Von Lego-Robotern und Altersanzügen

Rund 50 Oberstufen-Schülerinnen und Schüler hatten am diesjährigen „Girls‘ und Boys‘ Day“ die Gelegenheit, an der Uni Siegen verschiedene Studienfächer kennenzulernen.

Es beginnt wie ein typischer Tag in der Schule. Dicht beisammen sitzen die rund 50 Oberstufen-Schülerinnen und Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums aus Wiehl in einem Seminarraum und lauschen den Ausführungen aus der Richtung der Tafel. Doch der ‚Unterricht‘ ist heute etwas anders. Vorne steht keine Lehrerin, sondern Dr. Elisabeth Heinrich, die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Siegen. Und der Seminarraum liegt auch nicht in Wiehl, sondern am Hölderlin-Campus auf dem Haardter Berg in Siegen. Grund für den Besuch der SchülerInnen ist der „Girls‘ und Boys‘ Day“, der Jugendlichen die Gelegenheit dazu gibt, in Studiengänge hinein zu schnuppern, die für gewöhnlich dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden. „Für die Universität Siegen steht dabei die Chancengleichheit an oberster Stelle sowie das Ablegen klassischer Rollenbilder“, erklärte Heinrich in ihrer Begrüßungsrede.

Während dieses organisatorischen Teils sind die SchülerInnen noch erwartungsgemäß zurückhaltend, doch das Spannende kommt ja auch erst noch. Am Ende der Begrüßung machen sich die 20 Jungs, die erstmalig auch an dem Angebot teilnehmen dürfen, auf den Weg um über das Berufsfeld der Altenpflege informiert zu werden. Währenddessen entführt Diplombiologin Oksana Kurz die Mädchen in die Welt der medizinischen Informatik. In ihrem Vortrag erzählt sie von Alex, der sich beim Sport verletzt hat. Vom Anruf beim Notarzt, über die Überprüfung der Gesundheitskarte, bis hin zur Computertomographie und der möglichen Operation: alle Prozesse werden von Computern gesteuert. Auch aus Siegen kommen dabei Innovationen wie das ‚Wireless ECG‘, das die Übertragung von EKG-Signalen direkt auf das Smart Phone ermöglicht.

Danach geht es für einen Teil der Schülerinnen an den Adolf-Reichwein-Campus, wo sie den Bereich „Mechatronik“ kennenlernen können. Auf dem Stundenplan steht die „Programmierung von Lego-Mindstorm-Robotern“: Spielzeugfahrzeuge sollen mittels Sensoren darauf programmiert werden, bei einem Zusammenprall den Airbag auszulösen, Sicherheitsabstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen zu halten und sich mittels farblich markierter Wände durch ein Labyrinth zu navigieren. Die dafür notwendigen Codes und Anweisungen sind in einer Anleitung aufgeschrieben und nach kurzer Zeit erklingt in dem Raum geschäftiges Tippen.

In der Haardter-Berg-Schule erfahren die Jungs währenddessen, mit welchen Schwierigkeiten ältere Menschen im Alltag konfrontiert werden und wie wichtig und anspruchsvoll das Berufsfeld der Altenpflege sein kann. Während vor dem Seminarraum ein Schüler im Rollstuhl durch die Gänge geschoben wird, probieren drinnen andere Brillen mit unterschiedlichen Seheinschränkungen und einen schweren Altersanzug aus. Die Versuche, trotz der Einschränkungen zu zeichnen, Formen aus Papier zu schneiden oder auch nur Mensch-ärgere-Dich-nicht zu spielen, erweisen sich dabei als schwierig.

Wieder bei den Mädchen bilden nun Gespräche und das Piepen der kleinen Roboter die Geräuschkulisse, die ersten haben mit ihren Testfahrzeugen bereits erfolgreich das Papplabyrinth durchfahren. Bei anderen will es noch nicht so recht klappen. „Diesen Punkt kenne ich noch aus dem Informatikunterricht. Das ist immer kurz bevor der Spaß zur Arbeit wird“, sagt eine der Schülerinnen. „Aber dafür geht es nachher in die Mensa.“

Das gemeinsame Essen stellt in diesem Jahr auch das Ende des Programms dar und gibt laut Begleitlehrerin Felicitas Werry-Nikula den Schülerinnen und Schülern die perfekte Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Vielleicht kehren ja einige TeilnehmerInnen nach dem Abi als Studierende an die Uni Siegen zurück. – und dann sogar in „geschlechtsuntypischen“ Studiengängen.
Text: Mattis May

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