Gute Auslastung und gedämpfte Erwartungen

Die Unternehmen im Kreis Olpe sind gut ausgelastet. Die Erwartungen für 2017 sind dennoch gedämpft. Das machte der Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe e.V. bei seinem jährlichen Konjunktur-Pressegespräch deutlich.

„Nach wie vor dominieren die Abwärtsrisiken. Die geopolitischen Risiken und die politische Unsicherheit in Europa gefährden das erwartete, verhaltene Weltwirtschaftswachstum. Hinzu kommen protektionistische und isolationistische Tendenzen sowie der schwierige Markt in China, der sich in den schwachen deutschen Exporten dorthin widerspiegelt“, so Siegfried Koepp, der Vorsitzende des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes für den Kreis Olpe e.V.  „Vor diesem Hintergrund erwarten wir nur eine moderate Zunahme der deutschen Exporte“, so Koepp weiter. Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Arndt G. Kirchhoff und dem Verbandsgeschäftsführer Stephan Stracke stellte er in einem Pressegespräch die Ergebnisse der regelmäßig zum Jahreswechsel stattfindenden Konjunkturumfrage vor. An der Umfrage beteiligten sich etwa 1/3 der Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes. Die ausgewerteten Unternehmen stellen insgesamt rund 6.000 Beschäftigte, darunter 430 Auszubildende.

Verbandsgeschäftsführer Stephan Stracke (links), Siegfried Koepp, Vorsitzender des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes für den Kreis Olpe e.V. (Mitte) und Arndt G. Kirchhoff (rechts), stellvertretender Vorsitzender des AGV Olpe und Vorsitzender der Fachgruppe Metall, stellten die Ergebnisse der jährlichen Konjunkturumfrage vor.

„Die Produktion bei der M+E-Industrie in Deutschland hat bis Oktober 2016 um etwa 1,4 Prozent (2015: etwa 0,8 Prozent) zulegen können. Damit erklärt sich ebenfalls der um 0,7 Prozent auf nunmehr 3,852 Mio. gestiegene Beschäftigungsstand. In NRW sieht das Bild weitaus düsterer aus. Hier sank im Vergleichszeitraum die Produktion um 1,18 Prozent, der Auftragseingang um 2,35 Prozent (Inland: -1,59 Prozent, Ausland: -2,97 Prozent) und die Beschäftigung um 0,01 Prozent auf nun 693.000 Personen.  Der Vorkrisenstand wird damit um etwa 22.000 Beschäftigte unterschritten. Nach der Auswertung unserer Mitgliederbefragung vom Dezember 2016 stellen sich die Prognosen für die M+E – Industrie unseres Verbandsgebietes im Vergleich zu NRW etwas optimistischer dar. 79 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einem gleichbleibenden Beschäftigtenstand aus. Entlassungen sind nicht geplant, jedoch sehen rd. 10 Prozent Kurzarbeit auf sich zukommen. Neueinstellungen planen dagegen 21 Prozent der Unternehmen“, so Stephan Stracke.

„Die Geschäftserwartungen der heimischen Unternehmen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gedämpfter. Etwa 58 Prozent (Vorjahr: 88 Prozent) der Unternehmen bewerten sie als besser oder gleich gut. Knapp 42 Prozent (Vorjahr: 12 Prozent) geben das Votum „gleich schlecht“ oder „schlechter“ ab. Diese Lageentwicklung spiegelt sich auch bei den Orders sowohl für das In- als auch für das Ausland wider. Hier sehen nur noch 58 Prozent der Unternehmen einen besseren oder gleich guten Verlauf. Eine Verschlechterung erwarten dagegen 21 Prozent der Befragten. Ebenfalls 21 Prozent bewerten die Auftragsentwicklung als gleich negativ. Diese Einschätzung trifft gleichermaßen für die Inlands- als auch Auslandsorders zu. Im Jahr zuvor gab es hier noch eine deutliche Trennung der Erwartungen zugunsten der Inlandorders“, so Stracke weiter.

Die aktuelle Ertragslage der Unternehmen werde nur noch von 79 Prozent (Vorjahr: 92 Prozent) der Unternehmen als befriedigend (74 Prozent) oder gut (5 Prozent) angesehen. Die Erwartungen für das Jahr 2017 seien zwar per Saldo überwiegend positiv (79 Prozent), doch rechne jedes fünfte Unternehmen (Vorjahr: jedes sechste) mit einer verschlechterten Ertragslage. Eine gleichbleibende oder sogar verbesserte Ertragslage erwarteten 78 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: etwa 84 Prozent), ergänzt Stracke abschließend.

„Betont werden muss“, so Siegfried Koepp, „dass sich die zugrundeliegende Auswertung der Konjunkturumfrage 2016 / 2017 auf Erwartungen der Unternehmen stützt und die hier getroffenen Aussagen infolge dessen lediglich als Stimmungslage zu werten sind“. Übereinstimmend mit den Wirtschaftsforschungsinstituten und den Wirtschaftsweisen rechne auch er für das laufende Jahr 2017 mit einem sich nur verhalten entwickelnden gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 1,3 bis 1,4 Prozent.

„Die nordrhein-westfälischen Unternehmen der M+E-Industrie sind insgesamt solide aufgestellt“, so Arndt G. Kirchhoff, stellvertretender Vorsitzender des AGV Olpe und Vorsitzender der Fachgruppe Metall. Als Präsident von Metall NRW leitete Kirchhoff die letztjährige M+E-Tarifrunde in NRW. „Ein weiterer Rückgang der M+E-Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen (derzeit etwa 693.000 Beschäftigte) konnte verhindert werden. Allerdings zeigt sich -differenziert nach Branchen- eine heterogene Lage. Während wir in sechs Branchen -u.a. bei den DV-Geräten und im Fahrzeugbau- zulegen konnten, wurden in fünf Branchen, wie beispielsweise bei den Gießereien und dem Maschinenbau, Arbeitsplätze abgebaut. Insgesamt ist die Tendenz der langjährigen Beschäftigungsentwicklung kritisch zu sehen. Alleine der Rückgang der Beschäftigung im Jahr 2015 hat den mühsamen Aufbau der Jahre 2013 und 2014 mehr als zunichte gemacht. Solange die Arbeitskosten stärker steigen als der Produktivitätsfortschritt, werden durch ansteigende Lohnstückkosten auf Sicht Arbeitsplätze wegfallen. Mit Blick auf unseren Sozialpartner, die IG Metall, ist auszuführen, dass nur die Rückkehr zu einer produktivitätsorientierten Tarifpolitik den Trend zum weiteren Arbeitsplatzabbau verhindern kann“.

„Mit ca. 2,5683 Mio. Arbeitslosen bundesweit wurde der Vorjahresstand im Dezember um etwa 113.000 (Arbeitslosenquote: 5,8 Prozent, Vorjahresmonat: 6,4 Prozent) unterschritten. Nicht ganz so stark hat die Zahl der Arbeitslosen in NRW abgenommen. Hier konnten die Arbeitslosenzahlen nur um etwa 3 Prozent auf zuletzt 696.000 abgesenkt werden (Arbeitslosenquote: 7,4 Prozent, Vorjahresmonat: 7,7 Prozent). Im Gesamtbezirk Siegen / Wittgenstein / Olpe stieg im Dezember 2016 die Zahl der Arbeitslosen um 355 Personen. Dies spiegeln auch die Arbeitslosenquoten wider, die für den Gesamtbezirk 4,9 Prozent (Vorjahresmonat: 4,8 Prozent) aller zivilen Erwerbspersonen und für die Teilregion Olpe 4,2 Prozent (Vorjahresmonat: 4,1 Prozent) ausweisen. Gleichzeitig wuchs im Agenturbezirk die Anzahl freier Stellen um etwa 29 Prozent auf nunmehr 2.999“, so Kirchhoff weiter.

Die Auswertung der Konjunkturumfrage zeige, dass 21 Prozent (Vorjahr: 36 Prozent) der Unternehmen steigende Investitionen planten. Mit einem unveränderten Niveau rechneten fast 37 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: fast 60 Prozent). Immer noch jedes fünfte Unternehmen erwarte sogar sinkende Investitionen (Vorjahr: jedes vierte). Per Saldo sei daher von keiner Steigerung der Investitionen auszugehen, weshalb auch keine positiven Effekte für den M+E-Arbeitsmarkt erwartet werden könnten.

Die Ausbildungsplanungen im Kreis befänden sich weiterhin auf hohem Niveau. 79 Prozent der Unternehmen gingen von einer gleichbleibenden Höhe des Ausbildungsplatzangebotes und 16 Prozent sogar von einem weiteren Aufbau aus. „Dieser stetige Anstieg der Ausbildungsquote zeigt neben dem hohen sozialen Engagement der Unternehmen auch die Notwendigkeit, angesichts der demographischen Entwicklung genügend Fachkräfte für die Zukunft auszubilden“. Wie sehr dieses Problem dränge, werde u.a. durch die steigende Zahl an offenen Stellen in Deutschland sichtbar. Diese seien im Jahresdurchschnitt um 87.000 auf nunmehr 655.000 angewachsen, so Kirchhoff abschließend.

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