Mit dem Ende der Ausbildungen steigt die Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Siegen steigt im Juli auf 5,2 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Juni. Einen großen Anteil an der gestiegenen Arbeitslosigkeit hat die Gruppe der Unter-25-Jährigen. Von den 451 zusätzlichen Arbeitslosen gehören 63 Prozent zu dieser Gruppe. Insgesamt sind im Juli 12.065 Männer und Frauen arbeitslos. Das sind 3,9 Prozent mehr als im Juni. Der Vorjahresvergleich ist hingegen positiv: Die Arbeitslosigkeit geht um 309 Personen oder 2,5 Prozent zurück, die Arbeitslosenquote sinkt um 0,2 Prozentpunkte. „Es sind zwar weniger Menschen arbeitslos als vor einem Jahr, aber der große Anstieg bei den jungen Menschen hat uns negativ überrascht“, beschreibt Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen: „Wir haben uns in den letzten Wochen sehr intensiv um diese Personengruppe gekümmert.“

Im Juli haben sich in der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahre 698 Personen arbeitslos gemeldet, aber nur 391 haben eine neue Tätigkeit gefunden. Damit sind im Juli 1.610 junge Menschen ohne Arbeit. Ein Anstieg von 21,4 Prozent zum Vormonat und von 1,8 Prozent zum Vorjahr. „Die Zahlen sind eindeutig, viele Betriebe haben ihre Auszubildenden nach der Lehre nicht übernommen“, erklärt Dr. Wolf die Statistik. Jedes Jahr steigt im Frühsommer die Zahl der jungen Arbeitslosen, da einige Jugendliche nach der Ausbildung nicht übernommen werden und sich arbeitslos melden. „Unser Ziel bleibt es, diese sehr gut qualifizierten Jugendlichen möglichst übergangslos in Arbeit zu bringen“, betont Dr. Wolf und fügt an: „Junge Fachkräfte sind andererseits ja sehr gefragt und ihre Beschäftigung ist das beste Mittel gegen den Fachkräftemangel. Die Unternehmen sollten auf diese jungen Fachkräfte setzen und sie wieder einstellen.“

Bestand der gemeldeten Stellen liegt über dem Vorjahr

Die Arbeitgeber haben im Juli 848 neue Stellen gemeldet. Das sind 71 Stellen weniger als im Vormonat, ein Rückgang von 7,7 Prozent. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen sinkt ebenfalls leicht auf 2.484 oder um 1,3 Prozent. Trotzdem stehen im Vergleich zum Vorjahr den Arbeitssuchenden 258 Stellen mehr zur Verfügung. Das ist ein Plus von 11,6 Prozent. „Der leichte Rückgang ist typisch für die Ferienzeit. Doch der deutliche Zuwachs im Jahresvergleich zeigt, wie gut und stabil die wirtschaftliche Lage in der Region weiterhin ist“, bewertet Dr. Wolf die leicht gesunkene Zahl an freien Stellen.

Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Siegen

Die 12.065 Arbeitslosen setzen sich aus Kunden der beiden Rechtskreise zusammen. Kunden der Arbeitslosenversicherung und damit der Arbeitsagentur gehören dem Rechtskreis SGB III (Sozialgesetzbuch) an. Jobcenter-Kunden erhalten Arbeitslosengeld II und gehören dem Rechtskreis SGB II an. Während die Arbeitsagentur Siegen für beide Kreise zuständig ist, gibt es ein Jobcenter im Kreis Siegen-Wittgenstein und eins im Kreis Olpe.

Im Bereich der Arbeitsagentur steigt die Zahl der Arbeitslosen im Juli um 286 Personen auf 4.289 Männer und Frauen. Das sind 7,1 Prozent mehr als im Vormonat. Der Vergleich mit dem Vorjahr ist allerdings positiv: Die Arbeitslosenzahl ist um 283 Personen oder 6,2 Prozent zurückgegangen. Im Rechtskreis der beiden Jobcenter sind mit 7.776 Menschen 165 Personen mehr arbeitslos als im Juni. Damit steigt die Zahl der Arbeitslosen in diesem Bereich um 2,2 Prozent. Im Jahresvergleich ergibt sich ein leichter Rückgang von 0,3 Prozent, denn im Juli 2014 waren 26 Männer und Frauen mehr arbeitslos.

Arbeitslosigkeit im Kreis Siegen-Wittgenstein

Im Kreis Siegen-Wittgenstein waren im Juli 8.673 Menschen ohne Arbeit. Das ist ein Anstieg um 258 Personen oder um 3,1 Prozent im Vergleich zum Juni. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent, doch im Vorjahr waren 262 Personen mehr arbeitslos. Die Arbeitslosenquote betrug damals 5,9 Prozent. Im Alter zwischen 15 und 25 sind 1.172 Personen arbeitslos. Das sind 182 oder 18,4 Prozent mehr als im Juni, aber einer weniger als letztes Jahr. Damit gehören sieben von zehn zusätzlichen Arbeitslosen dieser Gruppe an. „Die wirtschaftliche Lage ist gut, das zeigt die niedrigere Arbeitslosigkeit als im letzten Jahr. Daher kann ich es nicht verstehen, dass so viele junge Menschen nach der Ausbildung nicht übernommen werden“, schildert Dr. Bettina Wolf.

Von den Arbeitslosen sind im Juli 5.811 Personen Kunden des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein. Das sind 116 Personen mehr als im Juni, ein Anstieg um 2 Prozent. Verglichen mit Juli 2014 zeigt sich ein leichtes Plus von 0,5 Prozent oder 29 Männer und Frauen.

Arbeitslosigkeit im Kreis Olpe

Im Kreis Olpe steigt die Zahl der Arbeitslosen im Juli um 6 Prozent oder um 193 Personen. Damit sind 3.392 Personen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote beträgt nun 4,4 Prozent, das sind 0,3 Prozentpunkte mehr. Verglichen mit Juli 2014 sinkt die Zahl der Arbeitslosen dagegen um 47 Personen, ein Rückgang um 1,4 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen zwischen 15 und 25 Jahren steigt von Juni bis Juli um 102 Personen auf 438 und erhöht sich damit um 30,4 Prozent. Vor einem Jahr waren im Juli 30 junge Menschen weniger arbeitslos. Der deutliche Anstieg der Arbeitslosen gehe laut Dr. Wolf in Olpe zur Hälfte auf die Gruppe der Unter-25-Jährigen. „Die Betriebe in Olpe bieten sehr viele Ausbildungsstellen an, offensichtlich brauchen sie junge Fachkräfte. Daher sollten sie auch den frisch ausgebildeten Fachkräften eine Chance geben“, bekräftigt die Agentur-Chefin.

Das Jobcenter Kreis Olpe betreute im Juli 1.965 Arbeitslose. Damit ergibt sich im Kreis Olpe in diesem Rechtskreis ein Anstieg um 49 Personen oder 2,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zum Juli 2014 sinkt die Arbeitslosenzahl um 55 Personen oder 2,7 Prozent.

Ausblick: Agentur möchte Runden Tisch zur Landzeitarbeitslosigkeit einrichten

Dr. Bettina Wolf hat bei ihrer täglichen Arbeit besonders die Langzeitarbeitslosen im Blick: „Viele von ihnen sind gut ausgebildet und motiviert und bringen reichhaltige Erfahrungen mit. Ihre Einstellung bietet viele Chancen.“ Darum werde sich die Agentur in den nächsten Monaten besonders um die Langzeitarbeitslosen in der Region kümmern. Die Chefin der Arbeitsagentur ist nicht zufrieden mit der Entwicklung: „Leider konnte dieser Personenkreis bisher nicht in wünschenswertem Umfang von der guten Stellensituation vor Ort profitieren. Daher werden wir gemeinsam mit den Jobcentern Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe die bestehenden Ansätze ausbauen, um den Menschen, die bereits länger arbeitslos sind, eine Chance zu geben.“ Die Arbeitsagentur möchte zudem in beiden Kreisen Runde Tische zum Thema Langzeitarbeitslosigkeit einrichten, berichtet Dr. Wolf. Gemeinsam mit den lokalen Gewerkschaften, Verbänden und dem Verwaltungsausschuss der Arbeitsagentur sollen neue Ideen entwickelt werden.

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