturprojekte hemmen.“ „Hier werden zukünftig – gerade auch im Hinblick auf die Konjunkturlage im Kreis Olpe – dringend beschleunigte Verfahren benötigt“, so die weiteren Ausführungen von Kirchhoff. „Dies betrifft die Unterstützung der Wirtschaft durch staatliche Maßnahmen zur Überwindung der Energiepreiskrise, den Ausbau erneuerbarer Energien, die politische Begleitung der Transformation aber auch regional gesehen die weitere Vorgehensweise beim Neubau der Talbrücke Rahmede sowie die teilweise vorhandenen Prozesse im Umgang mit Gewerbegebieten. Deutschland stehe am Scheideweg, weitere Einschnitte in die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen könnten gravierende Auswirkungen auf den Industriestandort Deutschland haben. Gerade vor dem Hintergrund globaler Krisen ist hierbei auch der europarechtliche Vergaberahmen zu prüfen und den geänderten Rahmenbedingungen anzupassen, um Standortnachteile in Europa und auch Deutschland zu vermeiden und nicht den Anschluss zu verlieren“, so Kirchhoff weiter.

Die Ergebnisse der diesjährigen Konjunkturumfrage zeugen vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen mit vielen Unsicherheiten im Vergleich zur wesentlich optimistischer Grundstimmung des Vorjahres von einer deutlichen Abkühlung. So hat sich sowohl die Geschäfts- als auch die Auftragslage in der Tendenz gegenüber dem Vorjahr deutlich eingetrübt.  Aktuell beurteilen rund 45 % der Betriebe die Geschäftslage als gut, dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von gut 12 Prozentpunkten. 36 % konstatieren eine befriedigende und 18 % eine schlechtere Geschäftslage. Optimistischer als der Landesschnitt stellt sich das Bild für die Erwartung der Geschäftslage in den kommenden 6 Monaten dar. Hier erwarten zumindest gut 83 % eine gleichbleibende Lage, 8 % eine Verbesserung. Dies dürfte vor allen Dingen mit abnehmenden Unsicherheiten und einer Stabilisierung der krisenbedingten Rahmenbedingungen erklärbar sein. Bei der Auftragslage zeigt sich ein deutlich differenziertes Bild. Beurteilten rund 67 % der Mitgliedsunternehmen die inländische Nachfrage im Vorjahr noch als gut, so sehen dies aktuell lediglich rund 42 % der Mitgliedsbetriebe im Kreis Olpe. Bei der ausländischen Nachfrage verhält sich dies umgekehrt. Hier beurteilten 45 % der Betriebe die Auftragslage im Vorjahr als gut, in diesem Jahr sind es gut 58 %. Ein Großteil der Betriebe erwartet in den kommenden sechs Monaten keine wesentliche Veränderung dieser Tendenz. Immerhin ein Viertel geht sowohl bei der inländischen als auch der ausländischen Nachfrage von einer Verbesserung aus.

„Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich diese Entwicklungstendenz zwar auch anhand des bundesweiten Geschäftsklimaindex für die Metall- und Elektroindustrie bestätigen lässt, der saisonbereinigt im Dezember 2022 auch im Hinblick auf die Erwartungen gestiegen ist, jedoch seit März 2022 überwiegend im negativen Bereich liegt“, so Christian Hermann. „Mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung dürfte insbesondere die Entwicklung der letzten Monate – gerade auch vor dem Hintergrund sinkender Gaspreise sowie einer leichten Entspannung bei den Lieferkettenstörungen – mit einem klaren Aufwärtstrend dazu beitragen, dass eine mögliche Rezession moderater ausfallen dürfte als noch im Frühjahr/Sommer 2022 zunächst angenommen“, so Hermann weiter. „Entscheidend hierfür seien jedoch im Hinblick auf dieses und das kommende Jahr, dass die Maßnahmen zur Bewältigung der Krise zielgerichtet und rechtzeitig bei den Unternehmen ankämen, um die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zu erhalten.“

Bei der Ertragslage zeigt sich ein heterogenes Bild. Hier beurteilt ein Drittel der Unternehmen seine Ertragslage als gut, ein Drittel geht von einer befriedigenden Ertragslage aus und ein Drittel beurteilt die Lage als schlecht. Auch hier ergibt sich im Vorjahresvergleich eine deutliche Eintrübung. So beurteilten rund 50 % die Ertragslage im Vorjahr noch als gut. Die Erwartungen geben immerhin Hoffnung auf eine leichte Aufhellung. Beurteilten rund 75 % die Ertragserwartungen im Vorjahr als stabil, so sehen immerhin rund 17 Prozent für die aktuellen Erwartungen eine Verbesserung, 58 % gehen von einer gleichbleibenden Erwartung aus. Die aktuellen Ergebnisse sind ein Spiegel der verschiedenen heterogenen Branchen unter dem Dach der Metall- und Elektroindustrie. So konnte der Maschinenbau teilweise bestehende Auftragsrückstände, die sich während der Coronapandemie und den damit zum Teil einhergehenden Lieferkettenstörungen aufgestaut hatten, abarbeiten. Aber auch hier – so zeigen Angaben des Branchenverbandes VDMA – werden die Unternehmen nur durch die bestehenden vollen Auftragsbücher in das neue Jahr getragen, während sowohl im Oktober als auch November 2022 ein zweistelliges Orderminus zu verzeichnen war.

„Auf der anderen Seite“, so die Ausführungen von Kirchhoff, „war die Automobilzulieferindustrie insbesondere durch den Chipmangel aber auch durch die Lieferkettenstörungen sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise insbesondere im ersten Halbjahr des zurückliegenden Jahres erheblich belastet“.

„Insgesamt“, so Mennekes, „bestätigen die Ergebnisse der Umfrage in weiten Teilen die Prognosen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aber auch der Wirtschaftsforschungsinstitute.“ Es zeige sich zum Teil anhand der Befragungsergebnisse, dass sich der konjunkturelle Ausblick im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt habe bzw. zum Teil auf Vorjahresniveau stagniere. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund des permanenten Krisenmodus, in dem sich die hiesige Wirtschaft befinde, kritisch zu beurteilen und stellt ein erhebliches Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland dar.

Auf die Beschäftigungssituation überleitend, spricht sich Christopher Mennekes vor dem Hintergrund der aktuell volatilen Zeiten dafür aus, an Instrumenten wie der Kurzarbeit weiterhin festzuhalten, nur so könne Planungssicherheit für das Halten der Fachkräfte in Krisenzeiten gelingen.

Hinsichtlich der Beschäftigung zeigt sich, dass diese nach wie vor stabil ist. 33 % der Unternehmen weisen eine unveränderte Beschäftigung auf, 33 % haben gegenüber dem Vorjahr Neueinstellungen vorgenommen und rund 28 % haben auf veränderte Auftragslagen mit Mehrarbeit reagiert. Lediglich rd. 5,6 % der Unternehmen haben zur Beschäftigungssicherung auf Instrumente wie Kurzarbeit zurückgreifen müssen. Von Entlassungen scheint sowohl im aktuellen Status als auch in der Vorausschau kein Mitgliedsunternehmen auszugehen. Ähnlich positiv sieht die aktuelle Sicht auf die Beschäftigungsentwicklung aus. 80 % planen mit einer stabilen Beschäftigung und/oder Neueinstellungen, rd. 13 % mit Mehrarbeit und weitere 6,7 % mit Kurzarbeit. Auch die Entwicklung bei den Ausbildungsplätzen erweist sich als sehr stabil.

Der Blick auf die Beschäftigung im Kreis Olpe offenbart bei aller Euphorie über die niedrige Arbeitslosigkeit jedoch auch, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt zunehmend verschärft. Im Kreis Olpe trifft mittlerweile jeder Bewerber auf durchschnittlich 2,48 offene Ausbildungsstellen (Stand September 2022). Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft dabei immer weiter auseinander. Laut Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl unversorgter Bewerberinnen und Bewerber im September 2022 bei 22, die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im Vergleich dazu bei 108. Olpe liegt damit NRW-weit an der Spitze. Deshalb fordern die Unternehmen im Kreis Olpe von der Politik, den Mut für notwendige Reformen – insbesondere eine Rentenreform – zeitnah aufzubringen. Unisono sehen Mennekes, Kirchhoff sowie Hermann im aktuellen Rentensystem mit der Rente mit 63 bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung auf der einen Seite eine Verschärfung des Fachkräfteproblems sowie auf der anderen Seite eine deutlich gestiegene Belastung der Rentenkassen, die in letzter Konsequenz zu einer Erhöhung der Arbeitskosten in Deutschland beiträgt. Insofern sei es aus Sicht der Verbandsunternehmen im Kreis Olpe mit Blick auf die demografische Entwicklung zwingend erforderlich, eine offene und konstruktive Debatte darüber zu führen, wie – vor dem Hintergrund der Fachkräftelücke sowie der Belastungen der Sozialsysteme – auch ein späterer Renteneintritt als derzeit mit 67 zukünftig gelingen kann. Ein Drehen an der Beitragsschraube würde nur zu einer weiteren Belastung der Arbeitskosten und damit zu Wettbewerbsnachteilen im internationalen Vergleich führen.

„Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch nachhaltige Konzepte für eine qualifizierte Zuwanderung dringend notwendig sind, um einer Verschärfung der Fachkräftelücke entgegenzuwirken“, so Christian Hermann. „Auch hier sei die Politik gefordert, gemeinsam mit der Wirtschaft bedarfsorientierte, tragfähige Konzepte zu entwickeln.“

Text: AGV Olpe, Foto: Mariann Szőke/Pixabay

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