Siegerlandflughafen als Ausbildungsplatz für Piloten der Lufthansa?

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Die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) bringt weitere Vorschläge in die Diskussion zur Verlustabdeckung des Siegerland-Flughafens durch den Kreis ein. „Angesichts der äußerst schwierigen Finanzlage sollte nichts unversucht bleiben, um die Kostensituation des Siegerland-Flughafens in einem festgelegten Zeitrahmen spürbar zu verbessern“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. „Je deutlicher der Kreis macht, wie ernst er es mit der Kostenentlastung meint, desto glaubwürdiger kann der Landrat auf die Nachbarkreise im Umfeld des Flughafens einwirken, um sie in die Finanzierung einzubinden. Derzeit profitieren sie zum Nulltarif!“ Das Thema steht auf der Tagesordnung einer Sitzung des Kreisausschusses Siegen-Wittgenstein am 4. November 2016.

Im Gespräch mit Unternehmern und weiteren Akteuren habe man indes Handlungsfelder erörtert, die für die politische Diskussion durchaus von Interesse sein könnten, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer in einem Schreiben an Landrat Andreas Müller. So verfüge der Flughafen über ein modernes Instrumenten-Landesystem (ILS), das Lande- und Startvorgänge auch bei schlechten Wetterverhältnissen erlaube, aber auch hohe Kosten verursache. „Es sollte nach unserer Auffassung geprüft werden, ob es Alternativen gibt, die sich ohne größere Einschränkungen für den Flugverkehr mit Einsparungen umsetzen ließen“, so Klaus Gräbener. In anderen Ländern würden präzise Instrumentenanflüge mittlerweile satellitengestützt über GPS durchgeführt.

Zudem habe sich bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass der Standort interessant für die Ausbildung von Piloten ist. Derzeit sei die deutsche Lufthansa AG dabei, ihre Pilotenausbildung neu zu strukturieren. Falls noch nicht geschehen, sollte schnellstmöglich durch den Kreis oder die Geschäftsführung des Siegerland-Flughafens der Kontakt zu der Lufthansa Flight Training GmbH gesucht werden, um dabei eine Nutzung des Flughafens für die Pilotenausbildung bzw. für das Anflugtraining mit dem ILS ins Gespräch zu bringen.

Grundsätzlich geprüft werden sollte aus Sicht der IHK auch, inwiefern der Siegerland-Flughafen zu einem Verkehrslandeplatz umgestuft werden könnte. Luftrechtlich liegen hier die Anforderungen, etwa für die Feuerwehr, deutlich niedriger als bei einem Regionalflughafen. Dadurch könnte auch der finanzielle Aufwand reduziert werden. Allerdings seien tatsächliche Bedarfe ebenso zu berücksichtigen wie Vorgaben aus in der Vergangenheit eingesetzten Fördermittel.

Weitere Ansätze wären die zurzeit eher moderaten Gebührensätze für die Nutzung des Flughafens, eine Reduzierung der zum Teil langen Öffnungszeiten und ein etwaiger Eigenbetrieb der Tankstelle auf dem Flughafengelände, die bislang durch ein Mineralölunternehmen betrieben werde. Würde der Flughafen die Tankstelle selbst betreiben, könnten günstige Preise einen „Tanktourismus“ mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Standort begünstigen.

Klaus Gräbener: „Wir wünschen uns als IHK, dass der Kreistag in dieser Frage ein positives Votum für den Fortbestand des Flughafens abgibt, zugleich jedoch klar macht, dass die Kostenbelastung des Kreises mittelfristig deutlich zu reduzieren ist. Ein solcher „Doppel-Beschluss“ muss jedoch eine realistische Umsetzungsperspektive beinhalten. Durchgreifende Verbesserungen lassen sich eben nicht über Nacht erreichen. Aus unserer Sicht sollte man der Geschäftsführung einige Jahre Zeit geben, um an den notwendigen Stellschrauben zu drehen.“ Eine IHK-Unternehmensbefragung hatte vor wenigen Wochen gezeigt, dass ein Drittel der Unternehmen durchaus ein Interesse am Fortbestand des Siegerland-Flughafens hat.

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