Grußwort/Standpunkt dann Geschichte sein. Oder aber wir gewinnen wieder eine Mentalität, die Ärmel hochzukrempeln und dafür zu kämpfen, dass auch unsere Kinder und Enkel einen ähnlichen Standard wie wir genießen dürfen. Dann werden wir alle uns anstrengen und hart dafür arbeiten müssen. Hoffen wir, dass die im ersten Versuch miss- glückte Wahl Friedrich Merz‘ zum Bundeskanzler ein Ausrutscher bleibt und Deutschland vier Jahre lang stabile Verhältnisse erlebt und wir der neuen Bundes- regierung die Chance geben, ins Handeln zu kommen, um die notwendigen Reformen anzugehen. Das wird ihr dann gelingen, wenn auch wir bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Stabilität ist wichtig Gerade jetzt ist Stabilität wichtig. Denn das vergangene Jahr war erneut geprägt von wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen. Die wirtschaftliche Lage bleibt ange- spannt: Nach wie vor hohe Energie- preise, anhaltender Fachkräfteman- gel, Mutlosigkeit, Misstrauen gegen- über Unternehmen und Wirtschaft und der daraus resultierenden über- bordenden Regulierung belasten unsere Unternehmen. Erste Ansätze, hier Entschlackung Einzug halten zu lassen, sind im Koalitionsvertrag erkennbar. Nun müssen Union und SPD ihre Pläne auch in die Tat umsetzen. Der Mittel- stand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, braucht berechtigte Hoffnung, um durch Innovation und Inve- stitionen wieder in den Vorwärtsgang zu kommen. Wirt- schaft ist auch Psychologie. Die Schuldenbremse wurde für gezielte Investitionen in Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Infrastruktur gelockert, ein riesiges Sondervermögen aufgelegt. Das sollten wir alle gemeinsam dazu nutzen, Mut und Zuversicht zu finden, den Kampf für eine bessere Zukunft aufzunehmen und uns nicht in mutloser Strei- terei und Fingerzeigverhalten weiter zu lähmen. Das ist gerade jetzt nötig, wo wir in Deutschland und Europa lernen mussten, dass wir nur auf uns und unsere eigenen Kräfte vertrauen dürfen. In vielen Punkten bestehen für uns Arbeitgeber nach wie vor große Unsicherheiten: Selbst wenn Deutsch- land sein Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ein- stampft, ist es noch offen, ob wir durch die europäi- sche Variante weiter in rechtlichen Absicherungen gefangen bleiben, anstatt all unsere Energie auf das Erschaffen neuer Geschäftschancen und die Siche- rung der Arbeitsplätze unserer Belegschaften stecken zu können. Ebenso ist mir derzeit noch unklar, ob die geplanten Impulse für unser klassisches deutsches Zugpferd, die Autoindustrie, den Rückhalt in einem scharfen weltweiten Wettbewerb geben werden. Und wohin geht es mit dem Strompreis? Erste gute Ansätze sind auch hier im Koalitionsvertrag erkennbar. Aber werden diese Entlastungen auch nachhaltig und dau- erhaft sein? Man weiß es nicht und deshalb besteht vielerorts noch Unsicherheit und Zurückhaltung. Apropos Zurückhaltung: Die ist gera- de international beileibe nicht ange- bracht. Wir beobachten mit Sorge die politischen Entwicklungen in den USA, der Ukraine und in Nahost. Überall mit im Boot sitzt Donald Trump, der bei den Präsidentschafts- wahlen im Vergleich zu seiner ersten Regentschaft an Einfluss gewonnen hat. Was sich nach wenigen Mona- ten zeigt, kann nicht verwundern: Amerika hat seine eigene „Make- America-Great-again“-Agenda, die extrem selbstbe- zogen ist – America First eben. Ob es um das Auftreten gegenüber Russland, die Verteidigung an sich oder die Zollsituation geht – eines lehrt uns Europäer der neue starke Mann im Weißen Haus: Europa ist ein rie- siger Wirtschaftsraum, der Gewicht hat in der Welt – so er denn mit einer Stimme spricht und geschlossen auftritt. Genau das muss das positive Ergebnis der aktuellen Verwerfungen sein. Wir Europäer sind auf- gefordert, zusammenzuhalten und uns unabhängiger von anderen Staaten und Kontinenten zu machen. Oder um mit den Worten des polnischen Ministerprä- sidenten Donald Tusk zu sprechen: „Was ist das eigentlich für eine komische Situation? 500 Millionen Europäer bitten 300 Millionen Amerikaner, sie vor 144 Millionen Russen zu schützen!“ Doch zurück von der Weltpolitik auf die regionale und lokale Bühne. In diesem Jahr stehen Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen auf dem Programm. Auch wenn Christian F. Kocherscheidt, VdSM-Vorsitzender 4