Acht junge Menschen aus Indien, begleitet von ihren Ausbilderinnen, Ausbildern und Unternehmensvertreterinnen und -vertretern der Firmen EJOT, Erndtebrücker Eisenwerke und LEWA GmbH, waren am vergangenen Mittwoch im Siegener Berufsinformationszentrum (BiZ) zu Gast. Gemeinsam mit Vertreterinnen der Agentur für Arbeit Siegen ging es um den Austausch zur Integration und Ausbildung der Jugendlichen, die kürzlich ihre Ausbildung in der Region aufgenommen haben.
Gemeinsamer Austausch zu Chancen, Herausforderungen und Perspektiven internationaler Ausbildung
Die angehenden Fachkräfte haben einen Weg von mehreren tausend Kilometern fernab der Heimat auf sich genommen, um hier im Agenturbezirk eine berufliche Perspektive zu finden – und umgekehrt helfen sie dabei, den zunehmenden Fachkräfteengpass zu lindern.
Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen, betonte die Bedeutung dieser Initiative: „Alle indischen Auszubildenden sind im gewerblich-technischen Bereich tätig – das trifft ins Mark unserer Region. Wir brauchen genau diese Qualifikationen. Internationale Ausbildungspartnerschaften sind dafür ein entscheidender Schlüssel.“
Unternehmen zeigen Engagement und Offenheit
Auch von Seiten der Unternehmen wurde die Resonanz als durchweg positiv beschrieben. Maja Linde, Ausbilderin bei EJOT, berichtet, dass die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb zunächst neugierig waren, als die neuen Azubis eintrafen: „Natürlich war das Interesse groß. Aber die Stimmung war von Anfang an offen und herzlich. Es war sofort eine Willkommenskultur spürbar.“ Sascha Stettner, Ausbildungsleiter bei den Erndtebrücker Eisenwerken, ergänzt mit seinen Einschätzungen zur Bewerberlage: „Das Recruiting ist in den letzten Jahren grundsätzlich schwieriger geworden. Die Bewerbungen der inländischen Jugendlichen reichen bei Weitem nicht aus. Die indischen Auszubildenden zeigen großes Engagement und Lernbereitschaft – sie sind eine echte Bereicherung.“
Herausforderungen bleiben: Sprache und Wohnen
Neben den Erfolgen wurden auch die bestehenden Herausforderungen thematisiert. Der Wohnraummangel stellte die Betriebe und die Auszubildende anfangs vor Probleme. „Hier braucht es ein starkes Netzwerk aus Menschen und Unterstützern, die pragmatische Lösungen finden“, hieß es aus den Reihen der Unternehmen. Auch die Sprache bleibt trotz beachtlicher Fortschritte noch eine Hürde im Alltag. Viele der jungen Leute verständigen sich bereits gut auf Deutsch, stoßen im öffentlichen Raum aber hier und da noch auf Barrieren.
„Ihr seid eine Bereicherung für uns“
Claudia Bügeler, Leitung Campus Aus- und Weiterbildung bei LEWA GmbH, berichtet von intensiven Vorbereitungen im Vorfeld: „Der gesamte Auswahlprozess fand zunächst online statt – umso emotionaler war es, die jungen Menschen nun persönlich kennenzulernen. Das Engagement ist groß, aber der Aufwand auch. Dennoch: Ihr seid eine Bereicherung für uns.“ Und mit einem Augenzwinkern fügte sie hinzu, sie hoffe, dass die Lernbereitschaft und Motivation der indischen jungen Leute auch etwas auf die deutschen Kolleginnen und Kollegen abfärbt.
Kulturelle Einblicke und persönliche Geschichten
Zum Abschluss sorgte ein interaktives Kartenspiel für einen lebhaften Austausch. Fragen wie „Was vermisst du aus deiner Heimat?“ gaben Einblicke in die kulturellen Unterschiede – und Gemeinsamkeiten. Manish Manish, einer der Auszubildenden, resümiert: „Die Auswahl meiner Firma war der schönste Moment im ganzen Prozess. Ich freue mich darauf, Land und Leute noch besser kennenzulernen.“
Adityansh Ray stellte fest: „In Deutschland ist alles so organisiert – selbst die umfangreichen Straßenregeln! Das ist ganz anders als in Indien.“ Auch das Thema Work-Life-Balance beeindruckte viele: Während in Indien oft bis spät gearbeitet wird und sich kein rechter Feierabend einstellt, lernen die Jugendlichen hier, dass Freizeit und Arbeit im Gleichgewicht stehen dürfen. Simone Stuhrmann, operative Geschäftsführerin der Siegener Arbeitsagentur, bedankte sich bei den Unternehmen für ihr großes Engagement: „Es passt – die jungen Menschen bringen Begeisterung und Tatkraft mit. Ich wünsche mir, dass viele diesem Beispiel folgen.“ Die Jugendlichen blicken nun gespannt auf ihre ersten Erlebnisse in Deutschland – auf Weihnachtsmarkt, das erste deutsche Oktoberfest im nächsten Jahr und vor allem auf ihre berufliche Zukunft in der Region. In Indien herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, während in Deutschland Fachkräfte fehlen – ein Austausch, der beiden Seiten Chancen eröffnet.
Text/Foto: Arbeitsagentur

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