„Wir kriegen das hin“

Im letzten Jahr war es ein erster Versuch, in diesem Jahr eine erfolgreiche Fortsetzung: der „Talk um Fünf“ der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, der am 25. November 2015 zum zweiten Mal im Haus der Siegerländer Wirtschaft stattfand.

Südwestfalen hat genug Potenzial um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern –

Im letzten Jahr war es ein erster Versuch, in diesem Jahr eine erfolgreiche Fortsetzung: der „Talk um Fünf“ der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, der am 25. November 2015 zum zweiten Mal im Haus der Siegerländer Wirtschaft stattfand. „Wir möchten mit dieser Veranstaltung in einem etwas kleineren Rahmen einem interessierten Publikum interessante Themen mit ebenso interessanten Gesprächspartnern näherbringen“, erläuterte Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein und des VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V., in seiner Begrüßung. Deshalb bedauerte er es auch, dass einer der geladen Gesprächsteilnehmer, nämlich Guntram Schneider, ehemaliger Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW, noch kurz vor der Veranstaltung seinen Besuch in Siegen absagte. Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit, und Arndt G. Kirchhoff, Präsident des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen sowie Geschäftsführender Gesellschafter der Kirchhoff Gruppe und CEO der Kirchhoff Holding GmbH & Co. KG in Iserlohn, sorgten dennoch für einen informativen und unterhaltsamen Spätnachmittag. Die Gesprächsleitung hatte Steffi Treude von Radio Siegen übernommen, die kompetent und humorvoll in das Thema der Talkrunde einführte: „Die Region der Weltmarktführer – Wie Südwestfalens Industrie zukunftsfähig bleibt“.

„Südwestfalen ist eine Region mit viel Potenzial und guten Entwicklungsmöglichkeiten. Wir müssen diese Chancen nutzen, um im Wettbewerb der Regionen zu bestehen. Natürlich gibt es auch Probleme und Herausforderungen, denen wir uns stellen und die wir meistern müssen, aber wir schaffen das“, davon ist Arndt G. Kirchhoff überzeugt. Einige dieser Herausforderungen für die Region wurden anschließend näher beleuchtet. Beispielsweise der zu erwartende bzw. bereits vorhandene Fachkräftemangel in Folge des demografischen Wandels oder die Auswirkungen der Flüchtlingskrise. Sowohl Christiane Schönefeld wie auch Arndt G. Kirchhoff sahen in der Zuwanderung von Flüchtlingen eine Chance für die Region, auch den zukünftigen Fachkräftebedarf decken zu können. „Natürlich ist nicht jeder Asylbewerber aus Syrien ein Arzt oder ein Ingenieur, aber viele haben ein berufliches Entwicklungspotenzial, das wir nutzen können.“ Dabei sei aber ein langer Atem notwendig, meinte die Chefin der Landesarbeitsagentur.

Unternehmerpräsident Kirchhoff forderte von der Politik eine klare Linie in der Flüchtlingspolitik und ein schnelleres Handeln. „Die Unternehmen warten nur darauf, dass sie aktiv werden können. Die Menschen, die zu uns kommen und bei uns bleiben wollen, wollen auch arbeiten. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist daher ein ganz wichtiger Punkt. Allerdings geht das nicht immer ganz so einfach, wie sich das viele wünschen. Hier müssen gesetzliche und bürokratische Hürden abgebaut werden.“ Die Tarifpartner in NRW hätten bereits einen wichtigen Beitrag geleistet und den Tarifvertrag zur Förderung der Ausbildungsfähigkeit auf die neue Situation angepasst. „Dieser Pragmatismus muss auch in vielen anderen Bereichen Einzug halten, dann schaffen wir das.“

Christiane Schönefeld unterstrich darüber hinaus auch die Notwendigkeit, die einheimischen Arbeitssuchenden nicht zu vergessen, sonst bestehe die Gefahr sozialer Konflikte. „Wir müssen hier Angebote für alle machen und auch weiterhin versuchen, die Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen, die schon seit längerem in der Region arbeitssuchend sind.“ Glücklicherweise sei deren Zahl in Siegen-Wittgenstein im Vergleich zu anderen Regionen in NRW relativ niedrig.

Auch die Themen Infrastruktur und Industrie 4.0 wurden im weiteren Verlauf der Talkrunde angesprochen. Natürlich brauche eine Industrieregion wie Südwestfalen oder Siegen-Wittgenstein auch eine intakte Infrastruktur. „Wenn wir in Zukunft noch industrielle Arbeitsplätze in der drittstärksten Industrieregion Deutschlands haben wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass die Produkte zu den Kunden kommen können, auch wenn sie größer und schwerer sind als andere. Ebenso ist es für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dringend notwendig auf schnelle Datenanbindungen zugreifen zu können. Hier müssen wir noch einiges tun, aber die Minister in Düsseldorf wissen inzwischen alle, wie Südwestfalen geschrieben wird“, meinte Arndt G. Kirchhoff.

Für Christiane Schönefeld ist Industrie 4.0 eher Chance denn Risiko. Es würden in diesem Zusammenhang zwar viele Horrorszenarien gezeichnet, aber letztlich würden doch die Chancen überwiegen. „Es ist klar, dass sich Arbeit verändern wird. Aber auch die Lebensmodelle der Menschen ändern sich. Bislang jedenfalls haben solche Weiterentwicklungen der Wirtschaft immer dazu geführt, dass die Beschäftigung insgesamt zugenommen hat.“ Für Arndt G. Kirchhoff hat die Bildung dabei eine zentrale Bedeutung. „Wir müssen unsere Bildungssysteme und deren Inhalte überdenken, um die Menschen besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.“ Auch die Unternehmen müssten sich bei Zeiten auf den Weg machen und ihre Geschäftsmodelle stetig überprüfen. „Wenn wir in einigen Jahren nur noch Autos mit Elektroantrieb bauen, würde ich mir als Hersteller von Auspuffanlagen schon Gedanken machen, wie ich mein Geschäftsmodell verändern muss, um auch weiterhin am Markt erfolgreich sein zu können.“

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