Schrauben aus Wittgenstein sichern neue Schutzhülle

Die neue Schutzhülle für den Atomreaktor in Tschernobyl wird von über drei Millionen EJOT Spezialschrauben zusammengehalten. (Foto: EBRD)

Für den Bau der neuen Schutzhülle um den zerstörten Reaktor vier des Atomkraftwerkes Tschernobyl in der Ukraine hat die EJOT Baubefestigungen GmbH aus Bad Laasphe über drei Millionen Spezialschrauben geliefert. Am 14. November 2016 wurde mit dem Verschieben der Schutzhülle in Richtung des alten Sarkophags begonnen. Ihre finale Position soll sie heute (29. November) erreichen und 2017 in Betrieb genommen werden. Die Schutzhülle gilt als derzeit größtes mobiles Bauwerk der Welt.

Am 26. April 1986 ereignete sich im Reaktor vier des Atomkraftwerkes Tschernobyl der Super-GAU. Rund ein halbes Jahr später, am 15. November, wurde ein als Provisorium gedachter Beton-Sarkophag fertig gestellt, der den offenen Reaktor bis heute umgibt und einen Teil der Strahlung zurückhält. Allerdings ist die Schutzhülle baufällig und musste in den letzten Jahren immer wieder repariert werden. Die löcherige Konstruktion lässt Wasser eindringen und Staub austreten. Ihre Haltbarkeit wurde auf etwa 20 bis 30 Jahre geschätzt.

Ein neuer, gigantischer Sarkophag soll deshalb langfristig Schutz bieten. Auf einer internationalen Geberkonferenz wurde die Finanzierung des Mega-Projekts beschlossen. 2007 erhielt das europäische Konsortium „Novarka“ den Bauauftrag. Die neue Schutzhülle ist ein Bau geworden, wie ihn die Welt zuvor noch nicht gesehen hat: 110 Meter hoch, 257 Meter Spannweite, 165 Meter breit und mit einem Gewicht von rund 36.000 Tonnen. Über 100 Jahre soll das Bauwerk halten und den Verantwortlichen Gelegenheit geben, eine abschließende Lösung für die strahlende Ruine zu finden. Deshalb sind in der Konstruktion auch Spezialschrauben der EJOT Baubefestigungen GmbH aus Bad Laasphe zum Einsatz gekommen.

Im April 2012 begannen die Baumaßnahmen, geplanter Fertigstellungstermin war Sommer 2015. Mit zwei Jahren Verzögerung erfolgte jetzt die Fertigstellung. Wegen der hohen Strahlenbelastung vor Ort war der Aufbau direkt über dem alten Sarkophag nicht möglich. Deshalb wurde die Schutzhülle auf einem Nachbargelände gefertigt und dann über den bestehenden Sarkophag geschoben.

„Für dieses Projekt werden allerhöchste Ansprüche an die Sicherheit und Haltbarkeit der verwendeten Baumaterialien gestellt. Das gilt selbstverständlich auch für die Schraubverbindungen, mit denen das Dach der gewaltigen Stahlkonstruktion montiert wird“, erläuterte EJOT Geschäftsführer Michael Hofmann 2012 kurz nach der Auftragserteilung. „Bei der Auswahl der Zulieferfirmen konnten wir bereits im Vorfeld umfangreiche technische Fragen detailliert beantworten. Darüber hinaus garantieren wir eine geschlossene Qualitätsleistung“, ergänzte EJOT Projektmanager Mark Althaus. Das bedeutet, dass sämtliche Fertigungs- und Prozessschritte durchgängig überwacht wurden, angefangen von der Wareneingangsprüfung des Rohmaterials bis hin zur Endprüfung – dem Identity Check. Dafür standen standardisierte Fertigungsverfahren sowie interne Prüfungen nach Vorgaben der EOTA (European Organisation for Technical Approvals).

Insgesamt hat EJOT über drei Millionen Schrauben für dieses Projekt geliefert. Das entspricht etwa drei voll beladenen 40-Tonnern. Konkret handelte es dabei um die „Super-Saphir Bohrschraube JT3“ in verschiedenen Abmessungen, erläutert EJOT Geschäftsführer Winfried Schwarz. Diese Spezialschraube besteht aus zwei Werkstoffen, nämlich aus Edelstahl mit einer Bohrspitze aus gehärtetem Stahl. Hinzu kommt ein Dichtring aus Gummi. Aufgrund dieser Konstruktion können bei der Verarbeitung der Schraube gleich drei Arbeitsgänge in einem durchgeführt werden: Bohren, Gewinden und Abdichten. Diese Art von Zweistahlschrauben gehören zu den Spezialitäten von EJOT. Damit ist das Unternehmen Marktführer in Europa. Hinzu kommen langjährige Erfahrungen in der Anwendung. Das hat mit den Ausschlag gegeben, für einen der bislang größten Einzelaufträge, den die EJOT Baubefestigungen GmbH erhalten hat.

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