Die Rudolf Flender Rohr GmbH hat die Ausproduktion begonnen. Damit scheitert nach genau einem Jahr Insolvenzverfahren die erneute Sanierung des Rohrherstellers mit 110-jähriger Tradition an der Eiserfelder Straße. Dem Insolvenzverwalter und dem Gläubigerausschuss blieb am Montagabend keine andere Option mehr, als die Ausproduktion einzuleiten. Zuvor hatten Insolvenzverwalter und Management einen monatelangen, nervenaufreibenden M&A-Prozess aufgeben müssen.
Zahlreiche potentielle Investoren haben in den vergangenen zwölf Monaten das Unternehmen analysiert, ihre Due Diligence Prüfungen vollzogen und neue Geschäftsstrategien mit der Geschäftsführung erarbeitet. Aufgrund der Krise in der Stahlindustrie und der Auswirkungen von COVID-19 auf die Zielmärkte des Rohrwerkes scheiterte jedoch eine übertragende Sanierung.
Am Werkstandort Siegen werden noch bis zum Jahresende Stahlrohre und -profile von höchster Präzision gefertigt. Sie werden unter anderem in der Gasversorgung, der Fernwärme, in der Fördertechnik, beim Kessel-, Laden- und Möbelbau sowie im Bereich Automotive eingesetzt. Der Jahresumsatz vor der Krise betrug 2018 noch 60 Mio. Euro.
Nach dem Neuanfang im Oktober 2016 war es im Jahr 2019 erneut zu einem Zusammenbruch der Nachfrage im Bereich Rundrohre gekommen. Die fehlende Auslastung der Fertigung führte zu Verlusten, die durch die anderen Geschäftsbereiche nicht aufgefangen werden konnten und damit zur erneuten Beantragung des Insolvenzverfahrens im August 2019 führte.
Das Team um den Insolvenzverwalter, Herrn Martin Buchheister, Rechtsanwalt aus Lüdenscheid und dem Geschäftsführer, Herrn Michael Böhnke, hatten innerhalb weniger Wochen einen professionellen M&A-Prozess aufsetzen können. Insgesamt zwölf internationale und nationale Investoren haben im laufenden Insolvenzverfahren eine übertragende Sanierung geprüft und diverse neue Geschäftsmodelle erarbeitet. „Nachdem wir im Laufe des März kurz vor einer Vertragsunterzeichnung standen, führten der COVID-19 Virus und seine Auswirkungen zu einem Abbruch dieser Verhandlungen. Danach haben die potentiellen Investoren leider das Vertrauen in eine positive Marktentwicklung im Bereich Stahlrohre verloren“, so der Geschäftsführer Michael Böhnke. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung im Insolvenzverfahren und der Tatsache, dass kein Investor mit einem tragfähigen Angebot gefunden werden konnte, blieb dem Gläubigerausschuss in dieser Woche keine andere Option mehr, als die Schließung des Werkes anzuordnen.
Zum Jahresende schließt Röhren Flender nach 110-jähriger Firmengeschichte für immer die Tore. Insgesamt 130 Mitarbeiter verlieren nach langjähriger Betriebszugehörigkeit ihren Arbeitsplatz. Zum wiederholten Male verschwindet ein traditioneller, deutscher Rohrhersteller aus Siegen vom internationalen Markt.
Bild und Infos: Rudolf Flender Rohr GmbH
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