Gontermann-Peipers und Walzen Irle besiegeln weitreichende Kooperation

Dr. Petrico von Schweinichen und Frieder Spannagel in Bearbeitungshalle

Vor zwei Jahrhunderten entstanden im Siegerland die ersten Walzwerkswalzen auf der Marienborner Hütte. Die Gewerkenfamilien von Johann Achenbach, Engelhard Achenbach und Hermann Irle nutzten dort jeweils auf Zeit den gemeinsamen Hoch­ofen im heutigen Siegener Stadtteil Kaan-Marienborn, um Produkte auf eigene Rechnung zu fertigen. Obwohl sie teilweise im Wettbewerb zueinander standen, lernten sie mit- und voneinander und ent­wickelten so viel Know-how für die Fertigung von Guss-Produkten. Über 200 Jahre später greift man in den traditionsreichen Unternehmen Gontermann-Peipers GmbH, Siegen, und Walzen Irle GmbH, Netphen-Deuz, diesen historischen Gedanken einer konstruktiven Zusammenarbeit wieder auf: Nachdem das Projekt „Wilhelmine“ geraume Zeit vorbereitet wurde, erfolgten dieser Tage die Unterschriften unter den Koopera­tionsvertrag, der eine enge Zusammenarbeit und klare Zukunftsausrichtung beinhaltet Seit Juni 2020 werden gemeinsam Projekte umgesetzt. Vor dem Hinter­grund schwieriger Marktbedingungen und dem enormen inter­nationalen Wettbewerbsdruck in der Branche ist es erklärtes Ziel, die Siegerländer Produktions­standorte der beiden Unternehmen fit für die Zukunft zu halten und letztlich auch Arbeitsplätze zu sichern.

Die Kooperation soll zu einem höheren Ertrag durch Innovation in Produkten und Pro­zessen sowie zu geringeren Kosten durch Nutzung der vorhandenen Ressourcen etwa durch gemeinsame Forschungs- und Entwicklungs­Anstrengungen führen. Darüber hinaus wird man sich durch engen Austausch von Erfah­rungen, Produkten und Leistungen gegenseitig ergänzen. Im Fokus stehen dabei etwa die gemeinsame Ent­wicklung neuer Walzenqualitäten oder Forschungen im Bereich der sog. additiven Fertigung. Angestrebt werden ferner Optimierungen und Qualitätsverbesserungen im Bereich Produktion und Technik bis hin zur Abstimmung bei Investitionen. Ein weiteres Kooperationsfeld umfasst die Organisation, beispielsweise gemeinsame Einkaufsaktivitäten. Die beiden traditionsreichen Familienunternehmen Gontermann-Peipers und Walzen Irle behalten trotz der Kooperation ihre rechtliche und vertriebliche Selbständigkeit.

Das Bündnis der beiden Familienunternehmen erfolgt aus freien Stücken und auf Augenhöhe, wie die Geschäftsführer unisono betonen. „Im Siegerland hat es in den letzten 30 Jahren mehrfach vergebliche Anläufe zu Kooperationen im Walzengussbereich gegeben. Wir haben nun in vielen Gesprächen festgestellt, dass wir gemeinsam stärker sein können. Das Vertrauen auf der Führungsebene und im Gesellschafterkreis der beiden Unternehmen ist jedenfalls vorhanden, um diesen überfälligen Schritt zu wagen und zum Erfolg zu führen“, betont Frieder Spannagel, Sprecher der Geschäftsführung von Gontermann-Peipers.

„Wir sind optimistisch, dass wir durch diese Kooperation Potentiale in unseren Unternehmen wecken und uns so an unseren Siegerländer Standorten weiterentwickeln können. Auch die Betriebsräte unserer Unternehmen begrüßen die Kooperation“, ergänzt Dr.-Ing. Petrico von Schweinichen, geschäftsführender Gesellschafter von Walzen Irle. Die Kooperation wird durch eine Minderheitsbeteiligung der Gontermann-Peipers an der Walzen Irle GmbH untermauert.

Der Projektname „Wilhelmine“ hat einen historischen Bezug und steht symbolisch für die Verbindung der Familienunter­nehmen Walzen Irle und Gontermann-Peipers: Johann Heinrich Breitenbach, der Gründer von Gontermann-Peipers, erlernte vor zwei Jahrhunderten auf der Marienborner Hütte den Beruf des Lehmformers. In Marienborn begegnete er auch seiner zukünftigen Ehefrau. Sie hieß Wilhelmine und war eine Enkelin von Hermann Irle, dem Gründer von Walzen Irle.

Aktuell ist noch erwähnenswert, dass beide Unternehmen bislang die Corona bedingten allgemeinen Wirtschaftsprobleme gut meistern. Bei Gonter­mann-Peipers (GP) werden am Standort Marienborn Arbeits- und bis 265 t schwere Stützwalzen für Walzwerke gefertigt. Am GP-Standort Hain entstehen Maschinenbau-Komponenten und Nuklear­be­hälter. Insgesamt sind 575 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei GP tätig. Walzen Irle mit zwei Werken und 300 Mitarbei­terinnen und Mitarbeitern in Netphen-Deuz hat sich vor allem auf Walzen für den Papier- und Kunststoffbereich sowie im Stahlbereich auf Arbeitswalzen für den Warmbreitbandsektor spezialisiert.

Bild und Infos: Walzen Irle GmbH/Gontermann-Peipers GmbH

1 Kommentar zu "Gontermann-Peipers und Walzen Irle besiegeln weitreichende Kooperation"

  1. Wow, Maschinenbaukomponenten und Nuklear­be­hälter klingen nach wirklich interessanten Tätigkeitsbereichen. Ich selbst komme auf einem ganz anderen Bereich. Ich finde es aber spannend aus anderen Gebieten zu lesen.

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.