„70 Prozent für Abriss und umfassende Neugestaltung“

70 Prozent der im Raume der Stadt Olpe ansässigen Händler, Gastronomen und Dienstleister wünschen einen Neubau des Rathauses inklusive der städtebaulichen Neugestaltung des Umfeldes. 30 Prozent der Firmen treten für die ausschließliche Sanierung des bestehenden Rathauses ein. Das ist das wesentliche Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) unter 1.300 Unternehmen in diesen Wirtschaftsbereichen. 261 Betriebe haben sich an der Umfrage beteiligt. „Unser Ziel bestand darin, die Meinung vor allem derjenigen Unternehmen zu artikulieren, die mit besonderem Interesse dem Ausgang des Bürgerentscheids entgegensehen. Bei einer erstaunlich hohen Antwortquote von 20 Prozent ist dies gelungen. Offenbar sieht die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen insbesondere dann die Chance einer kompletten städtebaulichen Runderneuerung, wenn das bestehende Rathaus weicht. Allerdings ist auch nicht zu verkennen, dass eine starke Minderheit mit aus ihrer Sicht guten Argumenten für den Erhalt eintritt“, fasste IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Umfrageergebnisse zusammen.

Je attraktiver das Stadtbild ausfalle, desto besser könnten die Unternehmen im Stadtkern ihre Geschäfte entwickeln. Dies komme über Steuern wieder der Kommune zugute. Das belegten nicht nur zahlreiche Studien und statistische Daten. Die Umfrage zeige, dass die Unternehmen in Olpe diesen Zusammenhang mehrheitlich genauso sähen. Aus Sicht der IHK löste bereits die Neugestaltung der sogenannten Olper Mitte in den letzten Jahren positive Effekte aus. Auch im Umfeld sei viel investiert worden. Dadurch seien sowohl die Einkaufsattraktivität als auch die Handelszentralität gesteigert worden. Klaus Gräbener: „Die meisten befragten Unternehmen hoffen offenbar, dass der Bürgerentscheid diese Entwicklung verstärkt. Ähnlich wie in Siegen, wo die Stadt mit dem Vorhaben ‚Zu neuen Ufern‘ das Zentrum in einer noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehaltenen Intensität positiv vorantreibt.“

Dass die städtebauliche Neugestaltung im Bereich Rathaus, Bahnhof und Vorstaubecken für die Unternehmen in Olpe von entscheidender Bedeutung ist, verdeutlichen folgende Umfrageergebnisse: 60,2 Prozent der befragten Betriebe sind der Meinung, dass dadurch das Bahnhofsareal attraktiver werde. Dies führe zu einer Aufwertung der gesamten Olper Innenstadt. Wohnen, Leben, Arbeiten und Einkaufen würden attraktiver. Fast jeder zweite Befragte verbindet mit dem Neubau inklusive der Neugestaltung eine optimale Verbindungsmöglichkeit zwischen dem Bahnhofsareal und der Oberstadt sowie der Martinstraße. 76,5 Prozent der Unternehmen in Olpe erachten den Bürgerentscheid über das Olper Rathauses als relevant für die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt Olpe. Jeder Dritte sieht das sogar als „bedeutend“ für den eigenen Betrieb an. 39,1 Prozent der Betriebe stimmen der Aussage zu, dass das bestehende Rathausgebäude eher nicht zu einem modernen Stadtbild passt und daher dem Image der Stadt Olpe eher schadet. Zudem prägt nur für nur 4,6 Prozent der Befragten das aktuelle Rathaus das Olper Stadtbild. Immerhin fast jeder vierte Betrieb ist der Meinung, dass nur durch den Neubau das Rathaus vollkommen barrierefrei gestaltet werden kann.

Natürlich kann das Umfeld des Olper Rathauses auch bei einer Sanierung des bestehenden Gebäudes neugestaltet werden, allerdings eben nicht umfassend. „Nach den Umfrageergebnissen habe ich erhebliche Zweifel, ob aus Sicht der Unternehmen‚ ein großer Wurf‘ bei Beibehaltung des bestehenden Rathauses gelingen wird“, betonte der IHK-Hauptgeschäftsführer, „das bestehende Gebäude steht schließlich genau in der Verbindungslinie zwischen dem Bahnhofsareal und der Martinstraße sowie der Oberstadt. Die Unternehmen wünschen offenbar einen klaren und ausgeprägten städtebaulichen Gestaltungswillen; dies allerdings nicht zu jedem Preis.“ Denn die Umfrage verdeutliche auch, dass der Kostenaspekt bei den anstehenden Entscheidungen aus Sicht der Unternehmen eine ganz wesentliche Rolle spiele. Allein mehr als ein Viertel der Befragten lehnt den Rathausneubau wegen zu hoher Kosten ab. Diese Firmen meinten, das Geld solle besser für andere Aufgaben ausgegeben werden. Aber selbst Betriebe, die eher für den Neubau sind und die voraussichtlichen Mehrkosten wegen des erwünschten Mehrnutzens in Kauf nehmen, mahnen mehr Kostenbewusstsein und auch größere Transparenz an. Ganz oft kritisierten die Unternehmen in den Fragebögen die veranschlagten und veröffentlichen Kosten für den Neubau in Höhe von 18 Millionen Euro. Im Übrigen halten auch mehr als 38 Prozent der Betriebe die Sanierungskosten für schwer kalkulierbar, auch wenn hierfür ebenfalls ein Gutachten vorliege. Wiederholt wurde ein „schlankes Rathaus“ eingefordert. Etliche Unternehmen bringen dabei auch generell eine mögliche Verschlankung der Verwaltung ins Spiel, z. B. durch eine interkommunale Zusammenarbeit.

„Der öffentliche Widerhall auf unsere Umfrage war in den letzten Tagen heftig“, betonte Gräbener abschließend. Dies habe man angesichts der sehr emotional geführten kommunalpolitischen Debatte auch erwartet. Den Vorwurf jedoch, mit voreingenommenen Fragestellungen die Umfrageergebnisse gesteuert und beeinflusst zu haben, weise die IHK mit allem Nachdruck zurück. Klaus Gräbener: „Den 261 an der Befragung teilnehmenden Händlern, Gastronomen und Dienstleistern zu unterstellen, sie ließen sich von einer IHK wie eine Herde Lemminge dirigieren, sagt vor allem etwas über die Geisteshaltung der Umfragekritiker aus und ignoriert zudem, dass sich Unternehmer dann zu Wort melden, wenn ihre Interessen berührt sind. Ganz nebenbei belegen die heftigen Reaktionen, dass wir mit der Befragung offenbar einen Nerv getroffen haben. Genau das hatten wir gehofft.“

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