Konjunkturklima so gut wie lange nicht mehr

Fast jedes zweite Unternehmen bezeichnet seine aktuelle Lage als gut. Der Blick in die Zukunft ist verhalten optimistisch.

„Die Stimmung in der Wirtschaft hellte sich in den letzten Wochen merklich auf. Der Konjunkturklimaindex stieg um weitere acht Zähler auf 128 Punkte an. Dieses Niveau erreichte er zuletzt im März 2007. Besonders die Lageeinschätzungen entwickeln sich weiter positiv. Fast jedes zweite antwortende Unternehmen gibt zurzeit eine gute Lage an, nur 8 Prozent eine schlechte.“ Mit diesen Worten fasst IHK-Präsident Felix G. Hensel die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Kammer zusammen, an der sich knapp 360 Unternehmen beteiligten. Der Blick nach vorne bleibe verhalten optimistisch. Immerhin gehe ein Viertel aller Betriebe von einer günstigeren Entwicklung aus, nur 9 Prozent seien skeptisch. Getragen wird die deutlich verbesserte Stimmung insbesondere durch die Industrie und das Baugewerbe. Auch der Großhandel fühlt sich etwas besser als zu Jahresbeginn. Im Einzelhandel und im Dienstleistungsgewerbe ist dem gegenüber eher eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. Das aber nach wie vor auf hohem Niveau, ergänzt IHK-Vizepräsident Jost Schneider, der zugleich hervorhebt, dass fast jeder dritte Einzelhändler gute Geschäfte meldet, jedoch nur 16 Prozent ungünstige: „Die Rahmenbedingungen für den Konsum sind weiterhin gut: Geringe Arbeitslosigkeit, hohe Beschäftigung und gestiegene Einkommen. Allerdings drücken die internationalen Unsicherheiten auch etwas auf die Verbraucherstimmung“, bringt Schneider die Stimmungslage im regionalen Handel auf den Punkt.

In der Industrie beschreiben 55 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut und nur 7 Prozent als schlecht. Die Erwartungen in der Industrie verbesserten sich indessen nicht durchgreifend. Die unternehmerischen Aussagen zu den Inlandsinvestitionen bleiben jedoch ein dicker Wermutstropfen. Zwar möchte ein Drittel künftig mehr dafür ausgeben, aber knapp ein Fünftel plant weniger ein. „Die Lage ist über alles gesehen wirklich gut. Die Investitionszurückhaltung verdeutlicht jedoch das Problem. Zahlreiche Unternehmen trauen dem Braten nicht wirklich. Dazu sind die geopolitischen Unsicherheiten zu ausgeprägt. Das Zutrauen in einen fairen Welthandel wird nahezu täglich durch protektionistisch motivierte Aussagen untergraben“, schränkt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener ein und empfiehlt bei aller Freude über die aktuelle Lage einen Tritt auf die Euphorie-Bremse.

Aktuell melden indessen knapp neun von zehn Industriebetrieben Produktionsauslastungen von über 70 Prozent. 56 Prozent können Spitzenauslastungen (über 85 Prozent) vorweisen. „Das sind schon stramme Werte. Die Auftragseingänge werden deutlich positiver beurteilt als noch zu Jahresanfang. Vom Export erhoffen sich die Firmen trotz bestehender Risiken weitere positive Impulse“, verdeutlicht Felix G. Hensel. Gerade der industrielle Auslandsumsatz hat im ersten Quartal des laufenden Jahres einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Bis zum Februar 2017 lag das regionale Auslandsplus bei 15,4 Prozent. Damit verbesserte sich der gesamte Umsatz um 6,7 Prozent. Der Inlandsumsatz verzeichnet einen Zuwachs von 5,7 Prozent.

Im Kreis Siegen-Wittgenstein ist der Umsatz mit einem Plus von 14,2 Prozent spürbar angestiegen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nicht in allen Bereichen rund läuft. Im Kreis Olpe ging der Industrieumsatz um 3,2 Prozent zurück, allerdings von einem höheren Niveau als im Nachbarkreis.

In beiden regionalen Kreisen beurteilt die Industrie ihre Lage jedoch besser als zuvor. Klaus Gräbener: „Im Kreis Olpe spielen die Autozulieferer eine dominierende Rolle. In dieser Sparte brummt es nach wie vor. Die Einschätzungen dort sind nach wie vor positiver als die aus Siegen-Wittgenstein. Die Schere zwischen beiden Kreisen könnte sich daher noch weiter öffnen. Die Unternehmen im Südsauerland erwarten kurz- und mittelfristig einen noch besseren Verlauf, die Betriebe in Siegen-Wittgenstein zeigen sich dem gegenüber nur verhalten zuversichtlich.“

Im für die heimische Wirtschaftsstruktur wichtigen Maschinenbau fällt die Umsatzentwicklung am Jahresanfang sehr unterschiedlich aus. Der Export stieg um 25,1 Prozent, der Inlandsumsatz sank um 33,6 Prozent. Insgesamt verbuchte der Maschinenbau in den ersten beiden Monaten ein Umsatzminus von 7,7 Prozent. In der Metallerzeugung und -bearbeitung wurde im laufenden Jahr ein Plus von 13,8 Prozent erzielt, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen – vorwiegend Autozulieferer – ein Plus von 8,8 Prozent. Noch aber sind die Umsatzdaten nicht belastbar genug, um eine gesicherte Prognose für das Jahr 2017 abgeben zu können.

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