Online ist für den Handel ein Muss

Der stationäre Handel muss schnellstmöglich mit einer ansprechenden Präsenz auch im Internet gefunden werden. Darin war sich der IHK-Einzelhandelsausschuss einig.

Wer als Einzelhändler nicht schnellstmöglich über eine ansprechende Präsenz im Internet verfügt, der wird es bereits in naher Zukunft sehr schwer haben. Zu diesem eindeutigen Fazit kam der Einzelhandelsausschuss der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) bei seiner jüngsten Zusammenkunft in Neunkirchen.

Dass der Anteil der Onlinekäufe stetig steigt, der Einzelhandelsumsatz im Ganzen aber stagniert, zeigte Christina Schmidt von der Billiton Internet Services GmbH auf. Das Siegener Unternehmen entwickelt derzeit ein eigenes Konzept eines regionalen Web-Kaufhauses, um vom Online-Umsatz einen Teil in der Region zu halten. Das Projekt richtet sich an lokale Händler, die entweder noch wenig online-affin sind oder die einen weiteren Vertriebskanal eröffnen möchten. Es sollen zunächst lokale Produkte angeboten werden, die man nicht bei den großen Webkaufhäusern findet. Auf anderen Plattformen erhältliche Produkte werden dies ergänzen, um den Kunden ein umfangreiches Portfolio an Produkten lokaler Händler bieten zu können. „Der Ansatz geht in die richtige Richtung“, lobte Foto-Händler Martin Achatzi. Über eine gemeinsame Plattform könnten sich lokale Händler dem Online-Wettbewerb stellen. Ein lokales Webkaufhaus kann den stationären Einzelhandel durchaus stärken, berichtete der Attendorner Drogerist Rainer Eiden über seine Erfahrungen mit dem dortigen Webkaufhaus. Die teilnehmenden Händler würden jetzt im Netz gefunden. Und auch wenn die Auslieferungen nach Onlinebestellungen noch sehr gering seien, erkundigten sich viele Attendorner über die Plattform nach den Produkten vor Ort oder nutzten Click & Collect. Das steigere die Frequenz in den Geschäften und stärke den Einzelhandel in der Hansestadt.

Einen anderen Ansatz verfolgt der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) gemeinsam mit der weltweiten Plattform Ebay. Sie lobten den Wettbewerb „Die digitale Innenstadt“ aus. Wie Klaus Willmers, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen, erläuterte, wurde in den vergangenen Wochen der Marktbereich gesucht, der den eigenen Handelsstandort digital und damit zukunftsgerichtet aufstellen will. Willmers: „Durch den Onlinehandel verlieren Läden Laufkundschaft, Geschäfte müssen schließen, Innenstädte veröden und der Einkaufsbummel verliert seinen Reiz.“ Ein Teufelskreis, der vor allem kleineren und mittelgroßen Städten drohe. Nur wenn es lokalen Einzelhändlern gelinge, zusätzliche Vertriebskanäle und Umsatzquellen sowie neue Zielgruppen zu erschließen, könnten sie die Attraktivität ihres stationären Angebots – und damit letztlich das eigene Überleben – nachhaltig sichern. Martin Achatzi bestätigte aus eigener Erfahrung, über Ebay sei eine „erhebliche Umsatzsteigerung“ für den lokalen Einzelhandel möglich. „Wir sind auf der richtigen Fährte – auch mit unseren lokalen Akteuren“, stellte Ausschussvorsitzender Wolfgang Keller fest. „Wenn es jetzt noch gelingt, die verschiedenen Aktionen zu bündeln, anstatt sie nebeneinander laufen zu lassen, dann wäre vieles einfacher“, ergänzte Thiemo Brinkmann von der Interessen- und Standortgemeinschaft Oberstadt in Siegen.

Bündeln war auch das Stichwort für Gastgeber Bernhard Baumann. Der Neunkirchener Bürgermeister möchte den Kaufkraftabfluss in Richtung Oberzentrum Siegen eindämmen und vermehrt Kaufkraft nach Neunkirchen lenken. Der erste Schritt in diese Richtung wurde in der Gemeinde bereits mit dem Bau des Fachmarktzentrums „Quartier N“ gemacht. Baumann: „Wir haben uns bewusst auch für die Ansiedlung von Filialisten entschieden, da wir durch den Mix von inhabergeführtem Bestand und Filialisten Kaufkraft nach Neunkirchen lenken und die Anzahl von Spontankäufen steigern.“ Besonders dem Wunsch aus der Bevölkerung nach einem Drogeriemarkt und einem Geschäft für bezahlbare Kinderbekleidung sei man nachgekommen.

Weitere Kaufkraft hat die Gemeinde über die Ansiedlung eines Arzt- & Gesundheitszentrums im Zentrum gebunden. Das Motto hier: „Während mein/e Partner/in beim Arzt ist, kann ich im nahen Umfeld einkaufen.“ Da der Bürgermeister im Einzelhandelsportfolio Neunkirchens noch immer Defizite ausmachte – zum Beispiel in der Herrenbekleidung –, soll die Ansiedlung von Einzelhandel in der Ortsmitte ausgeweitet werden.

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