Das Unternehmen mit seinen Produkten kurz und knapp zu beschreiben, sei nicht ganz einfach, meint Siegfried Koepp. Wesentlich einfacher sei da schon die Feststellung der Marktposition. „Wir haben drei Produktbereiche und in allen drei Bereichen sind wir Weltmarktführer“, sagt der Geschäftsführer der EMG Automation GmbH. Und etwas kryptisch fügt er hinzu: „Wir sind vor allem rund um das flache Band unterwegs.“

Das „flache Band“, vor allem aus Metall, hat in der Industrie, etwa in der Automobilbranche oder im Maschinenbau, eine zentrale Bedeutung. Hier handelt es sich in der Regel um Stahlbänder, die in Längen von bis zu zwei Kilometern zu sogenannten Coils aufgerollt werden. Aus diesen Stahlbändern werden dann beispielsweise Karosserie- oder Maschinenteile gestanzt und gepresst. Solche aufgerollten Bänder gibt es in unterschiedlichen Materialien auch in der Papier-, Kunststoff- sowie in der Folien- und Reifenindustrie. Um die Produktionsprozesse der Coils zu optimieren, bietet das sauerländische Unternehmen Geräte und Anlagen aus den Bereichen Regelungstechnologie und Qualitätssicherung für den Weltmarkt an.

Die sogenannten Band- und Bahnlaufregelungen sorgen beispielsweise dafür, dass Materialbahnen selbst bei hohen Geschwindigkeiten „geradlinig, optimal geführt und kontrolliert“ laufen. „Diese Aufgabe mag auf den ersten Blick recht einfach erscheinen“, sagt Koepp, „sie beinhaltet aber eine Menge von Problemen.“ So hätten über Rollen geführte Materialbahnen stets die Tendenz, aus der Bahn zu laufen. Was das heißt, könne man, ganz trivial, an einer Rolle Toilettenpapier deutlich machen. „Wenn Sie einmal versuchen, einige Meter abgewickeltes Toilettenpapier wieder aufzurollen, werden Sie schnell merken, worum es geht“, sagt Koepp augenzwinkernd.

Damit beim Aufwickeln der Stahlbänder die Kanten nicht beschädigt werden, bietet EMG für die Industrie komplexe Systeme aus Sensoren, Elektronikkomponenten und Steuerelementen an. Mit denen können Bänder bei Breiten bis zu 2,40 Metern mit einer Seitengenauigkeit von einem Millimeter auf- und abgerollt werden. „Unsere Band- und Bahnlaufregelungen“, sagt Koepp, „ermöglichen und sichern somit den reibungslosen und störungsfreien Betrieb von Produktionsanlagen.“ Dabei seien die Systeme technisch ausgereift und vor allem wartungsarm.

Die EMG-Geräte für die Qualitätssicherung werden im Bereich der Metallindustrie vorrangig in Kaltwalzwerken und in Anlagen zur Oberflächenveredlung eingesetzt, beispielsweise bei der Feuerverzinkung. Sie dienen unter anderem „dem berührungslosen Messen von Zugfestigkeit, Streckgrenze, Bahnbreite und Rauheitsparametern“. Mit der magnetischen Bandstabilisierung ist zudem ein gleichmäßiges Beschichten möglich. „Mit vielen unserer Produkte“, sagt Koepp nicht ohne Stolz, „haben wir seit Jahren weltweit Standards gesetzt.“

Die Weiter- und Neuentwicklung dieser Systeme würde auch in den kommenden Jahren der Entwicklungsschwerpunkt des Wendener Unternehmens bleiben, betont der Geschäftsführer. Vor allem in der Automobilindustrie stiege nämlich die Nachfrage nach immer leichteren und besseren Ausgangsmaterialien. In diesem Zusammenhang spielt auch das Thema Industrie 4.0 bei EMG eine zentrale Rolle. So könnten beispielsweise künftig die mechanischen Eigenschaften des Stahls, die kontinuierlich bei der Erstellung eines Coils erhoben werden, die Weiterverarbeitungsprozesse steuern. „Eine Presse“, so Koepp, „könnte sich dann automatisch auf die Materialbeschaffenheit einstellen oder Teile einer Bahn, die vielleicht nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen, automatisch herausschneiden.“

Seit die EMG Automation GmbH am 22. Juni 1946 als Tochtergesellschaft der AEG gegründet wurde, werden im sauerländischen Wenden, nahe Olpe, weltweite technologische Standards gesetzt. Es begann mit sogenannten Bremslüftgeräten, die seit Jahrzehnten weltweit in der Hebe- und Fördertechnik sowie im allgemeinen Maschinenbau zum Einsatz kommen. Trotz aller elektrischen oder elektronischen Steuerungen würden in diesen Anlagen nach wie vor verschiedene mechanische Typen von Trommel- oder Scheibenbremsen eingebaut. „Als letztes Glied in der Kette der Sicherheitsmaßnahmen“, so Koepp, „gewährleisten sie selbst bei Energieausfall die Sicherheit für Menschen und Anlagen.“ EMG-Bremslüftgeräte der Marke ELDRO finden sich weltweit unter anderem in Containerkränen, Kraftwerken und Tagebauanlagen. „Allein in einem großen Braunkohlebagger“, sagt Koepp, „können bis zu 500 unserer Bremslüftgeräte verbaut sein.“

Die Basis des technologischen und wirtschaftlichen Erfolges liegt für Geschäftsführer Koepp aber auch in einer besonderen Unternehmenskultur, die nicht nur die 355 Beschäftigten in Wenden, sondern alle 1.300 Mitarbeiter weltweit betrifft. Das würde sich im alltäglichen Umgang miteinander in Bezug auf „gegenseitige Wertschätzung, Freundlichkeit, Information, Kooperation sowie Loyalität“ widerspiegeln. „Als traditionsbewusstes Unternehmen, das sich mit der Region, ihren Menschen und der lokalen Industriegeschichte identifiziert“, so Koepp, „liegt uns die Sicherung unserer Arbeitsplätze in Deutschland besonders am Herzen. Das drückt sich in zukunftsorientierten Investitionen und dem eindeutigen Bekenntnis zum Standort aus.“ Und nicht zuletzt auch durch eine außergewöhnlich hohe Ausbildungsquote von über zehn Prozent.

Eine wichtige Rolle würde in diesem Zusammenhang auch das Projekt EMG TOP.JOB spielen. Das beginne mit einer speziellen Einarbeitungsphase für neue Mitarbeiter, ginge weiter über ein neues Weiterbildungskonzept sowie Möglichkeiten sich im Rahmen des so genannten „58+ Fitnessprogrammes“ bis zum altersbedingten Ausscheiden leistungsfähig zu halten. Darüber hinaus seien weitere Themen wie beispielsweise Kooperationen mit Kindergärten und Kantinen, Gesundheitsfürsorge und eine Home-Office Ausweitung in Planung. Alles Gründe, warum es nicht einfach ist, die EMG kurz und knapp zu beschreiben.