Der Kreis Siegen-Wittgenstein mit seinen elf Kommunen gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig bestehen gegenüber den Metropolregionen in NRW aber nach wie vor deutliche Standortnachteile. Das betrifft beispielsweise die Verkehrsinfrastruktur oder die digitale Infrastruktur. Es gibt aber auch positive Faktoren, mit denen die Region punkten kann. Das Institut der deutschen Wirtschaft (iw) in Köln hat hierzu im Auftrag von arbeitgeber.nrw eine landesweite Standortanalyse durchgeführt. Der Themenbereich „Wirtschaft“ dieser Strukturanalyse umfasst beispielsweise die Indikatoren „Breitbandversorgung für Unternehmen“, „Gewerbesteuerhebesätze“, „Gemeindliche Steuerkraft“ und „Patentanmeldungen“. Nachfolgend stellen wir die Ergebnisse für den Kreis Siegen-Wittgenstein und die elf Kommunen dar.

„Breitbandversorgung für Unternehmen“

Eine hochleistungsfähige Breitbandversorgung ist für Unternehmen häufig ein Schlüsselfaktor. In Zukunft wird die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen auch davon abhängen, ob sie digitale Technologien implementieren können. Daher wird die regionale Versorgung mit Breitbandverbindungen mit mindestens 200 Mbit/s betrachtet. Im Kreis Siegen-Wittgenstein ist die Versorgung sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während eine Kommune im NRW-Vergleich den 2. Platz belegt, kommt eine andere nur auf den vorletzten Platz.

Wilnsdorf hat als einzige Kommune im Kreis eine Versorgungsrate von über 90 Prozent. Auch im benachbarten Siegen ist die Breitbandversorgung bereits gut ausgebaut. In anderen Kommunen des Kreises gibt es dagegen noch Nachholbedarf. Hier sollte der Kreis anstreben, den Breitbandausbau flächendeckend voranzutreiben, um in allen Kommunen die gleichen Voraussetzungen zu ermöglichen.

„Gewerbesteuerhebesätze“

Ein wirtschaftsfreundliches Umfeld ist für Unternehmen ein relevanter Faktor bei ihrer Standortwahl. Dabei spielt auch der jeweilige Gewerbesteuerhebesatz der Kommunen eine wichtige Rolle. Regionen mit einem geringeren Hebesatz sind attraktiver als solche mit einem hohen Satz. Im Kreis Siegen- Wittgenstein sind die Gewerbesteuerhebesätze teilweise sehr unterschiedlich ausgestaltet. Während in 7 der 11 Kommunen der Hebesatz unter dem NRW-Durchschnittswert liegt, fällt dieser in den restlichen Kommunen deutlich höher aus.

Die Kommunen Bad Berleburg und Bad Laasphe haben im Kreis mit 495 Prozent den höchsten Gewerbesteuerhebesatz. Beide Städte haben diesen in der Vergangenheit auch am stärksten erhöht – nämlich um 45 Punkte. Insgesamt haben 9 der 11 Kommunen ihre Hebesätze in den vergangenen Jahren erhöht. Nur in Burbach und Erndtebrück ist dieser konstant geblieben.

„Gemeindliche Steuerkraft“

Finanziell gut aufgestellte Regionen sind attraktiver für Unternehmen, da diese oftmals bessere Möglichkeiten haben, wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein guter Indikator zur Beurteilung der finanziellen Lage der Kommunen ist die gemeindliche Steuerkraft. Die Kommunen des Kreises Siegen-Wittgenstein haben insgesamt eine recht solide Steuerkraft. 6 der 11 Kommunen können sich im NRW-Vergleich in den Top-100 platzieren.

Burbach hat im Kreis die höchste Steuerkraft je Einwohner. Die Kommune profitiert dabei insbesondere von ihren hohen Gewerbesteuereinnahmen. Nur die deutlich größeren Städte Siegen und Kreuztal haben höhere Einnahmen aus der Gewerbesteuer. In Burbach dürfte sich auch der verhältnismäßig niedrige Gewerbesteuerhebesatz günstig auf die Attraktivität der Kommune als Unternehmensstandort auswirken.

„Patentanmeldungen“

Innovationen werden immer bedeutsamer für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. In diesem Zusammenhang ist auch die vorhandene regionale Innovationskultur wichtig. Ein relevanter Indikator zur Abbildung dieser sind die Patentanmeldungen bezogen auf die ansässigen Betriebe. Die Kommunen im Kreis Siegen-Wittgenstein verzeichnen eine eher unterdurchschnittliche Patentaktivität. Gleichwohl können sich 4 der 11 Kommunen im NRW-Vergleich im oberen Drittel positionieren.

Im Vergleich zum NRW-Durchschnittswert können alle Kommunen des Kreises nur unterdurchschnittlich viele Patentanmeldungen verzeichnen. Die meisten Patente kann noch Netphen mit 115 Anmeldungen je 1.000 Betriebe vorweisen. Derzeit wird in Netphen das Gewerbegebiet „Im Bruch“ erschlossen. Dort können sich in einem neuen Technologiepark forschungsnahe und innovative Unternehmen und Start-ups ansiedeln.

Die Untersuchung des iw macht für die Kommunen des Kreises Siegen-Wittgenstein Handlungsfelder deutlich, die verbessert bzw. weiter entwickelt werden müssen, um so ein wirtschafts- und industriefreundliches Umfeld zu schaffen und zu erhalten. Dies wird mit eine Hauptaufgabe der Stadt- und Gemeinderäte sein, die am 13. September gewählt werden. Bei der Breitbandversorgung gibt es in fast allen Kommunen Nachholbedarf. Besonders betroffen davon ist die Gemeinde Erndtebrück. Bad Berleburg und Bad Laasphe haben die höchsten Gewerbesteuersätze und belasten damit die dort ansässigen Unternehmen am stärksten. Burbach hat die höchste Steuerkraft je Einwohner bei gleichzeitig verhältnismäßig niedrigem Gewerbesteuersatz. Die Zahl der Patentanmeldungen bleiben im gesamten Kreisgebiet  im NRW-Vergleich unterdurchschnittlich.

Ranking in NRW

Quelle und Grafiken: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH