Der „King of Rock“ musste ran

1.739 Meter Trinkwasserleitung mit dem Grundodrill 18ACS, kurz und knapp sind das die Eckdaten zu einer kniffligen Baumaßnahme, die unmittelbar vor und hinter den Türen des TRACTO-TECHNIK-Firmenstandorts Lennestadt realisiert wurde. Der idyllisch im grünen Tal der Lenne gelegene Luftkurort Lennestadt-Saalhausen – einer der schönsten und waldreichsten Orte im nordrhein-westfälischen Sauerland – war für kurze Zeit der „Tatort“. Denn trotz aller Idylle drohte hier im vergangenen trockenen Jahr das Trinkwasser knapp zu werden und da hat ein modernes und ausreichendes Trinkwassernetz hohe Priorität.

Die Stadtwerke Lennestadt beauftragten bereits im Jahr 2017 im Rahmen der Modernisierung der Wasserversorgung in Saalhausen die GUV Gesellschaft für Geohydraulik, Umweltberatung, Verfahrens- und Ingenieurtechnik mbH in Kassel mit den Planungsarbeiten für den Bau einer Trinkwasserversorgungsleitung. Durch den Neubau des Trinkwasseraufbereitungsgebäudes war der parallele Neubau dieser Trinkwasserleitung erforderlich geworden. Es bot sich bei dieser Maßnahme an, gleichzeitig ein Telekommunikations-Datenkabel zu verlegen. Der vorgesehene Trassenverlauf glich nicht gerade einem Traumpfad: beengte Verhältnisse entlang eines Rad- und Wanderwegs, 4-fache Querung der Lenne, mehrere Straßen- und Wegequerungen und nicht zuletzt ziemlich schwierige Bodenverhältnisse.

Es stand sehr rasch außer Zweifel, dass die 1.793 m lange Versorgungsleitung (1.003 m PE-100 RC-Rohre DA 180 und 790 m PE-100 RC-Rohre DA 140 inklusive 790 m PE-HD-Kabelschutzrohr DA 50 zur Aufnahme eines Datenkabels) aus Gründen des Naturschutzes, der Kosteneffizienz, der Beeinträchtigung von Verkehr und Radfahrern/Wanderern und nicht zuletzt aus technischen Gründen (z. B. Unterquerungen) nur in geschlossener Bauweise im HDD-Spülbohrverfahren errichtet werden konnte. Ebenso bestand kein Zweifel, dass die H&E Bohrtechnik GmbH aus dem thüringischen Bollberg der geeignete Partner dafür war: Das Unternehmen ist seit 2005 Spezialist für das horizontale Spülbohrverfahren und ist mit seinem Team überall dort gefragt, wo der traditionelle Tiefbau seine Grenzen hat. Außerdem verfügt es mit sechs Horizontalspülbohranlagen mit unterschiedlichen Konfigurationen und Leistungsmerkmalen sowie mit der Fahrzeugtechnik für die Absaugung und Entsorgung der Bohrspülung über einen entsprechend ansehnlichen Maschinenpark.

Von vorne herein war klar, dass hier nur ein HDD-Felsbohrsystem eingesetzt werden konnte, da die Kernbohrungen für das Bodengutachten überwiegend anstehenden Fels (Schiefer) mit zwischengelagertem Kies, Sandstein und/oder Hanglehm und -schutt zutage förderten. Also: Hohe Anforderungen an die Bohrprofis ebenso wie an die Maschine. Damit stand fest: Die Bohrarbeiten für den Einzug der 1.793 m langen Trinkwasserleitung und des Datenkabels sind ganz klar eine Aufgabe des GRUNDODRILL 18ACS – nicht umsonst trägt er den Titel „King of Rock“. Und der „King of Rock“ hat sich schon vielfach in vergleichbaren Bauprojekten bewährt: Er ist extrem leistungsstark bei sehr kompakter Bauweise, ermöglicht die bestmögliche Anpassung an alle Bodenverhältnisse, lässt sich schnell von Spül- auf Felsbohrungen umrüsten, verfügt über ein vollautomatisches Gestängewechselsystem und leistet maximale Produktivität bei jeder Drehzahl.

Die H&E-Bohrcrew mit ihrem erfahrenen Bohrgeräteführer Steffen Hellfritzsch und Bauleiter Reinald Engst konnte nun so langsam in die Praxis einsteigen und das für die Bohrarbeiten erforderliche weitere Equipment festlegen: Der 6 1/2″ Rollenmeißel, IADC-Code 527, wird durch das ELICON 95 Doppelrohrgestänge angetrieben, das maximale Spülungsmengen (bis zu 400 l/min) auch bei langen Bohrstrecken ermöglicht. Für die Aufweitbohrung wählten sie den Einsatz eines 12″-Hole Openers, für die Bohrspülung – als Schmier-, Schneid- und Fördermedium sowie als Bohrlochstabilisator – entschieden sie sich für eine Bentonitsuspension (25 kg/m3).

Nachdem die Bohrwerkzeuge und die Zusammensetzung der Bohrspülung festgelegt, der GRUNDODRILL 18ACS in Position gebracht, die erste Start- und Zielgrube gebaut und die ersten PE 100 RC-Rohre DA 140 bereit lagen, konnte endlich mit der ersten Pilotbohrung begonnen werden. Die Antriebskraft vom Innengestänge auf den Bohrmeißel erreichte im Durchschnitt 1.500 Nm, die Schub- bzw. Zugkraft betrug durchschnittlich 35 kN (im Maximum 75 kN), die Länge der Bohrung betrug 144 m. Mit einem 12″-Hole Opener musste der Bohrkanal notwendigerweise aufgeweitet werden. Es folgte der Einzug der PE-100-Trinkwasserrohre und der PE-HD-Kabelschutzrohre zur späteren Aufnahme der Datenkabel. Dazu wurden diese auf der Austrittsseite der Bohrung vorbereitet, an einen 10“-Backreamer angekoppelt und sukzessive in den Bohrkanal eingezogen.

In diesem Rhythmus entstanden 19 Einzelbohrungen mit 21 Start-/Zielgruben für die Wasserversorgungsleitung zum Wasserwerk Lennestadt-Saalhausen von 1.793 m Länge, inklusive 750 m Kabelschutzrohrleitung für ein Datenkabel. Dabei wurden mehrere Straßen und Wege sowie viermal das Flussbett der Lenne, die hier schlängelnd das Tal durchfließt, unterquert. Die schwierigen, komplexen Bodenverhältnisse, die für diesen Teil des Sauerlandes typisch sind, spiegeln die Dauer der Bohrarbeiten wider: für die o. g. 144 m lange Bohrung brauchte das eingespielte Team gute sechs Tage. Für die 19 Einzelbohrungen hat die H&E-Bohrtechnik insgesamt 459 m³ Bentonit angemischt, 271 m³ davon mit einer firmeneigenen Recycling-Anlage aufbereitet und 188 m³ fachgerecht entsorgt.

Der im Lennetal gelegene Ortsteil Saalhausen ist seit über 45 Jahren anerkannter Luftkurort mit Kurpark und großem Teich, einer Kneippanlage sowie zahlreichen Wander- und Radwegen zwischen Wiesen und Wäldern. Doch auch hier hat der trockene Sommer 2018 seine Spuren hinterlassen: Das Trinkwasser drohte knapp zu werden. Für einen lebendigen Ferien- und Luftkurort mit Kneippanlage eine fatale Situation. Wie gut, dass jetzt für eine sichere Versorgung des Ortes eine neue Trinkwasserleitung gebaut wurde und das dank modernster Technik sogar ohne nennenswerte Beeinträchtigung des Kur-, Ferien- und Alltagsbetriebs – eine fast unbemerkte Tat.

Bild und Infos: TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG

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