„Wir müssen Antworten finden, die Fragen sind schon da“

(v.l.) Professor Dr. Christoph Strünck, IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel, Dr. Eberhard Winterhager und VdSM-Vorsitzender Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal beim "Talk um Fünf" im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen.
(v.l.) Professor Dr. Christoph Strünck, IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel, Dr. Eberhard Winterhager und VdSM-Vorsitzender Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal beim "Talk um Fünf" im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen.

(v.l.) Professor Dr. Christoph Strünck, IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel, Dr. Eberhard Winterhager und VdSM-Vorsitzender Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal beim „Talk um Fünf“ im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen.

Es war eine erfolgreiche Premiere. Der erste „Talk um Fünf“, zu dem die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein in das Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen geladen hatten, beschäftigte sich mit dem Thema: „Soziale Gerechtigkeit – soziale Partnerschaft – Wunsch oder schon Wirklichkeit. Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender des VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V. und der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein, begrüßte als Gesprächspartner den Ersten Vorsitzenden der IG Metall, Detlef Wetzel, sowie Professor Dr. Christoph Strünck, Politikwissenschaftler an der Universität Siegen. Moderiert wurde die Talkrunde von Dr. Eberhard Winterhager, ehemaliger Chefredakteur der Siegener Zeitung.

„Wir möchten mit dieser neuen Veranstaltungsreihe mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft zu interessanten Fragestellungen ins Gespräch kommen. Das Thema, das wir uns für die heutige Auftaktveranstaltung ausgesucht haben, ist ein Thema, das uns alle bewegt. Gleichzeitig haben wir hier in Siegen-Wittgenstein eine lange und erfolgreiche Tradition als Sozialpartner. Ich freue mich deshalb auf eine interessante Gesprächsrunde“, begrüßte Jörg Dienenthal die gut 100 Zuhörerinnen und Zuhörer.

Er nutzte seine Begrüßung aber auch für eine Verabschiedung. „Unser langjähriger Geschäftsführer, Joachim Schmidt-Classen, ist Ende Oktober in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihm für seine erfolgreiche Tätigkeit für den Verband und die Unternehmerschaft ganz herzlich zu danken. Zu seinem Nachfolger hat der Vorstand Dr. Thorsten Doublet berufen. Dr. Doublet ist bereits seit neun Jahren für den Verband tätig, zuletzt als stellvertretender Geschäftsführer. Wir wünschen Ihnen, Dr. Doublet, alles Gute und viel Erfolg für ihre neue Aufgabe.“

Anschließend gesellte sich Jörg Dienenthal zu der Gesprächsrunde, die sich mit Fragen der Bildungsgerechtigkeit, der Zukunft der Tarifeinheit und des Flächentarifvertrages sowie mit den künftigen Herausforderungen an die Sozialpartner beschäftigte. Dabei ging es auch um das Stichwort „Industrie 4.0“. „Die vierte industrielle Revolution wird ganz erhebliche Veränderungen mit sich bringen, für die Unternehmen wie für die Beschäftigten. Es wird unsere Aufgabe als Sozialpartner sein, diesen Prozess zu begleiten und mitzugestalten. Wir müssen Antworten finden, die Fragen dazu sind schon da“, meinte Detlef Wetzel. In Sachen Tarifeinheit begrüßte er den entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung. „Wir werden nur zu guten Ergebnissen kommen, wenn sich starke Gewerkschaften mit starken Arbeitgeberverbänden an einen Tisch setzen. Das ist aus meiner Sicht eine wesentliche Voraussetzung dafür, das Sozialpartnerschaft auch in Zukunft noch funktionieren wird.“

Als Unternehmer und Arbeitgebervertreter machte Jörg Dienenthal deutlich, dass eine weitere Zersplitterung auf Seiten der Gewerkschaften das erfolgreiche Konzept des Flächentarifs schwächen könnte. „Es stellt sich für mich die grundsätzlich die Frage, ob eine relativ kleine Gruppe von Arbeitnehmern nicht nur ein Unternehmen, sondern darüber hinaus auch noch weite Teile unsere Wirtschaft und Gesellschaft quasi in Geiselhaft nehmen darf, um ihre tariflichen Forderungen durchzusetzen. Natürlich hat in unserem Land jedermann das Recht, seine Interessen zusammen mit anderen zu vertreten. Aber ist es noch sozial gerecht, wenn dies auf dem Rücken vieler Anderer geschieht?“

Zum Stichwort Industrie 4.0 verwies Jörg Dienenthal auf ein Projekt in Siegen-Wittgenstein, an dem auch die Sozialpartner beteiligt sind. „Welche Möglichkeiten und Chancen ergeben sich durch die weitgehende Digitalisierung wirtschaftlicher Abläufe in der Industrie für die mittelständischen Unternehmen in unserer Region. Wie können wir die Menschen in den Betrieben auf diesen Weg der Veränderung mitnehmen? Wir werden hierzu gemeinsam mit der IG Metall Siegen, der Industrie- und Handelskammer und der Universität Siegen im kommenden Jahr eine Initiative starten, bei der es darum geht, gerade die genannten Fragestellungen intensiv zu beleuchten. Wir wollen im Rahmen unserer Sozialpartnerinitiative insbesondere die arbeits- und tarifrechtlichen Auswirkungen untersuchen, aber auch die Folgen für die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildungsmanagement.“

Professor Dr. Strünck betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neuen Herausforderungen zu qualifizieren und sie auf diesem Weg mitzunehmen. „Wir müssen unsere Bildungsanstrengungen insgesamt deutlich verstärken. Das gilt für alle Bereiche unserer Gesellschaft. Wir können es uns vor dem Hintergrund des demographischen Wandels nicht mehr leisten, Menschen mit Potenzial zurückzulassen. Die Sozialpartner haben hier in der Vergangenheit gute Lösungen gefunden. Ich gehe davon aus, dass dies auch in Zukunft gelingen wird.“

Für Detlef Wetzel ist das eines der wichtigsten Themen überhaupt. „Wir haben die Verantwortung, Wege zu finden, die Veränderungen in den Unternehmen, die unweigerlich kommen werden, sozial gerecht zu gestalten. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sind da am nächsten dran. Wir haben große Dinge zu tun.“

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