Ein Warnzeichen für die Region

Das Siegerland gilt bis heute als Zentrum der mittelständischen Rohrindustrie. Erstaunlich, aber wahr, angesichts der Standortferne von den eigentlichen Märkten und den sich verschärfenden Transportproblemen für die benötigten Vormaterialien und die Endprodukte. Dennoch haben sich die Unternehmen lange Zeit erfolgreich am Markt behaupten können. Auch die Erndtebrücker Eisenwerk GmbH & Co. KG mit Stammsitz in Erndtebrück hat das geschafft, nicht zuletzt durch qualitativ hochwertige Produkte und eine immer stärkere internationale Ausrichtung. Die Zweigwerke in Europa und in Asien haben mit dazu beigetragen, die Fertigung in Deutschland aufrecht zu erhalten. Das scheint nun deutlich schwieriger zu werden.

Die geplanten Werksschließungen von EEW Pickhan und EEW Bergrohr in Siegen sind ein Warnsignal, nicht nur für die heimischen Rohrhersteller, sondern für die gesamte Wirtschaft in Siegen-Wittgenstein. Denn diesmal sind es nicht nur konjunkturelle Ursachen. Vielmehr leiden die Hersteller von Konstruktions- und Leitungsrohren zunehmend unter den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den Veränderungen im Energiesektor. Der Ölpreis ist im Keller, fossile Brennstoffe wie Öl und Gas werden im Zuge der aktuellen Klimadiskussion immer mehr schlechtgeredet, der Ausbau der Windenergie stagniert. Märkte verlagern sich, Transportwege werden immer länger und damit teurer. Das sind keine guten Voraussetzungen mehr für die Produktion von Großrohren im Siegerland.

Es ist EEW hoch anzurechnen, dass das Unternehmen die in der Vergangenheit in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Unternehmen Bergrohr und Pickhan übernommen und damit auch Arbeitsplätze in der Region gesichert hat. Aber letztlich entscheidet nicht das soziale Gewissen über den Erfolg einer solchen Investition, sondern der Wettbewerb.

Neben den angekündigten Werksschließungen plant EEW im Rahmen einer auf drei Jahre angelegten Restrukturierung erhebliche Investitionen in das Stammwerk in Erndtebrück. Damit sollen neue Produktbereiche erschlossen und die Fertigung effizienter gestaltet werden. Das zeigt, dass das Unternehmen gewillt ist, den Standort in Erndtebrück dauerhaft zu sichern. Damit das gelingen kann, müssen aber auch die übrigen Rahmenbedingungen stimmen. Infrastruktur, Verkehrsanbindung, schnelle Datennetze, all das sind Faktoren, die für das Unternehmen wie für den Industriestandort Siegen-Wittgenstein insgesamt eine enorme Bedeutung haben. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass die Region auch zukünftig als Konjunkturlokomotive in Nordrhein-Westfalen fungieren kann und den strukturellen Wandel, der mit der Digitalisierung verbunden ist, erfolgreich bewältigt. Erfahrungen in Sachen Strukturwandel hat Siegen-Wittgenstein ja zur Genüge.

Ho

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