Unternehmen spüren rückläufige Wirtschaftsentwicklung

Bild von Markus Distelrath auf Pixabay.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Rückwärtsgang und es gibt wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung der Lage. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung nach Angaben von KfW Research im Vergleich zum Vorquartal um 0,1% geschrumpft. Während die Binnennachfrage das Wachstum weiter stützt, steckt die stark exportorientierte deutsche Industrie seit nunmehr vier Quartalen in der Rezession. Vor dem Hintergrund der flauen Weltkonjunktur und der zahlreichen globalen Unwägbarkeiten bleiben ihre Geschäfts- und Exporterwartungen außerordentlich pessimistisch. KfW Research korrigiert daher seine Konjunkturprognose für 2019 auf 0,4% und für 2020 auf 0,6% deutlich nach unten (Vorprognose: 0,8% bzw. 1,8%). Stabilisierende Faktoren bleiben der Konsum und der Wohnungsbau, vor allem dank des alles in allem noch immer recht soliden Arbeitsmarkts.

Die Industrieunternehmen in Siegen-Wittgenstein spüren inzwischen ebenfalls die sich abschwächende Konjunktur. Das ergab eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein. Das gilt für mehr als Zweidrittel der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Lediglich rund 28 Prozent gaben an, dass der konjunkturelle Abschwung noch keine Auswirkungen beispielsweise auf den Auftragseingang habe. Ob dies in den kommenden Monaten so bleiben wird, ist offen. Immerhin sind auch in Siegen-Wittgenstein viele Unternehmen, vor allem aus der Metall- und Elektroindustrie, stark exportabhängig.

Die protektionistische Handelspolitik der USA, der Brexit und der eskalierende Handelskrieg der Amerikaner mit China belasten die Konjunktur in Deutschland immer stärker, berichtet auch das Institut der deutschen Wirtschaft IW in Köln. Noch aber verhindert der starke private Konsum eine Rezession. In diesem Jahr wird das reale BIP nach der aktuellen  IW-Prognose voraussichtlich nur um 0,5 Prozent zulegen und damit um 0,9 Prozent weniger als noch im Frühjahr prognostiziert. Für 2020 rechnet das IW mit einer Wachstumsrate von 0,8 Prozent. Grund für das schwache Wachstum sind die zahlreichen Konflikte und Unsicherheiten, die die Weltwirtschaft bremsen – vom Handelsstreit zwischen den USA und China über die schwierige politische Lage im Nahen Osten bis hin zum drohenden Brexit.

Besonders hart trifft es die exportorientierte Industrie: Im gesamten Jahr 2019 dürfte ihre reale Wertschöpfung um mindestens 3 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Die deutschen Exporte werden 2019 preisbereinigt nur um 0,5 Prozent zulegen und im kommenden Jahr sogar leicht schrumpfen. Nahezu kompensiert wird die Industrierezession durch das Dienstleistungsgewerbe und den Bausektor. Hinzu kommt der private Konsum, der in diesem Jahr preisbereinigt um 1,5 Prozent und im kommenden Jahr immerhin um gut 1 Prozent steigen wird. Allerdings hat sich das Konsumklima bereits merklich abgekühlt, die Sorgen um den Arbeitsmarkt nehmen zu: Der für das Jahr 2020 erwartete Beschäftigungszuwachs von 0,4 Prozent wäre der schwächste seit 2010. Noch bleibt die Arbeitslosenquote aber auf dem aktuellen Niveau von etwa 5 Prozent.

IW-Direktor Hüther ist überzeugt, dass der private Konsum die größte Konjunkturstütze bleiben wird: „Die Konsumenten sind weiterhin positiv gestimmt -begünstigt durch die Einkommensentwicklung, die ausgabefreudige Fiskalpolitik, die günstigen Finanzierungsbedingungen und die moderate Inflation.“ Die eigentliche Sorge richte sich aber – so Hüther – darauf, „dass die Konjunkturverlangsamung sich angesichts struktureller Belastungen (Handelspolitik, Strategieunsicherheit in der digitalen Transformation Wirtschaftspolitik der Belastungen) als Einstieg in eine länger anhaltende Wachstumsschwäche erweisen könnte“.

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