Wer live schauen will, zahlt!

Welcher Fernsehsender darf die Spiele der Fußballbundesligen ab der Saison 2017/2018 live zeigen? Die Deutsche Fußball Liga hat die TV-Rechte für die Spielzeiten 2017/2018 bis 2020/2021 ausgeschrieben, eine Entscheidung soll noch vor Beginn der Fußballeuropameisterschaft im Juni fallen.

Für die Ausrichter zahlreicher Sportarten sind die Rechte für die TV- und Medienübertragungen die wichtigste Einnahmequelle – und damit sind die Vergabeverfahren und ihre Ergebnisse besonders bedeutsam für die Vereine und ihre finanzielle Wettbewerbsfähigkeit.

Zum ersten Mal können die Live-TV-Rechte nun allerdings nicht wie bisher an einen, sondern müssen aus kartellrechtlichen Gründen an mehrere Bieter vergeben werden.

Egal wie vielen Bietern die Rechte zugesprochen werden, der Preis dürfte eine neue Rekordhöhe erreichen – spekuliert wird über 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro pro Saison. Für die laufende Saison kassieren die Vereine der Ersten und Zweiten Fußballbundesliga einen Betrag in Höhe von gut 870 Millionen Euro.

Doch dies ist nichts im Vergleich zu anderen Ligen – ein Beispiel:

In England liegen die Einnahmen der Vereine aus dem Verkauf der Medienrechte bei 2,3 Milliarden Euro pro Spielzeit – und das allein für die Vermarktung in Großbritannien.

Dies ergibt pro Spiel in der Premier League durchschnittlich einen Betrag von 6,1 Millionen Euro, während es in der Fußballbundesliga aktuell 1,4 Millionen Euro pro Spiel sind (Grafik).

In anderen Sportarten werden teilweise noch deutlich höhere Beträge gezahlt. In der nordamerikanischen Football-Liga (NFL) ist nicht nur das Finale, der Superbowl, durch den Verkauf von Werbeblöcken eine Gelddruckveranstaltung. Auch jedes normale Spiel der Liga bringt durchschnittlich 20 Millionen Euro ein.

Weniger beliebt als der amerikanische Football oder der deutsche Fußball sind dagegen die Spiele der deutschen Eishockeyprofis. Hier liegt die Zahlungsbereitschaft für die TV-Übertragungsrechte der Spiele der Deutschen Eishockey Liga gerade einmal bei 2.000 Euro pro Spiel.

Weil europäische und internationale Sportereignisse wie die Olympischen Spiele oder die Welt- und Europameisterschaften im Fußball in sehr vielen Ländern ausgestrahlt werden, erzielen sie noch wesentlich höhere Beträge: Ganz vorne lag hier die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien – mit knapp 38 Millionen Euro pro Spiel.

Spannender als die Meisterschaft

Kommentar von Oliver Koppel, Arbeitsmarktforscher am Institut der deutschen Wirtschaft Köln

04732826Der Poker läuft – wer wird die Spiele der Ersten und Zweiten Fußballbundesliga ab der Saison 2017/2018 live übertragen? Bisher hatte stets ein einziger Anbieter das Gesamtpaket erworben, zuletzt Sky. Nun hat das Kartellamt jedoch ein Alleinerwerbsverbot durchgesetzt, sodass die Pakete A bis E (Tabelle) von mehreren Bietern gekauft werden müssen.

Zum Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen Bayern München schalteten in dieser Saison 1,87 Millionen Zuschauer live ein, zu den Quotenkiller-Duellen zwischen Ingolstadt und Wolfsburg sowie Leverkusen und Darmstadt dagegen weniger als jeweils 5.000 Fußballfans. Der Wert eines Pakets hängt also nicht nur vom Sendeplatz ab, sondern vor allem von der Attraktivität der beteiligten Mannschaften.

Die Sonntagsspiele des Pakets E beinhalten beispielsweise jene Mannschaften, die unter der Woche in der Europa League aktiv sind. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. Im – aus Bietersicht – besten Fall sind es Zuschauermagneten wie Schalke oder Mönchengladbach, mit denen sich hohe Werbeeinnahmen erzielen lassen, im schlechtesten Fall Abtörner wie Leverkusen oder Wolfsburg. Da Bayern, Dortmund sowie die übrigen Champions-League-Starter höchstwahrscheinlich vorwiegend samstags – also in den Paketen B, C und D – zu sehen sein werden, schwankt deren möglicher Wert deutlich weniger.

Ein erfolgreicher Konkurrent des bisherigen Alleinanbieters dürfte sein Paket am ehesten über das Internet zeigen, will er die zusätzlichen Infrastrukturkosten für den Kunden niedrig halten, der sich dann zum Beispiel keinen zweiten Dekoder anschaffen muss. Besonders attraktiv ist daher für die Konkurrenz das Paket B, welches die Konferenzvariante des Pakets C enthält. Zu einem moderaten Preis im Internet übertragen, könnte dieses Paket massiv Kunden gewinnen und dem bisherigen Alleinanbieter arg zusetzen.

Unter dem Strich erscheint mir aber nur ein Ausgang des Bieterverfahrens realistisch: Der bisherige Alleinanbieter erwirbt alle Live-Pakete und beißt in den – nur auf den ersten Blick – sauren Apfel der Internetkonkurrenz. Die in diesem Fall fehlende Exklusivität bei der Übertragung des Pakets E und eines zusätzlichen Samstagsspiels ist ein geringer Preis, den der bisherige Alleinanbieter zahlen müsste.

Aber wer weiß? Wie im Fußball können auch Bieterverfahren mit einer Überraschung enden. Das Spiel ist aus, wenn der Schiri pfeift. Und der Abpfiff in diesem Spiel folgt spätestens Anfang Juni, wenn der Zuschlag erfolgt ist.

IW, Köln

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