„Eine mögliche Sperrung der Wiehltalbrücke auf der A4 für den Güterverkehr muss unter allen Umständen vermieden werden, um weitreichende Folgen für den heimischen Wirtschaftsraum abzuwenden.“ Hieran lassen die Vertreter der Wirtschaft und Gewerkschaften in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe (IHK Siegen, DGB Südwestfalen, Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, IG Metall und die beiden in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beheimateten Arbeitgeberverbände) sowie die Universität Siegen keinen Zweifel. Damit beziehen sie Position zu Berichten über den offenkundig desolaten Zustand des Brückenbauwerks und zu möglichen weitreichenden Folgen, insbesondere für den Güterverkehr.
Ein Vertreter der Autobahn GmbH Rheinland hatte in der jüngsten Sitzung des IHK-Verkehrsausschusses erläutert, wie es um das Bauwerk bestellt ist und wie die Funktionalität bis zum geplanten Ersatzneubau der Brücke aufrechterhalten werden soll. Die 1971 fertiggestellte, 700 Meter lange Wiehltalbrücke weist demnach heute die Bauzustandsnote 3,5 und den Traglastindex V auf. Damit steht fest, dass die Brücke eine sehr schlechte Tragfähigkeit hat, die den Bedürfnissen des genehmigungspflichtigen Schwerlastverkehrs über 44 Tonnen nicht mehr entspricht. Seit einem Jahr sind auf der Brücke zur Entlastung Fahrstreifen gesperrt.
Der Ersatzneubau befindet sich seit einem Jahr in der Vorbereitung. Mit dem Baubeginn wird für „Anfang der 30er-Jahre“ gerechnet. Bis dahin soll die Brücke in geeigneter Weise verstärkt werden und für den Verkehr befahrbar bleiben. Die Autobahn GmbH überwacht den Zustand engmaschig. Sollte sich die Situation verschärfen, kann eine zumindest vorübergehende Sperrung für den Lkw-Verkehr nicht ausgeschlossen werden.
Erinnerungen an die Talbrücke Rahmede werden wach
Die Vertreter der Wirtschaft fühlen sich an die Talbrücke Rahmede erinnert. Die Sperrung führte zu einem volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe. „Auch wenn eine Vollsperrung wie im Fall der Talbrücke Rahmede derzeit laut Autobahn GmbH nicht zur Diskussion steht, dürften die Auswirkungen auf den Güterverkehr erheblich sein. Personal und Fahrzeuge sind zeitlich länger gebunden; hierdurch steigende Transportkosten müssen in der Regel an die Kunden weitergegeben werden. Die Lage der Unternehmen würde sich verschlechtern“, unterstreicht Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein.

Vertreter der Wirtschaft und Gewerkschaften in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beziehen gemeinsam Position zur möglichen Sperrung der Wiehltalbrücke.
Verschärft würde die Situation zudem durch die ins Haus stehende Sperrung der Siegstrecke von Ende 2026 bis Mitte 2027. Fielen die Sperrungen auf Straße und Schiene zeitlich zusammen, wären die Folgen gravierend. Dr. Thilo Pahl, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen: „Dem Wirtschaftsraum droht damit in Richtung Westen ein Verkehrsinfarkt. Die dringend benötigten Impulse für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit würden so ausgebremst – mit weitreichenden Folgen für viele Betriebe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe!“
Auswirkungen auf die Erreichbarkeit befürchtet
Sollte eine Sperrung für den Lkw-Verkehr notwendig werden, müssten die Fahrzeuge von der Autobahn abgeleitet werden. „Es muss dann damit gerechnet werden, dass sich der Verkehrsfluss abermals verschlechtert. Die Erreichbarkeit der Universität als größter südwestfälischer Bildungseinrichtung wäre hierdurch massiv beeinträchtigt“, gibt Andreas Düngen, Stellvertreter der Kanzlerin der Universität Siegen, zu bedenken. Damit würde sich die Hochschule in die Vielzahl von heimischen Arbeitgebern einreihen, die auf Pendler aus dem Großraum Köln/Bonn zählen.
Wichtig sei jetzt ein abgestimmtes Vorgehen, betont Bulut Surat, DGB-Regionsgeschäftsführer Südwestfalen: „Straßenbauverwaltung und die heimischen Unternehmen mit ihren Belegschaften haben ein gemeinsames Ziel. Wir werden unseren Beitrag leisten, für die nötige Akzeptanz der Maßnahmen zu sorgen, mit denen die Brücke in Funktion gehalten werden kann. Hierfür bedarf es jedoch maximaler Transparenz. Wir brauchen einen regelmäßigen Informationsaustausch mit allen Beteiligten.“
Die IHK Siegen wird in den kommenden Tagen die Speditionen und Unternehmen der verladenden Wirtschaft über den gegenwärtigen Zustand der Wiehltalbrücke informieren und hierbei auf die unbedingt erforderliche Einhaltung von Gewichts- und Abstandsvorgaben hinweisen. Noch im Dezember will die Autobahn GmbH mit einer speziellen Fahrbahnmarkierung die Einhaltung des Mindestabstandes von 50 Metern auf der Brücke erleichtern.
Alle Akteure betonen, dass Erhaltungsmaßnahmen, die sich auf den Verkehrsfluss auswirken, unter Einbeziehung von Praktikern aus den Unternehmen geplant werden sollten. Nur so ließen sich negative Folgen für den Güterverkehr vermeiden oder wirksam abfedern. Mit der Autobahn GmbH werde man hierzu in engem Austausch bleiben.
Text/Foto: IHK

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