Stahlkrise erreicht das Traditionsunternehmen Flender Rohr erneut

Die Rudolf Flender Rohr GmbH hat am Montag beim Amtsgericht Siegen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen jetzt in einer Pressemitteilung mit. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde erneut Rechtsanwalt Martin Buchheister aus Lüdenscheid bestellt, dem es bereits 2016 gelungen war, nach erfolgter Sanierung mit einem Investor Flender Rohr wieder in einen normalen Geschäftsbetrieb zu führen. Die Geschäftsführung und 147 hoch motivierte Mitarbeiter arbeiten jetzt mit Hochdruck daran, Produktion und Auslieferung trotz der schwierigen Lage möglichst uneingeschränkt aufrecht zu erhalten. Ziel aller Anstrengungen ist die Fortführung der Stahlrohrfertigung, des seit 1910 tätigen Traditionsunternehmens. Am Werkstandort Siegen werden Stahlrohre und -profile von höchster Präzision gefertigt. Sie werden unter anderem in der Gasindustrie, der Fernwärme, in der Fördertechnik beim Kessel-, Laden- und Möbelbau sowie im Bereich Automotive eingesetzt. Der Jahresumsatz betrug 2018 60 Mio. Euro.

Nach dem Neuanfang 2016 war es dem Unternehmen schnell gelungen, den alten Kundenstamm zurückzugewinnen, die Produktion wieder auszulasten und bereits im ersten Geschäftsjahr wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Auch das Geschäftsjahr 2017 verlief konstant und lieferte die geplanten Erträge. Flender Rohr ist es insbesondere im Profilrohrgeschäft gelungen, mit neuen innovativen Produkten nachhaltig Wachstum zu generieren und Erträge zu erzielen.

Leider verlief die Geschäftsentwicklung im Bereich der Rundrohre, dem zweiten Standbein bei Flender Rohr, deutlich negativer. Die Einführung von US-Schutzzöllen durch Präsident Trump machte eine gerade erfolgreich installierte Marktentwicklung im Bereich Öl- und Gasfeldrohre in Nordamerika zunichte. Bedeutende Preisunterschiede in Europa im Bereich des Vormaterials und neue Wettbewerber aus Osteuropa verhinderten eine Weiterentwicklung dieses Bereiches genauso wie die deutliche Zunahme an Importen von längsnahtgeschweißten Stahlrohren in die EU. Nachdem der Verlust von Aufträgen bereits 2018 zu einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung geführt hatte, sorgte die Krise der Stahlindustrie im laufenden Geschäftsjahr für einen Zusammenbruch der Nachfrage im Bereich Rundrohre. Die fehlende Auslastung der Fertigung führte zu Verlusten, die durch die anderen Geschäftsbereiche nicht aufgefangen werden konnten und damit zur Beantragung des Insolvenzverfahrens.

Das Insolvenzverfahren eröffnet die Chance das Unternehmen für die Herausforderungen des europäischen Rohrmarktes neu aufzustellen. Das Wohl der Mitarbeiter und die Bedienung der Kunden in der gewohnten Zuverlässigkeit und Qualität stehen im Mittelpunkt der Anstrengungen. Der Insolvenzverwalter kann dabei auf moderne Produktionsmittel und einen gesicherten Auftragsbestand zurückgreifen. Flender Rohr muss es gelingen, neben den erfolgreich bedienten Kunden, neue – auch internationale – Märkte zu gewinnen, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich und weniger abhängig von den Marktentwicklungen zu sein. Der Fokus liegt darauf, zügig einen neuen Investor zur Fortführung des Traditionsunternehmens zu finden. Erste Gespräche mit einem international agierenden Unternehmen wurden bereits begonnen.

Quelle: Rudolf Flender Rohr GmbH

1 Kommentar zu "Stahlkrise erreicht das Traditionsunternehmen Flender Rohr erneut"

  1. Nicht Trump‘s Politik ist daran Schuld, sondern der mangelhaft arbeitende Einkaufschef sollte seine Hausaufgaben machen. Die sogenannten Preisunterschiede in Europa und Wettbewerb aus Osteuropa darf nicht der Grund für eine „Weiterentwicklung“ sein. Hier wurde schlichtweg der Trend verschlafen, also schlechte Vertriebsarbeit.
    Die fehlende Auslastung ist dann die Folge von falschem Management im Einkauf/Vertrieb. Gerade der Vertrieb muss in den internationalen Märkten aktiv werden. Der Einkauf muss mit strategischen Kooperationspartnern zusammen arbeiten und wettbewerbsfähige Preise im Vormaterial aushandeln, damit der eigene Vertrieb auf dem Markt wettbewerbsfähige Strategien fahren kann.
    Wieder einmal einen neuen Investor zu finden, schützt nicht vor Managementfehlern. In der Phase der Insolvenz jetzt nach neuen Märkten Ausschau halten zu wollen, ist reichlich spät, zu spät.
    Es scheint, man macht immer wieder die gleichen Fehler. Die Geschäftsfelder Profilrohr und Rundrohr müssten in eigenständige GmbH‘s aufgeteilt werden, damit das Geschäftsfeld Rundrohr nicht immer am Tropf vom erfolgreichen Geschäftsfeld Profilrohr hängt.
    Hier ist die Durchsetzungskraft der GF gefordert.

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